POL-KI: 150424.1 Kiel: Zahl der Straftaten in Kiel leicht angestiegen, dennoch kein Anlass zur Sorge

24.04.2015 – 08:00

Kiel (ots) – Die Auswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2014 für den Bereich der Landeshauptstadt Kiel zeigt, dass die Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten erstmals seit 2007 angestiegen ist. Im Vergleich zu 2013 ist ein leichter Anstieg von 1,4 Prozent zu verzeichnen. Kiel befindet sich damit im Landestrend, wo ein Anstieg um 1,17 Prozent festgestellt wurde.

Bei der Betrachtung des leichten Anstiegs der Fallzahlen in Kiel muss berücksichtigt werden, dass die Kriminalität insgesamt in den letzten zehn Jahren um etwa 35 Prozent zurückgegangen ist. Im Landesdurchschnitt waren es nur gut 20 Prozent. Zudem ist für Kiel zu berücksichtigen, dass die Landeshauptstadt als größtes Oberzentrum des Landes auch lokal ein höheres Kriminalitätsaufkommen aufweist, als kleinstädtisch- bzw. ländlich strukturierte Gebiete.

„Insofern gibt die Entwicklung keinen Anlass zur Sorge“, so Thomas Bauchrowitz. Dazu kommt, dass die Landeshauptstadt im Vergleich mit den anderen kreisfreien Städten in Schleswig-Holstein die geringste Häufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) bei der Kriminalitätsbelastung aufweist.

Im Bereich der Aufklärungsquote liegt die Polizei in Kiel leicht unter dem Landesdurchschnitt, es wurden 2014 46,7% der Straftaten aufgeklärt. „Auch wenn möglicherweise Faktoren, wie zum Beispiel die großstädtische Anonymisierung der Bevölkerung, die Aufklärung von Straftaten generell im großstädtischen Bereich erschwert, werden wir weiter unsere Anstrengungen intensivieren und die Qualität unserer Arbeit verbessern“, kündigt der Behördenleiter an.

Durch die mit dem KBS (Kriminalitätsbekämpfungssystem) entwickelte enge Verzahnung von aktueller Lagebeurteilung, Ermittlungen und Einsatzmaßnahmen ist die Kieler Polizei sehr zügig in der Lage auf sich verändernde Kriminalitätsphänomene zu reagieren. So sind die Fallzahlen bei den Rohheitsdelikten weiter rückläufig und stellen den niedrigsten Stand seit sechs Jahren dar. Die Aufklärungsquote bei den Raubdelikten konnte um 5,6 % Prozentpunkte überdurchschnittlich gesteigert werden.

Dem Kampf gegen die Wohnungseinbruchskriminalität hat sich die Polizeidirektion – wie die gesamte Landespolizei – auch 2014 im besonderen Maße verpflichtet. Die Zahl der Delikte ist hier zwar nahezu unverändert, was zum Teil auf die hohe Anzahl von 363 Versuchstaten zurückzuführen ist. Täter nehmen von der Vollendung der Tathandlung häufig dann Abstand, wenn diese nur mit erheblichem Aufwand und/oder mit einem erheblichen Entdeckungsrisiko verbunden ist.

„Auch weiterhin werden die konsequenten Ermittlungen in den Fachkommissariaten für Einbruch sowie Banden-/Serienkriminalität in der Bezirkskriminalinspektion Kiel, die flexible lageangepasste Einsatzsteuerung von zivilen und uniformierten Polizeikräften wie auch die polizeiliche Beratungstätigkeit zum Einbruchschutz wesentliche Bausteine zur Bearbeitung dieses Deliktsfeldes sein“, sagt der Leitende Kriminaldirektor.

Das Sachgebiet 1.4 der Polizeidirektion Kiel hat seit Oktober 2014 in einer Vielzahl von Präventionsveranstaltungen bei Verbraucher- und Wochenmärkten an interessierte Bürgerinnen und Bürger Hinweise zur Verbesserung des Einbruchschutzes gegeben.

Besondere Anstrengungen unternimmt die Polizeidirektion Kiel auch zur Bekämpfung der Brandstiftungen in Kiel. Zwar ist die Zahl ausweislich der PKS 2014 leicht rückläufig, doch geben die immer wieder aufkommenden Serien von Brandstiftungen Anlass zur Sorge, da hierdurch für die Bewohner hohe Gefahren entstehen. Durch sehr konsequente Schwerpunktsetzungen im Bereich der Ermittlungen und der Einsatzmaßnahmen mit eigenen und zur Unterstützung eingesetzten Kräften reagiert die Polizei Kiels sehr zeitnah.

„Wir sind hier aber auch sehr auf die Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen. Einerseits benötigen wir gerade hier viele Hinweise zu auffälligen Beobachtungen, andererseits sollten die Bewohner durch die Nutzung von Sicherheitseinrichtungen und das nächtliche Sichern von Zugangstüren selbst dafür Sorge tragen, dass Unberechtigte nicht in Keller und Flure von Häusern eindringen können“, so der Behördenleiter.

Beim Waren- und Warenkreditbetrug gab es auch 2014 einen Straftatenzuwachs von über 14,3% im Vergleich zum Vorjahr. Nicht selten agieren die Täter aus der Anonymität des Internets heraus, was für die polizeiliche Sachbearbeitung mit erheblichem Mehraufwand verbunden ist. Außerdem ist hier eine hohe Arbeitsbelastung festzustellen, die nicht in der PKS abgebildet wird, da nach den derzeit gültigen Richtlinien nicht alle Taten statistisch erfasst werden können. Thomas Bauchrowitz: „Gerade in diesem Deliktsfeld gilt es an die hohe Eigenverantwortung der Internetnutzer zu appellieren, vermeintliche Schnäppchen sehr sorgfältig zu prüfen“.

Die Regionalleitstelle hat 2014 etwa 66.500 Einsätze in der Landeshauptstadt koordiniert. Darin enthalten sind über 200 geschlossene Einsätze (Fußball, Rocker, Demonstrationen usw.), bei denen für die Polizisten – außerhalb des täglichen Reaktionsdienstes – nahezu 32.000 Einsatzstunden anfielen.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 ist als Gesamtdokument im Internet abrufbar.

https://www.polizei.schleswig-holstein.de/internet/DE/Organisation/PDKiel/pdkiel_node.html

Matthias Arends

Zahlen & Daten:

Aufklärungsquote

Bezogen auf alle Deliktsbereiche ist die Aufklärungsquote bei 24.380 bekannt gewordenen Straftaten (2012: 24.043) auf 46,7 Prozent (48,4%) gesunken und liegt damit unter dem Landesschnitt von 51,2 Prozent. Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es allerdings deutliche Unterschiede in Bezug auf die jeweiligen Aufklärungsquoten. Sehr hohe Aufklärungsquoten gab es 2014 bei Straftaten gegen das Leben (100%), Körperverletzungen (89,5%) oder schwerem Raub (85,7%). Demgegenüber stehen niedrige Aufklärungsquoten von 3,6 Prozent bei Fahrraddiebstählen oder 8,3 Prozent bei Wohnungseinbruchdiebstahl.

Ermittelte Tatverdächtige

8.058 Tatverdächtige konnten 2014 durch Kieler Beamte ermittelt werden, etwa 40 Prozent von ihnen waren bereits polizeilich bekannt. 70,8 Prozent aller Tatverdächtigen sind in Kiel wohnhaft, drei Viertel der ermittelten Tatverdächtigen sind männlich. Deutlich überrepräsentiert sind die Jugendlichen und Heranwachsenden, die zusammengefasst 18,5 Prozent aller Tatverdächtigen stellen, jedoch nur 6,6 Prozent der Kieler Bevölkerung ausmachen.

Diebstahlsdelikte

Den größten Anteil aller in Kiel begangenen Straftaten machen auch wie in den Jahren zuvor mit 49,3 Prozent die Diebstahlsdelikte aus. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist 2014 um 47 Taten gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Insgesamt gab es 779 Taten, davon 363 Versuche. Die klassischen Fahrzeugaufbrüche sind von 1.458 Taten auf 1.885 gestiegen. 104 Fahrzeuge wurden entwendet, im Jahr zuvor waren es 127. Bei den angezeigten Ladendiebstählen gab es eine Verringerung von 50 Taten auf nun 1.788. Die durchschnittliche Schadenssumme beläuft sich auf etwa 87 Euro. Die Zahl der angezeigten Fahrraddiebstähle hat sich von 2.128 auf 2.235 in 2014 erhöht. Die Gesamtschadenssumme liegt hier bei 922.057 Euro.

Rohheitsdelikte

Eine Reduzierung um 3,19 Prozent verzeichnete die Kieler Polizei im Bereich der Rohheitsdelikte. Insgesamt haben Rohheitsdelikte einen Anteil an der Gesamtkriminalität von 13,94 Prozent. Die Zahl der angezeigten Raubtaten (303) stieg im Vergleich zu 2013 um 17,44 Prozent. Die Zahl der Körperverletzungen ist von 2.693 Fällen in 2013 auf 2.529 Fälle erneut gesunken. Bei den gefährlichen/schweren Körperverletzungen ist ein Rückgang von 40 Taten zu verzeichnen. Einfache Körperverletzungen wurden 126 Mal weniger angezeigt als im Vorjahr. Insgesamt 184 Fälle von Widerstand gegen Polizeibeamte hat es 2014 in Kiel gegeben, dabei wurden zehn Kollegen leicht verletzt.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Die Vermögens- und Fälschungsdelikte machen 13,17 Prozent aller in Kiel bekannt gewordenen Straftaten aus. Im Vergleich zum Vorjahr sind die angezeigten Taten nahezu identisch. Im Jahr 2014 gab es 1.224 Fälle Waren- bzw. Warenkreditbetrug, was 14,3 Prozent mehr als im Vorjahr bedeutet. Der Anteil der Taten unter Einsatz des Internets steigt stetig. die Ermittlungen diesbezüglich gestalten sich oft schwierig, da Tatverdächtige oft aus dem Ausland agieren.

Rauschgiftkriminalität

2014 stellte die Polizei insgesamt 883 Fälle von Rauschgiftkriminalität fest, was einem Rückgang um 50 Fälle bedeutet. Die meisten Fälle standen im Zusammenhang mit Cannabis-Produkten. Sieben Drogentote gab es 2014 in der Landeshauptstadt, im Vorjahr waren es sieben.

Brandstiftung

Die Zahl der Brandstiftungen ist 2014 von 108 auf 61 Fälle deutlich gesunken. Durch die zahlreichen Brände seit Januar 2015 auf dem Kieler Ostufer dürfte die Zahl in der Statistik für 2015 allerdings wieder ansteigen.

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Quelle: news aktuell / dpa