POL-GOE: (552/2015) Gut gemacht! – Taxifahrer bewahrt Seniorin aus Wollbrandshausen vor Trickbetrug

18.09.2015 – 12:31

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Göttingen (ots) – Wollbrandshausen Donnerstag, 17. September 2015, gegen 11.00 Uhr

WOLLBRANDSHAUSEN (jk) – Ein 59 Jahre alter Taxifahrer aus Duderstadt hat am Donnerstagvormittag (17.09.15) vermutlich eine Seniorin aus Wollbrandshausen (Landkreis Göttingen) vor einem Trickbetrug und damit auch vor dem Verlust ihrer Ersparnisse bewahrt. Der kluge Helfer fuhr anschließend zur Polizei und meldete den Fall. Die Beamten ermitteln jetzt gegen „unbekannt“ wegen versuchten Betrugs.

Derzeitigen Informationen zufolge hatte der 59-Jährige gegen 11.00 Uhr über seine Zentrale den Auftrag bekommen, die ältere Dame in ihrer Wohnung in Wollbrandshausen abzuholen, was er auch tat.

Als er die Seniorin fragte, wohin er sie fahren solle, habe sie ihm mitgeteilt, dass sie zur Post nach Gieboldehausen wolle. Sie müsse dort 2.000 Euro per Western Union an einen Empfänger in der Türkei überweisen. Dann bekäme sie einen Gewinn über 100.000 Euro ausgezahlt.

Der kluge Taxifahrer durchschaute den faulen Trick sofort und reagierte aus Sicht der Polizei vorbildlich. Im Gespräch wies er die Seniorin vorsichtig darauf hin, dass es sehr unwahrscheinlich sei, so einfach so viel Geld zu gewinnen und fügte hinzu, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Betrugsversuch handele.

Sein besonnenes Verhalten bewahrte die Frau ganz sicher vor einem finanziellen Schaden. Anstatt sie zur Post zu fahren, brachte der Mann sie wieder zurück nach Hause und sagte ihr zugleich, dass die Polizei Kontakt zu ihr aufnehmen werde.

„Alte Masche“

Das Versprechen angeblich hoher Gewinne ist eine Masche, die Betrüger in den unterschiedlichsten Varianten anwenden. Die Methode ist immer die gleiche: Vor einer Gewinnübergabe werden die Opfer dazu aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen, zum Beispiel „Gebühren“ zu bezahlen, kostenpflichtige Telefonnummern anzurufen oder an Veranstaltungen teilzunehmen, auf denen minderwertige Ware zu überhöhten Preisen angeboten wird.

Die vorgetäuschten Szenarien werden von den Gaunern laufend verändert. Mehr zu diesen Betrugsmaschen – beispielhaft dargestellt – erfahren Sie hier:

Gewinn nur gegen eine „Bearbeitungsgebühr“

Sie melden sich zumeist per Telefon – manchmal auch per E-Mail – bei ihren Opfern und behaupten, diese hätten bei einem Gewinnspiel eine hohe Summe, einen hochwertigen Pkw oder anderen Sachwert gewonnen. Allerdings könne der Gewinn nur nach Zahlung einer „Bearbeitungsgebühr“ übergeben werden.

Anrufer geben sich u.a. als Rechtsanwälte aus

Zielgruppe sind zumeist ältere Menschen, die von überwiegend aus der Türkei agierenden Betrügern kontaktiert werden. Die Anrufer sind in Gesprächsführung gut geschult und wirken überzeugend. Um ihre Opfer in falscher Sicherheit zu wiegen, geben sie vor, im Auftrag von Rechtsanwälten und Notaren anzurufen und teilen den angeblichen Gewinnern eine Rückrufnummer für die weitere Gewinnabwicklung mit.

Melden sich die „Gewinner“ darauf hin bei den „Notaren“ oder „Rechtsanwälten“, werden sie dazu aufgefordert, angeblich angefallene Kosten zu zahlen, bevor sie den Gewinn entgegen nehmen können, zum Beispiel Rechtsanwalts-, Notar-, Bearbeitungs- oder Zollgebühren, Transport- oder Versicherungskosten.

Täter täuschen seriöse Rufnummern vor

Die Täter verwenden für ihre Anrufe eine spezielle Technik, die es ermöglicht, auf der Rufnummernanzeige der Telefone ihrer Opfer eine andere Nummer anzuzeigen, zum Beispiel die Telefonnummer eines Rechtsanwalts, einer Behörde oder der Polizei.

Täter geben klare Zahlungsanweisungen

Die Täter geben klare Zahlungsanweisungen: Sie schicken ihre Opfer beispielsweise zur Post, um die angeblichen Kosten – häufig eine Summe von mehreren hundert bis über tausend Euro – zu überweisen, zum Beispiel per Bargeldtransfer. Empfänger sind überwiegend Personen in der Türkei (Istanbul).

Oder sie fordern ihre Opfer dazu auf, Prepaid-Karten für Online-Käufe, wie zum Beispiel Ukash oder Paysafecard zu erwerben, mit denen man auch Geld ins Ausland überweisen kann. Diese Karten gibt es als Gutscheine an vielen Tankstellen sowie in Einzelhandelsgeschäften. Mit dem Ukash- beziehungsweise Paysafecard-Gutschein erhält der Käufer eine individuelle Nummer. Diese Nummer ist quasi Bargeld, denn wer sie hat, kann damit im Internet einkaufen. Deshalb erfragen die Betrüger unter einem Vorwand die Gutschein-Nummer bei ihren Opfern, um damit im Internet auf Einkaufstour gehen zu können.

Drohung mit einer Strafanzeige

Ist der Angerufene kritisch und nicht so leicht zu überzeugen, üben die Täter massiv Druck aus und drohen nicht selten mit „Konsequenzen“ wie zum Beispiel einer Strafanzeige, wenn das Opfer nicht zahlen will.

Zahlt das Opfer dagegen, melden sich die Täter immer wieder erneut, um unter verschiedenen Vorwänden weiter Geld zu fordern. Den versprochenen Gewinn allerdings bekommen die Opfer nie zu Gesicht. Und das Geld, das sie überwiesen haben, ist weg.

Vorgetäuschte Szenarien sind vielfältig

Mit immer neuen vorgetäuschten Szenarien versuchen die Täter an das Geld ihrer Opfer zu kommen. So geben sie sich beispielsweise auch als Polizeibeamte, Staatsanwälte oder Richter aus und behaupten, die Angerufenen spielten in einem Ermittlungsverfahren der Polizei eine wichtige Rolle. Um die Polizei bei einer Festnahme zu unterstützen, sollten sie per Ukash Geld überweisen.

Oder die Betrüger kontaktieren im Namen der Staatsanwaltschaft ihre Opfer, um sie darauf hinzuweisen, dass angeblich ein Strafverfahren wegen einer Betrugsanzeige gegen sie laufe, weil sie ein Gewinnspiel abgeschlossen, aber nicht bezahlt hätten. Damit die Anklage noch zurückgezogen werden könne, müsse sofort ein Betrag von mehreren hundert Euro bezahlt werden.

Einladung zur „Gewinnübergabe“

Nicht nur per Telefon oder E-Mail melden sich die Betrüger, sondern auch per Post. Sie schicken Briefe an ihre Opfer, in denen sie hohe Geldgewinne versprechen, die sie angeblich für den „glücklichen Gewinner“ erstritten hätten.

Um das Geld zu erhalten, müssten sich die Gewinner lediglich zu einer Veranstaltung anmelden, auf der das Geld ausgezahlt werde. Darüber hinaus gebe es dort auch kostenlos Speisen und Getränke, ebenso sei der Bustransfer zur Veranstaltung umsonst. Auch mit Zusatzpräsenten wird gelockt.

Auf diese Weise versuchen die Betrüger, die glücklichen „Gewinner“ auf eine Verkaufsveranstaltung zu locken, auf der minderwertige Ware zu überhöhten Preisen angepriesen wird.

Vorsicht kostenpflichtige Telefonschlaufe

Ebenfalls per Post fordern kommerzielle „Gewinnspielbetreiber“ ihre Opfer in amtlich wirkenden Briefen dazu auf, eine bestimmte Telefonnummer zu wählen, um sich einen angeblichen Gewinnanspruch zu sichern und das möglichst schnell. Oder sie werden von einem Anrufer dazu aufgefordert, eine bestimmte Ziffer oder Ziffernfolge zu drücken. Wer das tut, landet zunächst in einer langen Warteschleife und wird dann in ein Gespräch verwickelt, das in der Regel nur ein Ziel hat: den Anrufer so lange wie möglich in der Leitung zu halten, damit hohe Telefongebühren anfallen. So manches Opfer hat auf diese Weise schon mehrere hundert Euro „vertelefoniert“.

Meistens enden die Gespräche mit dem Hinweis: „Sie hören von uns“. Doch darauf wartet der vermeintliche Gewinner vergeblich. Wer hinter den Briefen steckt, ist schwer feststellbar, denn häufig benutzen die Betrüger falsche Straßen- und Ortsangaben.

Gut informiert: Faltblatt „Abzocke durch falsche Gewinnversprechen“

Sinnvolle Tipps enthält das Informationsblatt „Abzocke durch falsche Gewinnversprechen“ (siehe Anhang), das Interessierte im Internet unter http://www.polizei-beratung.de/medienangebot/medienangebot-details/detail/184.html abrufen können.

Es beschreibt verschiedene Methoden der Betrugsmasche Gewinnversprechen, die Betrüger in unterschiedlichsten Varianten anwenden. Das Grundmuster ist dabei immer das gleiche: Vor einer Gewinnübergabe werden die Opfer dazu aufgefordert, eine ‚Gegenleistung‘ zu erbringen, zum Beispiel eine Gebühr zu zahlen, eine kostenpflichtige Hotline (Telefondienst) anzurufen oder an einer Veranstaltung teilzunehmen. Im Informationsblatt sind Tipps enthalten, wie sich Bürgerinnen und Bürger vor solchen Betrugsdelikten schützen können.

Ihre Polizei rät:

Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie nicht an einer Lotterie teilgenommen haben, können Sie auch nichts gewonnen haben!

Geben Sie niemals Geld aus, um einen vermeintlichen Gewinn einzufordern, zahlen Sie keine Gebühren oder wählen gebührenpflichtige Sondernummern (gebührenpflichtige Sondernummern beginnen z.B. mit der Vorwahl: 0900…, 0180…, 0137…).

Machen Sie keinerlei Zusagen am Telefon.

Geben Sie niemals persönliche Informationen weiter: keine Telefonnummern und Adressen, Kontodaten, Bankleitzahlen, Kreditkartennummern oder Ähnliches.

Fragen Sie den Anrufer nach Namen, Adresse und Telefonnummer der Verantwortlichen, um welche Art von Gewinnspiel es sich handelt und was genau Sie gewonnen haben. Notieren sie sich seine Antworten.

Weisen Sie unberechtigte Geldforderungen zurück.

Sichern Sie sich ab, indem Sie einen angeblichen Vertragsabschluss widerrufen und wegen arglistiger Täuschung anfechten. Verbraucherzentralen bieten dazu Musterschreiben an. Diese gibt es in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen sowie im Internet (www.verbraucherzentrale.de).

Kontrollieren Sie mindestens einmal im Monat Ihre Kontoauszüge und Ihre Telefonrechnung. Lassen Sie unberechtigte Abbuchungen von Ihrer Bank oder Sparkasse rückgängig machen. Abbuchungen können Sie innerhalb einer bestimmten Frist problemlos widersprechen. Wenden Sie sich zudem unverzüglich an Ihren Bankberater.

Teilen Sie Ihrem Telefonanbieter schnellstmöglich mit, welche Forderung unberechtigt ist. Dieser hat dann eventuell noch die Möglichkeit, nur den berechtigten Teil des Rechnungsbetrags einzuziehen. Ist bereits eine Abbuchung über den gesamten Betrag erfolgt, sollten Sie dieser bei Ihrem Geldinstitut widersprechen und dann nur den berechtigten Teil der Telefonrechnung begleichen.

Unberechtigte Lastschrifteinzüge können den Tatbestand des Betrugs gemäß § 263 Strafgesetzbuch erfüllen. Erstatten Sie im Zweifel Anzeige bei der Polizei.

Informationen und Vorträge zum Thema „Sicher im Alter“

Für weitere Informationen und auch Vorträge rund um das Thema „Sicher im Alter“ steht Kriminalhauptkommissar Norbert Esemann vom Präventionsteam der Polizeiinspektion Göttingen gern zur Verfügung, Telefon: 0551/491-2007.

Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Göttingen
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Quelle: news aktuell / dpa