POL-HM: Zahlreiche Autofahrer(innen) mit Handy am Ohr festgestellt – zunehmende Gefahren infolge Ablenkung durch moderne Kommunikationstechniken

05.10.2015 – 14:13

POL-HM: Zahlreiche Autofahrer(innen) mit Handy am Ohr festgestellt - zunehmende Gefahren infolge Ablenkung durch moderne Kommunikationstechniken
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Hameln (ots) – (Weserbergland) In der vergangenen Woche wurden im gesamten Bereich der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden vermehrt Verkehrskontrollen mit Schwerpunkt „Verstöße durch Handy-Benutzung während der Fahrt“ durchgeführt. Bei den stationären und mobilen Kontrollen wurden zahlreiche Verstöße festgestellt und als Ordnungswidrigkeitenanzeigen den Bußgeldbehörden übergeben.

Auszugsweise sei ein Vorfall vom Mittwochvormittag (30.09.2015) genannt. Hier war ein Pkw Mitsubishi auffällig, dessen Fahrerin (39) kurz nach 09.00 Uhr mit Handy am Ohr in die stationäre Kontrollstelle am Hastenbecker Weg fuhr und auch noch weiter telefonierte, als der kontrollierende Polizeibeamte sie bereits stoppte. Weitere Überprüfungen ergaben, dass die Mitsubishi-Fahrerin zudem nicht mehr in Besitz einer Fahrerlaubnis ist, so dass sie neben dem Ordnungswidrigkeitenverfahren zusätzlich noch ein Strafverfahren zu erwarten hat.

Aufgrund der zahlreichen Verstöße, die in dieser Woche während der Kontrollaktionen festgestellt wurden, wird nochmals auf die Gefahren hingewiesen, die durch Telefonieren während der Fahrt und Ablenkung durch Kommunikationsgeräte im Straßenverkehr entstehen:

In Medienberichten über Verkehrsunfälle liest man immer häufiger Formulierungen wie „… das Fahrzeug geriet aus ungeklärter Ursache auf gerader Strecke nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum…“; „…infolge Unachtsamkeit fuhr der nachfolgende Fahrer auf den bereits stehenden Pkw auf …“, „Unfall gibt Polizei Rätsel auf …“. Eine mögliche Erklärung für diese Unfallereignisse und des Rätsels Lösung wäre die Benutzung eines Handys oder Smartphones während der Fahrt.

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SMS am Steuer – eine ernstzunehmende Gefahr im Straßenverkehr.

„Hallo Schatz, bin schon auf der 83 hinter Bodenwerder und gleich zu Hau| „, so der Text einer Kurznachricht, die Heiner B. noch schnell an seine Ehefrau schicken wollte. 20 Minuten später wäre er tatsächlich zu Hause gewesen, wenn er nicht diesen schrecklichen Unfall gehabt hätte. Er geriet mit seinem Pkw nach links auf den Gegenfahrstreifen und stieß mit einem entgegenkommenden Lastzug zusammen. Er war fast eine Stunde im Wrack eingeklemmt und musste von der Feuerwehr aus dem Blechknäuel geschnitten werden. Mit lebensgefährlichen Verletzungen flog ihn ein Rettungshubschrauber in eine Klinik. Die Mediziner vollbringen ein Wunder; Heiner B. überlebt; er wird aber nie vollständig genesen und körperlich stark eingeschränkt seinen Alltag bewältigen müssen.

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Tippen tötet – Sekunden, die das Leben entscheiden können

Eine Sekunde Unaufmerksamkeit, die das eigene Leben, aber auch das Leben anderer entscheidend verändern kann. Eine SMS während der Fahrt; ein Moment, in dem der Blick nicht nach vorne auf die Fahrbahn gerichtet ist. Ein Moment, der über Leben und Tod entscheidet. Leider viel zu oft geschehen solche Unfallereignisse auf unseren Straßen, deren Verursachung in der Benutzung von Mobiltelefonen liegen dürfte.

Nach Schätzungen von Experten passiert inzwischen jeder fünfte Unfall, weil am Steuer ein Handy benutzt wurde. Diese Art der Ablenkung stellt eine zunehmende Gefahr im Straßenverkehr dar.

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Blindflug

Kein Autofahrer würde auf die fatale Idee kommen, sich während der Fahrt für einige Sekunden eine Augenbinde umzulegen und mit verbundenen Augen -wenn auch nur für kurze Zeit- die Fahrt fortzusetzen. Wir machen es aber; nur in anderer Form.

Wer nur wenige Augenblicke auf das Handy schaut, legt eine enorme Wegstrecke ohne Sicht zurück. Bei Tempo 100 legt man, während man nur zwei Sekunden auf das Display schaut, knapp 60 Meter zurück. 60 Meter im Blindflug; keine Möglichkeit zur Reaktion bei auftretenden Gefahren. Eine Abweichung von wenigen Zentimetern auf einen zurückgelegten Meter bedeutet bei einer Wegstrecke von 60 Meter eine erhebliche Kursabweichung. Richtet sich der Blick vom Display wieder nach oben, ist es zu spät: der Baum rechts der Fahrbahn dringt bereits tief in den Motorraum ein oder die steife Karosserie eines entgegenkommenden Fahrzeuges lässt das Fahrzeug auffalten wie eine Ziehharmonika.

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Neue Hauptunfallursache: Ablenkung durch moderne Kommunikationstechniken

Ablenkung durch Handys; ein höchst gefährliches Unterfangen, wie sich immer öfters herausstellt. Die Handybenutzung am Steuer läuft als mögliche Ursache bereits der bisher häufigsten Unfallursache, dem schnellen Fahren, den Rang ab. Zwar steht überhöhte Geschwindigkeit immer noch weit vorn in der Rangliste, aber die neue Hauptunfallursache könnte schon bald das Hantieren mit dem Smartphone oder dem Handy während der Fahrt sein.

In die Pflicht nehmen sollte man auch die Anrufer. Wenn ich weiß, dass mein Gesprächspartner im Auto sitzt und fährt, sollte man es unterlassen, diese Person anzurufen. Inzwischen gibt es preiswerte Freisprecheinrichtungen -auch zum Nachrüsten-, die zumindest über Bedientasten am Lenkrad dafür sorgen, dass man den Blick nicht von der Straße nehmen muss, oder sogar auf Sprachkommandos reagieren.

Aber auch das Gespräch an sich stellt, auch mit einer Freisprecheinrichtung, eine gewisse Ablenkung dar. Die Konzentration auf das Gespräch geht soweit, dass der Polizei häufig angeblich betrunkene Autofahrer meldete werden, da diese durch ihre Fahrweise auffällig geworden sind und ähnliche Merkmale eines alkoholisierten Fahrers aufweisen (Schlangenlinien-Fahrt, plötzliche und abrupte Lenkbewegungen, Rotlichtmissachtungen,…). Stoppt die Polizei solche Fahrzeuge, kann nicht Alkoholbeeinflussung festgestellt werden, sondern Konzentrationsmangel aufgrund eines geführten (Telefon-) Gesprächs.

Die Ablenkung durch diese Kommunikationsgeräte kann in einigen Fällen sogar schwerwiegender sein als bei Alkoholgenuss.

Trotz der Behauptungen vieler Menschen, sie seien multitaskingfähig, zeigen diese Beispiele eindrucksvoll, dass die meisten Menschen sich doch nur auf eine Sache konzentrieren können; in diesem Falle nicht auf die Autofahrt, sondern auf das Gespräch. Bestätigt wird die gesprächsbedingte Ablenkung durch Beobachtungen der Polizei: auf mehrspurigen Straßen kann man mit einen deutlich erkennbaren Streifenwagen eine große Strecke neben einem telefonierenden Autofahrer oder einer Autofahrerin herfahren, ohne dass man als Polizei bemerkt und das Gespräch beendet wird. Der telefonierende Autofahrer ist abgelenkt und nimmt äußere Einflüsse kaum noch wahr.

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Begrenzte Fähigkeiten eines Menschen

Jeder Fahrzeugführer muss wissen: die geistigen Fähigkeiten sind begrenzt und werden durch ganz viele Faktoren herabgesetzt, wie Hunger, Durst, Hitze, Stress, Müdigkeit und ABLENKUNG (die Aufzählung ist nicht abschließend). Wenn dies alles zusammentrifft, bleiben kaum noch Kapazitäten übrig zum Fahren (die Wahrnehmung wird stark herabgesetzt oder sogar ausgeschaltet und dadurch die Reaktionszeiten werden immer länger!).

Auch durch die Bedienung eines Navigationsgerätes stellen sich Ablenkungssymptome ein, die mit dem Schreiben einer SMS vergleichbar sind.

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Verstöße und Bußgelder

Wird man bei der Bedienung eines Mobiltelefons während der Fahrt erwischt, drohen dem Betroffenen in Deutschland Bußgelder und Punkteeinträge. Im Paragraph 23 der Straßenverkehrsordnung heißt es:

„Wer ein Fahrzeug führt, darf ein Mobil- oder Autotelefon nicht benutzen, wenn hierfür das Mobiltelefon oder der Hörer des Autotelefons aufgenommen oder gehalten werden muss. Dies gilt nicht, wenn das Fahrzeug steht und bei Kraftfahrzeugen der Motor ausgeschaltet ist.“

Nur so nebenbei: ein Fahrrad ist ebenfalls ein Fahrzeug, so dass auch Radfahrern die Handybenutzung während der Fahrt nicht gestattet ist.

Ein Verstoß als Kraftfahrzeugfahrer wird derzeit mit 60,00 Euro und einem Punkt im Fahreignungsregister geahndet; die Benutzung eines Mobiltelefons als Radfahrer wird mit 25,00 Euro verwarnt.

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Zahl der Verstöße / hohe Dunkelziffer

Bei entsprechenden Verkehrsüberwachungen konnten in den letzten beiden Jahren innerhalb der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden insgesamt über 2000 Verstöße festgestellt und geahndet werden. Die Dunkelziffer liegt nach ersten Einschätzungen um ein Vielfaches höher.

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Unser Appell: keine Ablenkung während der Fahrt

Leider wird das Telefonieren am Steuer von vielen Verkehrsteilnehmern unterbewertet und trotz der Sanktionen als nicht sonderlich schlimm empfunden.

Daher der eindringliche Appell der Polizei: lassen Sie sich während der Fahrt nicht ablenken; weder durch Telefone noch durch andere Bediengeräte, auch nicht durch intensiv geführte Gespräche. Lassen sie das Handy links liegen und stellen Sie sowohl den Ton als auch die Vibrationsfunktion aus. Keine Nachricht der Welt oder das Absetzen einer Antwort ist es wert, sich oder andere zu gefährden oder zu schädigen.

Ablenkung während der Fahrt stellt eine zunehmende Gefahr dar. Auch wenn es inzwischen aus technischer Sicht möglich ist, nach einer Kollision aus Gründen der Beweissicherung und Unfallrekonstruktion die Handydaten auswerten zu lassen und diese „digitale Spuren“ zur Ursachenermittlung heranzuziehen, ist es dann bereits zu spät: der Unfall ist passiert, lässt sich nicht rückgängig machen, mindestens ein Mensch ist zu Schaden gekommen oder wurde schlimmstenfalls aus dem Leben gerissen.

Wir wollen diese Unfälle nicht.

Wir verfolgen daher einen anderen Ansatz: neben den regelmäßig stattfindenden Verkehrskontrollen mit dem Schwerpunkt „Handybenutzung“ und daraus resultierenden Sanktionierungen wollen wir im Vorfeld -also bevor ein Unfall passiert- auf die am Straßenverkehr teilnehmenden Personen präventiv einwirken und appellieren an die Einsicht und Vernunft eines jeden Autofahrers, aber auch an Radfahrer und Fußgänger.

Die gesamte Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden ist für das Thema sensibilisiert und wird auf dieses Phänomen dementsprechend reagieren. Die Präventionsarbeit ist neben der Verkehrsüberwachung ein wesentlicher Bestandteil. Das Thema „Ablenkung durch Handybenutzung“ war bereits Bestandteil der Verkehrspräventionsveranstaltungen „Crash-Kurs – junge Fahrer“, die sich insbesondere an Fahranfänger richteten und auf sehr positive Resonanzen in den Schulen als Veranstaltungsort gestoßen sind.

„Kommunikation kann tödlich sein“ oder „tippen tötet“, unter diesen Schlagworten laufen derzeit Kampagnen, die diese Thematik als aktuellen Schwerpunkt aufgegriffen haben und genau auf diese Problematik ausgerichtet sind.

Unterstützt wird die Präventionsarbeit durch Videomaterial, das in bekannten Netzwerken und Videokanälen zu finden ist. Hier einige Beispiele von sogenannten Schockvideos (teilweise in englischer Sprache):

https://www.youtube.com/watch?v=k0H2HsX48XY

https://www.youtube.com/watch?v=roL2ie23xMQ

https://www.youtube.com/watch?v=3N6Nhzqz67Q

https://www.youtube.com/watch?v=wtNLe4Pxze4

https://www.youtube.com/watch?v=ArgCqCtB7M8

https://www.youtube.com/watch?v=B7I-hK-YZjE

https://www.youtube.com/watch?v=8Ue81-yyRWk

https://www.youtube.com/watch?v=SmUvHB-BtVc

https://www.youtube.com/watch?v=xA-I7JmOxC0

weiterführende Links:

http://www.landesverkehrswacht.de/presse/aktuelle-pressemitteilungen/tippen-toetet.html

Rückfragen bitte an:

Polizei Hameln-Pyrmont/Holzminden
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Jens Petersen
Telefon: 05151/933-104
E-Mail: pressestelle@pi-hm.polizei.niedersachsen.de

Quelle: news aktuell / dpa