01.07.2015 – 12:59
Konstanz (ots) – Die fünf Ermittler des Kompetenz-Zentrums Bootskriminalität Baden-Württemberg bei der Wasserschutzpolizeistation Konstanz (KBK), das seit dem 01.01.2014 zum Polizeipräsidium Einsatz Göppingen gehört, melden ein Rekordergebnis bei den Sicherstellungswerten von gestohlenen oder unterschlagenen Wasserfahrzeugen und Außenbordmotoren. Gemeinsam mit Fahndungsdienststellen aus Deutschland und zehn benachbarten Ländern schlugen die Fahnder 2013 und 2014 insgesamt 260-mal zu. Zusammen mit den zuständigen Polizeidienststellen gelang es, europaweit insgesamt 28 Sportboote – darunter eine größere, in Deutschland versicherte Luxusmotoryacht – sieben Wassermotorräder (sog. Jetskis) und 225 Außenbordmotoren im Gesamtwert von ca. 5,8 Millionen EUR sicherzustellen. Hinzu kommen noch eine Vielzahl von Fahrrädern, Elektrogeräten, Kettensägen, drei Traktoren, zwei Motorräder, ein Quad und 30 Notebooks im Wert von weiteren 250.000 EUR als „Beifang“. Die meisten Sicherstellungen erfolgten – wie auch in den Jahren zuvor – in Deutschland, aber auch in zwölf weiteren europäischen Ländern waren die Fahnder erfolgreich.
Leider weist auf der anderen Seite die polizeiliche Kriminalstatistik bei gestohlenen Sportbooten und Außenbordmotoren für die Jahre 2013/2014 einen signifikanten Anstieg auf Rekordniveau aus, insbesondere in den südlichen Bundesländern.
Deutschlandweit gab es nach einem erfreulichen Rückgang der Fallzahlen bei den Diebstählen von Außenbordmotoren von 1286 Motoren in 2011 auf 998 Motoren in 2012 dann im Jahr 2013 wieder einen deutlichen Anstieg. Mit insgesamt 1257 entwendeten Motoren verzeichnete die Statistik in diesem Deliktsbereich einen Zuwachs um knapp 26% (+ 259 Fälle). Im vergangenen Jahr folgte ein nochmaliger Anstieg von diesem hohen Niveau um weitere fast acht Prozent (+97 Motoren) auf 1354 Fälle. Bei den Außenbordern ist dies mit Abstand der höchste Wert seit Beginn der jährlich vom KBK erstellten Statistik im Jahre 2004. Die Prognosen für dieses Jahr sehen ähnlich trüb aus. Bereits Anfang Mai zählten die Fahnder knapp 300 gestohlene Motoren und etwa 80 Sportbootdiebstähle. Und dabei ist die „Hochsaison“ der Diebe erfahrungsgemäß erst in den Sommermonaten. Bei den Bootsdiebstählen bestätigt sich der Trend in ähnlicher Weise. Im Dreijahresrückblick wurden in Deutschland in 2012 insgesamt 236 Diebstähle von Sportbooten gemeldet, 2013 waren es 246 (+5%) und im vergangenen Jahr schließlich sogar 280 (+14%). Damit bewegen sich die aktuellen Fallzahlen auf dem Niveau der Jahre vor 2010. Im Jahr 2005 wurden mit 347 Sportbooten die meisten Fahrzeuge entwendet, im Jahr 2012 die wenigsten (236).
In den Bundesländern Brandenburg, Niedersachsen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern wurden mehr als die Hälfte (156) der Sportboote; in Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mehr als die Hälfte der Außenbordmotoren (690) entwendet. In Baden-Württemberg ist auf niedrigem Niveau ein vergleichsweise starker Anstieg auf 20 Boote und 103 Außenbordmotoren (+18 Prozent) feststellbar. Am Baden-Württembergischen Teil des Bodensees wurden 80 Motoren und drei Sportboote entwendet, in Bayern, Vorarlberg und am Schweizer Seeufer weitere 20 Außenborder und ein Sportboot.
Die Gesamtschadenshöhe in Deutschland geben die Ermittler mit knapp 11 Millionen Euro an. Dieser Wert ist als Mindestschadenshöhe zu bewerten. Nach wie vor geht der Trend der Diebe eindeutig zum Diebstahl größerer Außenbordmotoren, was sich in der Schadenssumme entsprechend auswirkt. Dieser Trend ist auch aufgrund der ständig ansteigenden Nachfrage, insbesondere aus den osteuropäischen Ländern, erklärbar. Wurden früher überwiegend Motoren mit kleinerer Leistungsstufe hergestellt, ist die Produktentwicklung stark vorangeschritten. Heute werden Außenbordmotoren von 2 bis 350 PS angeboten. Letztere haben einen Wert zwischen 35.000 bis 38.000 EUR.
Die Fahnder warnen außerdem vor „faulen“ Verkaufsangeboten im Internet. Insbesondere gestohlene Außenbordmotoren mit gefälschten Seriennummern finden ihre Abnehmer häufig über das Internet. Teilweise handelt es sich dabei um „umfrisierte Reimporte“. Das sind Motoren, die überwiegend in Westeuropa gestohlen und zur Veränderung der Seriennummern ins osteuropäische Ausland verbracht werden. Jetzt scheinbar unverdächtig werden sie offiziell reimportiert. Aber auch gestohlene Sportboote werden im Netz angeboten und mit auf den ersten Blick plausiblen Historien verkauft.
Die Fahnder warnen davor, bei Internetkäufen allzu arglos zu sein. Vorsicht ist geboten, auch wenn sich die „Geschichte“ des Verkäufers plausibel anhört. Um die Bürger davor zu schützen, Diebesgut zu kaufen und sich dabei eventuell selbst strafbar zu machen, bieten die Ermittler des KBK den Service an, das Wunschobjekt VOR DEM KAUF überprüfen zu lassen. Dieses Angebot gilt selbstverständlich auch für Bürger aus der Schweiz und Österreich. Anfragen können telefonisch (+49 7531 5902-300) oder per E-Mail (kbk@polizei.bwl.de) an das Kompetenz-Zentrum Bootskriminalität gerichtet werden. Im Internet kann auf der Seite der Polizei Baden-Württemberg ein Flyer heruntergeladen werden, mit der Darstellung von Risiken und Hinweisen zum Kauf eines gebrauchten Sportbootes. Der Link lautet: http://www.polizei-bw.de/Praevention/Seiten/eigentum.aspx
Die Polizei weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass nach deutschem Recht an gestohlenen Gegenständen kein Eigentum erworben werden kann, selbst wenn der Gegenstand bei einem Händler gekauft wurde ! Eine weitere, alt bekannte, aber immer noch sehr beliebte Masche: Betrüger ködern Interessenten durch extrem günstige Preisangebote, fordern dann aber für den Transport des Kaufgegenstandes meistens durchaus über seriöse ausländische Finanzdienstleister teilweise hohe Vorauszahlungen. Geht der Kaufinteressent auf die Forderung ein, ist er sein Geld los – das für ihn vermeintlich gute Geschäft findet jedoch nie statt. Die Transportmasche funktioniert aber auch in die andere Richtung: ein Kaufinteressent meldet sich bei einem seriösen Interessenten und macht die Vorauszahlung für den Transport zur Bedingung für den Abschluss des Geschäfts.
Die Kreativität der Betrüger ist schier unerschöpflich. Links zu scheinbar professionellen Spediteuren, mit denen der „Käufer“ angeblich erst kürzlich schon beim Transport von Kraftfahrzeugen und anderen Gegenständen sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, gescannte (verfälschte) Pässe und Bootsurkunden verstärken das Gefühl, dass der Verkauf stattfinden wird und das Gegenüber seriös ist. In den Verkaufsofferten werden oft falsche oder betrügerisch erlangte echte Kontodaten verwendet.
Wichtige Hinweise der Polizei:
– Gehen Sie mit persönlichen Daten bei Internetangeboten äußerst „sparsam“ um. – Übermitteln Sie an den Interessenten nie gescannte persönliche Dokumente wie Reisepass, Bootsurkunden usw. Sie können sicher sein, dass Ihre Dokumente in leicht verfälschter Form bei den nächsten Transaktionen der Betrüger wieder verwendet werden, um andere damit zu täuschen! – Übermitteln Sie NIEMALS Bankdaten wie IBAN und BIC ! – Fragen Sie beim KBK an, wenn Sie beim Boots-/Motorenkauf/-verkauf unsicher sind oder Ihnen vom Gegenüber „Dokumente“ übermittelt werden! Oftmals sind es „alte Bekannte“ der Polizei, die hochprofessionell und konspirativ mit Aliaspersonalien arbeiten. Die Spezialisten erkennen derart gefälschte Dokumente schnell und können Sie vor finanziellem Schaden bewahren.
- Nutzen Sie unsere Plakataktion mit den Abbildungen von aktuell
entwendeten Booten. Diese Plakate können beim KBK oder den dort genannten Partnern postalisch angefordert werden. Das Plakat findet sich auch auf der Internetseite der Polizei Baden-Württemberg.
Einige geklärte Fälle aus dem Alltag des KBK:
Sicherstellung einer hochwertigen Motoryacht im Schwarzen Meer (Asowsches Meer/Ukraine); Wert ca. 1,9 Mio EUR Gemeinsam mit kroatischen, italienischen und deutschen Ermittlern des Versicherers der Yacht konnten im Dezember 2012 Hinweise auf den möglichen Standort einer im Mai 2012 in Kroatien zum Nachteil eines italienischen Staatsangehörigen entwendeten Luxusyacht im Wert von knapp 1,9 Millionen Euro erlangt werden. Die verdeckt vor Ort von kroatischen Ermittlern durchgeführten Überprüfungen ergaben, dass die Yacht in der Mündung des Dnjepr im Asowschen Meer (Teil des Schwarzen Meers) liegen könnte und die Identifizierungsmerkmale der in den USA registrierten Yacht offenbar professionell gefälscht waren. Schnell fanden die KBK Fahnder heraus, dass die Dokumente der Registrierung „lückenhaft“ waren. Über einen Verbindungsmann des deutschen Versicherers wurde daraufhin bei der zuständigen Stelle in der Ukraine Strafanzeige erstattet, um die Sicherstellung der Yacht zu erwirken. Als das Schiff von den ukrainischen Behörden konkret überprüft werden sollte mussten die Ermittler feststellen, dass diese verlegt worden war. Parallel dazu kam es zu massiven Einschüchterungen und Bedrohungen der vor Ort tätigen Ermittler des deutschen Versicherers, sodass diese das Land verlassen mussten. Nichtsdestotrotz gelang es den Fahndern, den neuen Standort der Yacht zu ermitteln. Um einer erneuten Standortverlegung und Gefährdung der Ermittler zu vermeiden wurde durch die KBK Fahnder ein internationales Rechtshilfeersuchen über Interpol Wiesbaden, Rom und Zagreb nach Kiew gestellt. In der Folge kam es zur Sicherstellung der Yacht. Sachverständige des deutschen Versicherers überprüften die Yacht. Obwohl alle Identifizierungsmerkmale verändert worden waren gelang es den Spezialisten in Konstanz, die Yacht eindeutig als die im Mai 2012 gestohlene Motoryacht aus Kroatien zu identifizieren. In der Folge wurden durch italienische Fahnder Folgemaßnahmen in der Ukraine durchgeführt, da dort noch weitere Luxusyachten italienischer Geschädigter vermutet werden. Leider war die Rückführung der Yacht aufgrund der innerbehördlich schwierigen Struktur in der Ukraine zunächst nicht möglich und verzögerte sich mehrfach. Anfang Februar sollte sich die Beharrlichkeit aller Beteiligten auszahlen, denn die Yacht wurde endlich frei gegeben und konnte nach Kroatien zurück überführt werden.
Weitere Yacht im Schwarzen Meer sichergestellt, Wert 415.000 EUR, in Italien gestohlen und vom Eigner noch nicht bemerkt. Die ukrainische Küstenwache kontrollierte bei Kherson eine neuwertige Motoryacht mit italienischer Registrierung und ließ die Yacht über einen Direktkontakt von den Konstanzer Fahndern überprüfen. Es lag zwar keine Ausschreibung vor, die „Geschichte“ der italienisch/rumänisch/moldawischen Besatzung klang aber nicht ganz plausibel. Insbesondere der Italiener konnte nicht nachweisen, dass er der rechtmäßige Besitzer der Yacht war. Die Konstanzer Ermittler fragten über Interpol Wiesbaden bei Ihren Kollegen in Italien an, wo allerdings auch keine Ausschreibung zur Fahndung vorlag. Der rechtmäßige Besitzer der Yacht konnte schließlich schnell ausfindig gemacht werden und teilte mit, dass er seit ca. einem Monat nicht mehr an Bord seines Schiffes gewesen war. Diese Abwesenheit haben sich die Diebe zu Nutze gemacht, um die Yacht ans Schwarze Meer zu verschieben. Interpol Wiesbaden übergab den Fall am gleichen Tag nach Rom, das die Sicherstellung in der Ukraine veranlassen konnte. Fahndungstreffer auf Autobahnen, in Seehäfen und im Internet Auch auf den Transportwegen sind die Fahnder, nicht zuletzt dank der flächendeckenden Schulungsmaßnahmen, inzwischen immer erfolgreicher, insbesondere was die Sicherstellung von gestohlenen Außenbordmotoren anbelangt. Auch andere Bundesländer machen hier zwischenzeitlich mobil. Unter Federführung der Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern, deren Initiatoren ebenfalls vom KBK geschult wurden, fand im Oktober 2014 eine länderübergreifende Fahndungsaktion statt, an der sich Polizeibeamtinnen und -beamte der Wasserschutzpolizeien Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg beteiligten, um einen gemeinsamen Kurs im Kampf gegen das Phänomen Bootskriminalität nach einheitlichen Kontrollstandards einzuschlagen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn an über 2000 Kontrollorten auf den Gewässern und an Land waren die Polizeibeamten im Einsatz. Immer in Echtzeit mit dem KBK in Konstanz verbunden, nahmen sie 1280 Boote, 260 Bootstrailer, 1300 Bootsmotoren und 730 Kraftfahrzeuge unter die Lupe. Nahezu 30 Außenbordmotoren und ein Sportboot gehörten zu den Treffern der aktionsreichen Einsatztage. Einen „alten Bekannten“ konnten die KBK Ermittler mit Fahndern der Bundespolizei bei der Einreise auf dem Seeweg aus Skandinavien in Empfang nehmen. Der 30-jährige polnische Staatsangehörige war in einem „unverdächtigen“ Fahrzeug offenbar auf dem Rückweg von einer Diebestour in Norwegen. Das Diebesgut konnte zwar nicht im Fahrzeug aufgefunden, aber der zwischenzeitlich von den polnischen Behörden international ausgeschriebene Außenbordmotorendieb festgenommen und nach Polen überstellt werden. Nach dem Absitzen seiner Strafe in Polen erwartet ihn ein Folgeverfahren einer skandinavischen Strafverfolgungsbehörde. Ähnlich erging es einem 36-jährigen polnischen Staatsangehörigen, der einen gestohlenen Motor aus Norwegen nach Deutschland über das Internet verkauft hatte. Mit ihrem norwegischen Pendant konnten die KBK-Ermittler den Diebstahl des Motors zweifelsfrei dem Verdächtigen zuordnen. Bei einer weiteren Reise nach Norwegen wurde er von den dortigen Ermittlern empfangen und sitzt dort seither wegen weiterer Delikte im Zusammenhang mit bandenmäßigem Außenbordmotorendiebstahl in Haft. In Ungarn konnten die Fahnder bei der Ausreise nach Rumänien am 28.07.2014 einen Kleinlastwagen mit britischer Registrierung stoppen. Im Fahrzeug befanden sich zwei hochwertige Außenbordmotoren, deren Verlust den Fahndern unmittelbar vor der Kontrolle telefonisch vorab übermittelt wurde. Gemeinsam mit den ungarischen Grenzbeamten wurden die Motoren eindeutig als die wenige Stunden zuvor in Vilshofen / Donau entwendeten Bootsmotoren im Wert von 30.000 EUR identifiziert werden. Der Transporteur musste zunächst auf freien Fuß gesetzt werden wurde wenige Wochen später in Deutschland in Haft genommen. Mit slowakischen Kriminaltechnikern, alle vor drei Jahren in Konstanz praktisch geschult, gelang es, ein in Norwegen gestohlenes Sportboot im Wert von über 40.000 EUR zu identifizieren. Die Rumpfnummer war verfälscht worden; das Boot wurde im Rahmen einer Kontrolle sichergestellt und konnte in Zusammenarbeit mit der norwegischen Polizei einem Diebstahl aus dem Jahr 2004 zugeordnet werden. Anfang November 2013 wurden im Bereich Heilbronn / Lauffen am Neckar mehrere kleine Außenbordmotoren entwendet. Die örtlich zuständige WSP nahm die Ermittlungen auf und informierte wie immer sofort zur Fahndungsunterstützung die Konstanzer Spezialisten des KBK. Zunächst liefen alle sofort eingeleiteten Maßnahmen ergebnislos. Wenige Wochen später sollte sich die Einschaltung der Konstanzer Fahnder aber auszahlen, denn die Ermittler fanden auf einer litauischen Internetseite mehrere verdächtige Motoren, ebenfalls offenbar die drei kleineren Motoren aus Lauffen. Einen der Motoren erkannten die Fahnder aufgrund spezifischer Merkmale. Über Interpol wurde durch die Wasserschutzpolizei Heilbronn unverzüglich ein Rechtshilfeersuchen nach Litauen gestellt, das dort sofort „umgesetzt“ wurde. Die litauische Polizei konnte sowohl den mutmaßlichen Dieb oder Hehler des Motors, als auch den Standort der Motoren lokalisieren und diese sicherstellen. Der mutmaßliche Täter, ein 40-jähriger litauischer Staatsangehöriger, gelangt in Litauen wegen Hehlerei zur Anzeige. Er bestreitet, etwas mit dem Diebstahl zu tun zu haben. Die Argumente der Fahnder sprechen eine andere Sprache, aber die deutschen Ermittler sind sich sicher, dass die litauische Justiz ein sachgerechtes Urteil fällen wird. Besonderer Erwähnung verdient es an dieser Stelle, die hoch professionelle Arbeit der litauischen Polizei und Justiz zu loben, die optimaler nicht hätte sein können.
Tagesgeschäft: Sichergestellte Außenbordmotoren, versteckt unter einer Decke oder anderen Utensilien oder Sperrmüll „Polizeikomplizen“ in Osteuropa Wichtige „Verbündete“ im Kampf gegen Boots- und Außenbormotorendiebe sind die polnischen und litauischen Kollegen. Auch hier ist es durch gezielte Schulungsmaßnahmen mittlerweile gelungen, einen guten Kontrollstandard unter optimierten Kommunikationswegen zu erzielen. Wie gut der schnelle Informationsaustausch funktioniert zeigt ein Fall Ende September 2014 am Grenzübergang Dohorusk von Polen in die Ukraine. Die Polnischen Grenzbeamten kontrollierten einen Jeep mit deutschen Kennzeichen, der auf einem in litauischen Trailer ein ebenfalls in Litauen registriertes Schlauchboot mit Außenbordmotor im Wert von ca. 35.000 EUR transportierte und keinen schlüssigen Eigentumsnachweis vorlegen konnte. Eine Anfrage beim Kompetenzzentrum in Konstanz bestätigte, dass sowohl die Rumpfnummer des Bootes, als auch die Motornummer des Außenborders professionell gefälscht wurde. Trotzdem gelang es den Fahndern, den Fall mit der Hamburger Hafenkripo zu lösen und den Hamburger Geschädigten zu ermitteln, der den Diebstahl noch gar nicht festgestellt hatte. Quelle: Grenzpolizei Dohorusk, Polen Auch bei der letzten internationalen Schulung im Mai 2015 in Klaipeda / Litauen waren die Fahnder wieder erfolgreich und konnten im praktischen Teil des Seminars drei gestohlene Motoren aus Schweden identifizieren und sicherstellen. „Schulungsergebnis“ der Grenzpolizei in Swinoujscie (Swinemünde / Polen) Mit polnischen Fahndern gelang es im Rahmen weiterer Schulungsmaßnahmen mehrere größere und in Norwegen gestohlene Außenbordmotoren zu identifizieren und zuzuordnen. Ein Großteil der Motoren ist zwischenzeitlich schon wieder in Norwegen. Gleichzeitig konnten 30 Notebooks sichergestellt und größtenteils Diebstählen in Deutschland zugeordnet werden. Ebenso konnten die „neuen“ polnischen Bootsfahnder der Grenzpolizei bei einer Routinekontrolle am 19.11.2014 im deutsch-polnischen Grenzgebiet bei Swinoujscie ihr Wissen gleich anwenden und mit den KBK Fahndern ein unmittelbar zuvor in Deutschland auf Usedom gestohlenes Sportboot (ein sogenanntes RIB = rigit inflatable boat) samt Trailer im Wert von knapp 40.000 EUR sicherstellen. Auch dieses Schiff konnte so schon wieder Heimatkurs ansteuern.
Bodensee und Baden-Württemberg
Der Bodensee stellt in Baden-Württemberg den „Brennpunkt“ bei Boots- und Außenbordmotorendiebstählen dar. Ursache hierfür dürfte die hohe Bootsdichte – ca. 59.000 zugelassene bzw. registrierte Sportboote- sein. Auch vor der eigenen Haustüre waren die Fahnder erfolgreich. Auf Ersuchen der Schweizer Behörden wurden die Fahnder beauftragt, den Standort eines Motorbootes im Wert von ca. 25.000 EUR zu ermitteln, das ein Schweizer Staatsangehöriger in Deutschland dem Zugriff der Behörden entziehen wollte. Wenige Stunden nach dem Eingang des Ersuchens waren die Fahnder erfolgreich und konnten das Boot in Konstanz bei einem Händler sicherstellen. Dem Mann wird Unterschlagung in Millionenhöhe vorgeworfen.
Im Februar 2014 gelang es den Ermittlern gemeinsam mit dem Zoll, vier serbische Staatsangehörige als Außenborder Diebe zu entlarven. Der Zoll hatte im Stadtgebiet einen Kleintransporter kontrolliert, in dem sich drei Außenbordmotoren befanden, die aber nicht zur Fahndung ausgeschrieben waren. Die Verdächtigen gaben an, die Motoren rechtmäßig erworben zu haben. Die Ermittler des KBK konnten aber schnell herausfinden, woher die Motoren stammten. Sie waren in der gleichen Nacht am Seerhein entwendet worden. Die in der Folge durchgeführten Durchsuchungen bei anderen Verdächtigen im Umfeld der Festgenommen führten zur Beschlagnahme von 500 EUR Bargeld und einem hochwertigen Fahrrad, das drei Wochen zuvor in Berlin entwendet wurde. Ebenso wurde das Transportfahrzeug beschlagnahmt. Aufgrund des maroden Zustandes wurde dies durch das Landratsamt Konstanz als „Abfall“ eingestuft und über einen anerkannten Demontagebetrieb entsorgt.
Im August 2013 wurden in Moos drei größere Außenbordmotoren im Wert von über 20.000 EUR von unbekannten Tätern entwendet. Die Geschädigten hatten den Diebstahl glücklicherweise sofort entdeckt, sodass die sofort eingeleiteten Fahndungsmaßnahmen des KBK bereits 12 Stunden nach der Tat 1000 Kilometer entfernt an der ungraisch – rumänischen Grenze erfolgreich waren. Die Transporteure konnten identifiziert, die Motoren sichergestellt und den Geschädigten mit logistischer Unterstützung der Fahnder zurück gegeben werden. Den Transporteuren musste aber die Weiterreise gestattet werden. Trotzdem gaben die Ermittler nicht auf. Einer der beiden Verdächtigen wurde drei Monate später in Bayern routinemäßig von der Polizei kontrolliert und aufgrund der Ausschreibung der KBK Männer festgenommen. Das Amtsgericht Radolfzell verurteilte den Mann wegen bandenmäßigem Diebstahl zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr. Die „Rechnung“ des anderen Verdächtigen ist noch offen.
Auch vom Amtsgericht Trier war der Rat eines KBK-Fahnders als sachverständiger Zeuge gefragt. Der Beamte hatte bei einer Anfrage der örtlichen Polizei herausgefunden, dass ein Innenbordmotor offenbar „verjüngt“ bzw. die Motornummer verfälscht wurde. Dadurch konnte der Verkäufer einen höheren Verkaufspreis erzielen. Leider ging diese Rechnung aber nicht auf, denn der Motor war offenbar zu altersschwach und nicht sehr lange funktionsfähig. Der Verkäufer wurde wegen Urkundenfälschung und Betrug zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der Seedienst Hard der Vorarlberger Polizei kam einem 59-jährigen Bootshändler aus Vorarlberg auf die Schliche, der offenbar die Konformitätserklärungen von mindestens 13 Sportbooten und Innenbordmotoren fälschte, um dadurch betrügerisch eine Bodenseezulassung zu erhalten. Dadurch soll er einen Gewinn von über 750.000 EUR erzielt haben, weil sich Sportboote mit u einem höheren Preis verkaufen lassen. Die KBK-Fachleute wurden von den österreichischen Ermittlern beratend hinzu gezogen. Die Abklärungen des KBK ergaben, dass teilweise auch die Rumpfnummern der Boote manipuliert und verfälscht wurden, um die Identität der Fahrzeuge zu verschleiern. Alle Boote konnten aber identifiziert und deren „Bodenseetauglichkeit“ geklärt werden. Gegen den Beschuldigten, der auch mehrere Wochen in Untersuchungshaft saß, wurde im Februar 2015 beim Landgericht Feldkirch Anklage erhoben. Ein Urteil dürfte noch im Laufe diesen Jahres ergehen.
Einen herausragenden Sicherstellungserfolg vermelden die Konstanzer Bootsfahnder mit der Kriminalpolizei in Karlsruhe. Zwischen dem 18.-20.04.2014 wurden in Karlsruhe-Ettlingen zwei größere Motorboote des gleichen Herstellers von einem Firmengelände im Gesamtwert von knapp 120.000 EUR entwendet. Von Anfang an war klar, dass hier Profis am Werk waren. Die Kollegen in Karlsruhe, die den Sachverhalt zu bearbeiten hatten, ersuchten die Konstanzer Bootsspezialisten um Unterstützung bei der nationalen und internationalen Fahndung nach den entwendeten Sportbooten über ihre Netzwerke und Interpol. Bereits kurz nach der Tat konnte eines der Sportboote noch in Deutschland von den Fahndern der Kriminalpolizei Karlsruhe mit ebenfalls gestohlenen Luxusfahrzeugen (Range Rover, BMW) sichergestellt werden. Das noch fehlende Sportboot ging den Fahndern unlängst in der Nähe von Rom ins Netz und befindet sich zwischenzeitlich wieder in Deutschland.
Auch ein im Juni 2012 in Kressbronn-Gohren gestohlenes Motorboot im Wert von knapp 50.000 EUR konnten die Fahnder mit ihren Kollegen der Wasserschutzpolizeien Friedrichshafen und Stuttgart am 09.06.2015 in der Nähe von Tübingen sicherstellen. Die für den Sachverhalt zuständigen Ermittler der Wasserschutzpolizei (WSP) Friedrichshafen schalteten auch hier -wie die Karlsruher Kollegen im vorher geschilderten Fall- sofort die Konstanzer Fahnder des KBK ein. Bereits kurz nach der Tat konnten die Ermittler der WSP Friedrichshafen einen Tatverdächtigen ermitteln und fanden heraus, dass das Boot offenbar nach Südspanien verschoben wurde. Trotz intensivster Bemühungen der örtlichen Polizei konnte sich der genaue Standort des Bootes in Spanien nicht ermitteln lassen. Trotzdem gaben die Ermittler nicht auf und konnten das Boot letztendlich doch noch in der Nähe von Tübingen ausfindig machen und sicherstellen, wohin es von einem der Tatverdächtigen offenbar aus noch unklaren Motiven zurück gebracht wurde.
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