15.07.2015 – 10:00
Oldenburg (ots) – ++ Untersuchungen auf den ersten beiden Friedhöfen vorläufig abgeschlossen – Wirkstoff „Ajmalin“ in zehn Fällen nachgewiesen ++
Die Sonderkommission „Kardio“ und die Staatsanwaltschaft Oldenburg untersuchen mehr als 200 Todesfälle, die im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit des ehemaligen Krankenpflegers Niels H. in Delmenhorst, Oldenburg und Wilhelmshaven stehen.
(Der Umfang der Ermittlungen ergibt sich aus den dazu bereits veröffentlichten Pressemitteilungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg und der Sonderkommission „Kardio“. Die Pressemitteilungen können u.a. auf http://www.presseportal.de/blaulicht/suche.htx?q=kardio eingesehen werden.)
Es wurden alle Sterbefälle selektiert, die im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Tätigkeit von Niels H. als Krankenpfleger im Klinikum Delmenhorst eintraten. Die Sonderkommission hat sodann geklärt, ob die Verstorbenen erd- oder feuerbestattet wurden, weil der Nachweis einer ajmalinindizierten Tötung bei feuerbestatteten Verstorbenen grundsätzlich nicht zu führen ist.
Die Patientenakten der nicht feuerbestatteten Verstorbenen sind einem Sachverständigen zur Beantwortung der Frage übergeben worden, ob der Tod des jeweiligen Patienten durch dessen Krankheitsverlauf erklärbar ist oder nicht. Inzwischen sind 52 Gutachten zu den Verstorbenen erstattet worden, die auf dem Friedhof in der Urneburger Straße in Ganderkesee bzw. dem evangelischen Friedhof „Heilig-Geist“ in Delmenhorst bestattet wurden. Dabei ist der Gutachter in 29 Fällen zu dem Ergebnis gekommen, dass der Tod sich nicht eindeutig auf den Krankheitsverlauf der Patienten zurückführen lässt. In all diesen Fällen wurden durch die Staatsanwaltschaft gerichtliche Beschlüsse zur Exhumierung der Verstorbenen erwirkt, die anschließend von Sonderkommission durchgeführt wurden; darunter zehn in Ganderkesee und 19 in Delmenhorst. Die Untersuchungen auf diesen Friedhöfen sind damit vorläufig abgeschlossen.
Im Anschluss an die Exhumierungen sind jeweils toxikologische Untersuchungen veranlasst worden. In zehn der 29 untersuchten Fälle wurde der Wirkstoff „Ajmalin“ nachgewiesen. Die Angehörigen der Verstorbenen sind über die Ergebnisse der Untersuchungen persönlich informiert worden.
Zudem liegen bereits weitere Gutachten zu im Klinikum Delmenhorst verstorbenen Patienten vor, die auf anderen als den vorbenannten Friedhöfen bestattet wurden. Auch hier ist der Sachverständige in einigen Fällen zu dem Ergebnis gekommen, dass der Tod sich nicht eindeutig auf den Krankheitsverlauf der Patienten zurückführen lässt. In diesen Fällen wurden bereits weitere Beschlüsse für Exhumierungen erwirkt und durch die Sonderkommission ausgeführt. Am gestrigen Dienstag, dem 14 Juli 2015, sind weitere Exhumierungen auf dem katholischen Friedhof in Delmenhorst durchgeführt worden. Insgesamt wurden auf diesem Friedhof bislang sieben Exhumierungen vorgenommen. Hierzu liegen noch keine Ergebnisse der toxikologischen Untersuchungen vor.
Die Staatsanwaltschaft wird in den nächsten Tagen voraussichtlich weitere gerichtliche Beschlüsse für Exhumierungen beantragen. Wann die nächsten Exhumierungen durchgeführt werden, steht zurzeit noch nicht fest.
Ebenso wie die Todesfälle auf der Intensivstation des Klinikums in Delmenhorst untersucht die Sonderkommission „Kardio“ auch Verdachtsfälle aus der Zeit, als Niels H. als Krankenpfleger auf der Intensivstation des Klinikums in Oldenburg tätig geworden ist. Diese Ermittlungen dauern noch an. Details dazu können derzeit noch nicht mitgeteilt werden.
Die Ermittlungen zur beruflichen Tätigkeit von Niels H. in Wilhelmshaven sind weitestgehend abgeschlossen. Konkrete Hinweise auf weitere Straftaten haben sich dabei bislang nicht ergeben.
Staatsanwaltschaft und Sonderkommission gehen angesichts des großen Umfangs der Ermittlungen derzeit davon aus, dass diese noch bis ins Jahr 2016 andauern und insbesondere weitere Exhumierungen durchzuführen sein werden. Die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben.
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