LKA-MV: Rauschgiftlage in Mecklenburg-Vorpommern für das Jahr 2014

01.06.2015 – 15:08

Rampe (ots) – Überblick:

Im Jahr 2014 war ein Anstieg der Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität um 27% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen (von 3.960 auf 5.031 Fälle). Damit ist der Anteil der Rauschgiftkriminalität an der Gesamtkriminalität mit 4,3% (2013: 3,3% 2012: 3,5%) weiterhin gering.

Den Schwerpunkt bildeten auch im Jahr 2014 die allgemeinen Verstöße (Erwerb und Besitz) im Zusammenhang mit Cannabisprodukten.

Ähnlich den Fallzahlen ist ein Anstieg auch bei den Tatverdächtigen insgesamt festzustellen (+23%), von dem alle Altersgruppen betroffen sind. Dabei stieg die Zahl der jugendlichen und heranwachsenden Tatverdächtigen gegenüber dem Vorjahr um 94 auf 494 bzw. um 116 auf 506. Der Altersbereich der Erwachsenen stellt mit 76,7% unverändert den größten Anteil an Tatverdächtigen in diesem Deliktfeld. Deren Zahl ist im vergangenen Jahr um 604 auf 3.325 gestiegen.

Der Einstieg in den Konsum von harten Drogen erfolgte auch 2014 überwiegend mit Amfetamin.

Im Jahr 2014 waren in unserem Land zwei Rauschgift-Todesfälle zu verzeichnen (zum Vergleich – in den Jahren 2011 und 2012 jeweils fünf Rauschgifttote, im Jahr 2013 ein Todesfall). Dabei handelte es sich um eine Jugendliche im Alter von 15 Jahren aus Rostock und einen 26-jährigen Stralsunder. Todesursächlich war in beiden Fällen eine Mischintoxikation von Opiaten/Opioiden in Verbindung mit anderen Drogen. Beide hatten die deutsche Staatsbürgerschaft und waren als Btm-Konsumenten bekannt.

Die Rauschgift-Fallzahlen sind annähernd gleich auf die beiden Polizeipräsidien des Landes verteilt.

Sicherstellungen:

Auch im zurückliegenden Jahr 2014 waren auf dem illegalen Markt in Mecklenburg-Vorpommern die einschlägigen, klassischen Betäubungsmittel beschaffbar.

Die Sicherstellungsmengen bei den Cannabisprodukten bilden auch 2014 den größten Anteil an der Gesamtsicherstellung. Die Sicherstellungsmenge bei Marihuana sank um 58,4% auf 23,346 kg, liegt jedoch im Mittel der zurückliegenden Jahre. Der Abwärtstrend bei Haschisch setzt sich weiter fort und stellt mit 2,689 kg die niedrigste Sicherstellungmenge seit 10 Jahren dar.

In Mecklenburg-Vorpommern sind im vergangenen Jahr insgesamt 8.807 Cannabispflanzen sichergestellt worden, was zwar einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr bedeutet, dennoch die zweithöchste Sicherstellungsmenge der vergangenen 10 Jahre ist. Unter Betrachtung der Vorjahre hält der Aufwärtstrend hier unabhängig davon weiter an.

Im Jahr 2014 wurden in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 41 Cannabisplantagen festgestellt – 5 Profiplantagen, 11 Großplantagen und 25 Kleinplantagen. Damit wurden gegenüber dem Vorjahr 17 Plantagen mehr sichergestellt. Von den 41 Cannabisplantagen waren acht Outdoorplantagen.

Begriffserläuterung:

Profiplantage: festgestellte Kapazität ab 1000 Pflanzen Großplantage: festgestellte Kapazität 100 – 999 Pflanzen Kleinplantage: festgestellte Kapazität 20 – 99 Pflanzen

Amfetamin ist nach den Cannabisprodukten in Mecklenburg-Vorpommern die meist konsumierte Droge. Die Sicherstellungsmenge liegt bei 21,136 kg (2013: 7,614 kg).

Auch im Jahr 2014 wurde in Mecklenburg-Vorpommern kein Metamfetamin (Crystal) sichergestellt.

Die Sicherstellungsmenge von Ecstasy ist um 608 auf 2.041 Stück leicht gestiegen, stellt aber seit 4 Jahren einen konstanten Wert dar.

Kokain mit sichergestellten 0,891 kg und Heroin mit 0,140 kg liegen wie in den zurückliegenden Jahren im Grammbereich.

Die Sicherstellung von LSD ist gegenüber dem Vorjahr um 750 Trips gesunken (2013: 909).

Die Sicherstellungen von sogenannten „Legal High“-Produkten bewegen sich weiterhin auf einem niedrigen Niveau. 2014 wurden in vier Fällen sog. Kräutermischungen (Spice & Co) verschiedener Produkte sichergestellt. Hier konnten in einigen Produkten Wirkstoffe sicher nachgewiesen werden, die in die Anlage II (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel) des BtMG aufgenommen sind.

Im Jahr 2014 wurden in Mecklenburg-Vorpommern keine illegalen Rauschgiftlabore festgestellt.

Problembetrachtungen:

1. Mit dem Anstieg der Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität im vergangenen Jahr um 27% bildet die Zahl von 5.031 Fällen im Jahr 2014 den höchsten Wert der vergangenen 10 Jahre.

Die polizeiliche Drogenprävention für Kinder und Jugendliche ist seit Jahren einer der Schwerpunkte der Präventionsarbeit. Immerhin machten 2014 32 Kinder im Alter von 12 bis unter 14 Jahren und damit neun mehr als im Jahr zuvor erste Drogenerfahrungen (20 Kinder mehr als noch im Jahr 2011). Der Einstieg erfolgte hier in 22 Fällen mit Cannabisprodukten. Diese Lage nimmt die Polizei sehr ernst, insbesondere weil es hier um die Jüngsten und damit zugleich um die Schutzbedürftigsten unserer Gesellschaft geht. Dabei ist es unerheblich, dass diese Kinder einen Anteil von weniger als 1 % der ermittelten Tatverdächtigen ausmachen.

2. Aus polizeilicher Sicht wird sich von einer Einstufung von Cannabis-Produkten als sogenannte „weiche Drogen“ klar distanziert.

Es ist festzustellen, dass der illegale Rauschgiftanbau nicht nur mit einer quantitativen Zunahme einhergeht. Als Besonderheit kommt hinzu, dass die Professionalisierung der Täter beim Anbau von Cannabis-Plantagen zu deutlichen Verstärkungen des Wirkstoffgehaltes THC (Tetrahydrocannabinol) der Pflanzen führt. So sind im Einzelfall bereits THC-Gehalte von über 30 % ermittelt worden. Im Vergleich dazu – der Durchschnittswert liegt hier bundes- wie auch landesweit nur knapp über 10 %. Für Konsumenten ist dadurch die Wahl der Größenordnung einer Konsumeinheit und somit die Wirkung schwerer kalkulierbar geworden. (Vergleich – noch vor 10 – 15 Jahren, im Naturanbau, bewegte sich der THC-Gehalt bei Marihuana durchschnittlich zwischen 1 und 5 %.) Ein ähnliches Problem ereilt Konsumenten auch hinsichtlich der Abgrenzung zwischen einer geringen und einer nicht geringen Menge und damit in Fragen der Strafbarkeit/Strafzumessung. Dieser Abgrenzung liegt der Wirkstoffgehalt zugrunde.

3. Sogenannte „Legal-High“-Produkte werden als angeblich legale Alternative zu illegalen Drogen angeboten. Doch auch sie enthalten zumeist Betäubungsmittel oder ähnlich wirkende chemische Substanzen, die in ihrer Zusammensetzung die Gefahr von unkalkulierbaren gesundheitlichen Risiken bergen.

Sogenannte „Legal Highs“ werden z. B. als „Badesalze“, „Raumlufterfrischer“, „Pflanzendünger“, „Räuchermischungen“ oder „Kräutermischungen“ deklariert und mit fantasievollen Namen wie „Bonzai Summerboost“, „Jamaican Gold“ oder „Freedom“ als angeblich legale Alternative zu herkömmlichen Betäubungsmitteln angeboten. Die harmlos erscheinenden Produkte enthalten jedoch häufig Betäubungsmittel oder ähnlich wirkende chemische Substanzen, die auf den Verpackungen nicht ausgewiesen werden.

Bundesweit sind zahlreiche Sachverhalte bekannt, bei denen es im Zusammenhang mit dem Konsum von verschiedenen sog. „Legal High“-Produkten zu teilweise schweren, mitunter lebensgefährlichen Intoxikationen kam. Die meist jugendlichen Konsumenten mussten mit Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen, Wahnvorstellungen bis hin zum Ausfall vitaler Funktionen wie Atmung und Puls in Krankenhäusern intensiv- und notfallmedizinisch behandelt werden.

Rückfragen bitte an:

Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern
Pressestelle
Synke Kern
Telefon: 03866/64-8701
E-Mail: presse@lka-mv.de

Quelle: news aktuell / dpa