POL-IZ: 150526.2-Brokstedt: Polizeieinsatz am Himmelfahrtstag

26.05.2015 – 19:00

Kreis Dithmarschen (ots) – Bereits seit Jahrzehnten wird im Speedwaystadion von Brokstedt/Kreis Steinburg am Himmelfahrtstag das so genannte Lanz-Bulldog-Treffen veranstaltet – nach Angaben des Veranstalters „von über 10.000 Besuchern“, darunter viele Familien mit Kindern. Sie kommen in erster Linie, um sich alte Trecker, andere historischen landwirtschaftliche Maschinen oder alte Motorräder anzusehen oder für sich Nützliches auf dem Teilemarkt zu erwerben.

In der Vergangenheit war das Lanz-Bulldog-Treffen für die hiesige Polizei keine besondere dienstliche Herausforderung: „Im Großen und Ganzen lief alles entspannt ab, darauf haben wir die Kräfteeinteilung abgestellt“, berichtet der Leiter der Polizeistation Kellinghusen.

Seit 2012 sei das aber anders, denn der Veranstaltungsraum wird auch von Menschen aufgesucht, die sich auf „Vatertags-Tour“ begeben haben: „Es handelt sich überwiegend um junge Männer, die Alkohol und Grillutensilien auf einem Bollerwagen mitführen und die auf ihrem Weg nach Brokstedt bereits Alkohol getrunken haben.“ Im Jahre 2012 habe man diese Personen noch auf das Veranstaltungsgelände gelassen, doch das führte zu Störungen, so dass das Amt Kellinghusen den Veranstalter verpflichtete, auf dem Veranstaltungsgelände künftig Sicherheitsmitarbeiter einzusetzen. „Der Sicherheitsdienst soll verhindern, dass Betrunkene oder Personen, die Alkohol und Bollerwagen mit sich führen, auf das Veranstaltungsgelände gelangen.“

Nachdem die Polizei 2012 während der laufenden Veranstaltung Unterstützungskräfte mobilisierte, um die bereits anwesenden Beamten zu entlasten, nachdem es Beschwerden – sowohl von Seiten des Veranstalters als auch aus der Bevölkerung heraus – über randalierende Jugendliche gegeben hatte, hat auch sie sich hinsichtlich des Lanz-Bulldog-Treffens personell neu positioniert: „Wir zeigen uns jetzt mit weit mehr Kräften in Brokstedt als in der Zeit vor 2013.“

In besonders unangenehmer Erinnerung hat der Stationsleiter Kellinghusen, das letzte Lanz-Bulldog-Treffen am 14. Mai 2015. Ab etwa 16 Uhr hielten sich im Bereich des Haupteingangs zirka 150 Personen auf. „Viele dieser Personen waren stark angetrunken, es herrschte teilweise eine aggressive Stimmung.“ In der Folgezeit hatten die Beamten versucht, streitende Personen „durch polizeiliche Präsenz und verbale Ansprache“ voneinander zu trennen. Zunächst nicht mit dem gewünschten Erfolg: „Vor Ort entwickelte sich die Lage für die Einsatzkräfte zusehends schwieriger, da es zu Körperverletzungen, Pöbeleinen und Behinderungen des Abreiseverkehrs kam.“ Und in dieses Geschehen hatte sich auch eine mehrköpfige Personengruppe gemischt, die aus jungen Leuten bestand – darunter auch Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren. Ihre Wohnorte befinden sich in Kellinghusen (2), Hohenwestedt (1) und Huje (1).

Um 16.56 Uhr wurde aus dieser Gruppe heraus ein Streifenwagen fahrlässig beschädigt; um 17.40 Uhr verpasste ein Gruppenmitglied einem 23-Jährigen einen Faustschlag ins Gesicht, zerriss dessen Pullover; um 17.50 Uhr schlug ein Gruppenmitglied einen 22-Jährigen, der mit massiver Gesichtsverletzung in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. „Beide Schläger“, so der Stationsleiter, „waren alkoholisiert.“ Bereits zuvor war ein 20 Jahre altes Gruppenmitglied in eine Rangelei verwickelt, „ohne dass eine Strafanzeige aufgenommen werden musste“.

Um 17.50 Uhr erteilte die Polizei Platzverweise: Der „Platzverweis gemäß Paragraph 201 Landesverwaltungsgesetz“, dem die Angesprochenen nur zögerlich nachkamen und offensichtlich unterlaufen wollten, wurde ausgesprochen, um weitere Straftaten zu verhindern: Es hatten sich auch an anderen Stellen Schlägereien entwickelt – Gruppendynamik mit Eskalationscharakter hatte zu dem Zeitpunkt bereits eingesetzt. Der Polizei war klar: „Die durfte sich nicht weiter zum Nachteil anderer entwickeln.“ Auch deshalb wurde weitere Polizeikräfte nachgeführt, darunter ein Hundeführer mit einem Hund.

Um 18.05 Uhr wurde der Personengruppe noch einmal unmissverständlich mitgeteilt, dass sie den Veranstaltungsraum zu verlassen und wohin sie sich zu begeben hat – „außerhalb der Sichtweite bis hinter die Kurve“ in Richtung Störkaten. Dabei wurde den Betroffenen auch mitgeteilt, dass der Platzverweis, im Falle der Missachtung, mit unmittelbarem Zwang, also polizeilicher Gewalt, durchgesetzt werden könne.

Um zu garantieren, dass die Angesprochen das Geforderte letztlich auch berücksichtigen, wollten zwei Polizeibeamten – davon einer mit einem Diensthund an kurzer Leine – die Gruppe vom Haupteingang weg „bis hinter die Kurve“ in Richtung Störkaten begleiten. Doch die wollte sich offensichtlich nicht leiten lassen und kam auf die Beamten zu. Ein Beamter riet zur Umkehr – umsonst: „Nö, mach ich nicht“, sagte ein 20-Jähriger dem Beamten. Zum selben Zeitpunkt wurde der Diensthundeführer von einem anderen Gruppenmitglied angegriffen. Der Diensthund tat dann das, was er in einem solchen Falle immer tut: „Er schützte seinen Herrn und biss zu.“

Trotz Warnung („Vorsicht, der beißt“) gingen die Gruppenmitglieder weiter gegen die beiden Polizisten vor. Folge: Der Diensthund biss zwei Männer.

Nach den Vorfällen entstand eine weitere heikle Situation – besonders bemerkenswert dabei: Gruppenmitglieder liefen immer wieder auf den Diensthundeführer zu, der seinen Hund weiterhin an kurzer Leine hielt – selbst die, die bereits gebissen worden waren.

Letztlich entfernte sich die Gruppe – unter Drohungen, Beschimpfungen und Beleidigungen gegenüber den Beamten und insbesondere gegen den Diensthundeführer.

Insgesamt wurden fünf Personen mit dem Verletzungsgrad „leicht verletzt“ in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Ein junger Mann (der, der die ganze Zeit den Bollerwagen gezogen hatte) gab an, eine Hundeallergie zu haben. Auch er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert – allerdings: Diese Person kam nicht mit dem Hund in Berührung, „weil er immer genügend Abstand hielt“.

Gegen 20.30 Uhr war der polizeiliche Einsatz beendet, „weil alle Personen den Veranstaltungsraum verlassen hatten.“

Hermann Schwichtenberg

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Quelle: news aktuell / dpa