13.03.2015 – 13:08
Hannover (ots) – Polizeipräsident Volker Kluwe und Uwe Lange, Leiter des Dezernats für Einsatz und Verkehr, haben heute den Verkehrssicherheitsbericht des Jahres 2014 präsentiert und einen Ausblick auf die Verkehrssicherheitsarbeit für 2015 gegeben.
„Es ist uns im vergangenen Jahr – trotz aller Bemühungen – leider nicht gelungen, die Unfallzahlen zu senken. Wir mussten sogar einen Anstieg bei den Zahlen der Schwerverletzten und Getöteten hinnehmen!“, mit diesen Worten hatte der Polizeipräsident die diesjährige Vorstellung des Jahresberichts eingeleitet.
Im Jahr 2014 ist es im Bereich der Polizeidirektion (PD) Hannover zu insgesamt 33.528 Verkehrsunfällen gekommen. 411 Unfälle mehr als im Jahr 2013 bedeuten eine Zunahme um 1,24 Prozent. Damit erreicht die Gesamtunfallzahl den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre.
Auch die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. War in den letzten Jahren trotz kontinuierlichen Anstiegs der Unfallzahlen die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten abnehmend, kam es im Jahr 2014 wieder zu mehr Unfällen mit schwersten Folgen.
Besonders alarmierend ist der deutliche Zuwachs der tödlich verunglückten Menschen im Jahr 2014.
Insgesamt stieg die Anzahl der Unfälle mit Verletzten im Raum Hannover zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf 5.209. Landesweit ergab sich eine ähnliche Steigerung.
Im Zuständigkeitsbereich der PD Hannover stiegen die Unfallzahlen dabei sowohl im Stadtgebiet als auch im Umland. Die zugrunde liegenden Unfallursachen unterscheiden sich in diesen Räumen jedoch deutlich. Daher ergeben sich für die Polizei auch differente Handlungsbedarfe.
Verkehrstote
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der im Straßenverkehr zu Tode gekommenen Menschen im Raum Hannover um 64,1 Prozent auf 64 Personen (2013: 39) gestiegen und damit auf den dritthöchsten Stand der letzten zehn Jahre. Niedersachsenweit gab es 8,3 Prozent mehr Unfälle mit tödlichem Ausgang.
In der Landeshauptstadt kamen 18 Menschen ums Leben, im Umland 34 und auf den Autobahnen zwölf Personen. Unter den Opfern befanden sich vier Kinder, drei junge Erwachsene und 15 Senioren. Schwerverletzte
2014 stieg die Gesamtzahl der Unfälle mit Schwerverletzten um 15,3 Prozent auf 640 Personen. Die Verteilung der Unfälle mit schweren Folgen hält sich dabei im Vergleich zwischen Stadt und Umland mit 283 zu 289 die Waage.
Auffällig ist dabei, dass sich dieser Anstieg nahezu gleichmäßig auf PKW-Fahrer und deren Insassen, Motorradfahrer sowie Radfahrer aufteilt. Einen erfreulicheren Abwärtstrend weist die Anzahl der schwerverletzten Kinder von 52 auf 28 auf.
Risikogruppen
Die Gesamtzahl der verunglückten Kinder ist in der Landeshauptstadt leicht gesunken (von 229 auf 199). Ein positiver Trend zeigt sich bei den fahrradfahrenden Kindern in Hannover. Verunglückten 2013 noch 88 von ihnen mit dem Rad, waren es im letzten Jahr 62 – zwei verletzten sich schwer und 60 leicht.
Im Umland zeigt sich ein gegenteiliger Trend. Hier verunglückten 206 Kinder (2013: 174) – vier starben (2013: null), acht wurden schwer verletzt (2013: ebenfalls acht), 194 erlitten leichte Verletzungen (2013: 174).
Einen Anstieg um 100 Leichtverletzte auf 984 wies die Gruppe der jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) auf. Während 74 Personen schwer verletzt (2013: 71) wurden, sank die Zahl der Getöteten von acht auf drei.
Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Senioren (ab 65 Jahre) ist von 5.364 auf 5.491 gestiegen. Dabei verletzten sich 621 Senioren leicht, 135 schwer und 15 verstarben. Insbesondere die Senioren über 75 Jahre – sie waren mit zehn Getöteten und 77 Schwerverletzen am stärksten in dieser Gruppe betroffen – waren überwiegend als Radfahrer oder Fußgänger unterwegs.
Stadtbahnunfälle
Ereigneten sich 2013 noch 108 Unfälle unter Beteiligung von Stadtbahnen so stiegen diese im Jahr 2014 auf 127. Dabei verunglückten sieben Personen tödlich (sechs Fußgänger und ein Radfahrer), 13 Menschen wurden schwer und 67 leicht verletzt. Die Zahl der Unfälle mit Stadtbahnbeteiligung zeigt somit auch im Mehrjahresvergleich einen Anstieg.
Bundesautobahnen (BAB)
Auf den zur PD Hannover gehörenden BAB (2, 7, 37 und 352) stieg die Zahl der Unfalltoten von zehn auf zwölf. Das Unfallaufkommen ist hier im Allgemeinen leicht rückläufig. Im Jahr 2013 ereigneten sich noch 2.874 Unfälle, während es 2014 insgesamt 2815 waren. Dies entspricht einer Abnahme von 2,1 Prozent.
Die vielbefahrene BAB 2 bleibt dabei – wie auch in den vergangenen Jahren – ein kritischer Unfallschwerpunkt. Allein zehn Menschen ließen hier ihr Leben. Weitere zwei Personen verstarben nach Unfällen auf der BAB 7. In der Gesamtbetrachtung aller Unfalltoten machen diese 18,8 Prozent innerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Polizeidirektion aus.
Nahezu gleichbleibend ist das Niveau der schwerverletzten Personen (2013: 69 und 2014: 68) auf den BAB in und um Hannover.
„Im vergangenen Jahr hatten wir durch die beiden Großbaustellen auf der Bundesautobahn 2 bei Lehrte und dem Autobahnkreuz Hannover-Ost einen temporären Anstieg der Unfallzahlen zu verzeichnen. Viele der schweren Unfälle ereigneten sich an Stauenden. Hier hat sich erneut gezeigt, dass nicht nur hohe Geschwindigkeiten sondern auch Ablenkung und zu geringer Sicherheitsabstand zu den Hauptunfallursachen zählen“, stellte Lange fest.
Unfallursachen
Fehlverhalten bei Vorfahrts- und Vorrangregelungen, beim Abbiegen und die Missachtung des Sicherheitsabstandes nehmen 2014 die zahlenmäßigen Spitzenränge bei den Verkehrsunfallursachen ein. Bei Unfällen mit schwersten Folgen ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit nach wie vor eine der häufigsten Ursachen.
Im Bereich der Vorfahrts- und Vorrangregelungen gab es einen Rückgang um 15 Prozent auf insgesamt 2.711 (2013: 3.190). Dafür stieg jedoch die Zahl der Fehler beim Abbiegen, die zu einem Unfall führten, von 1.462 auf 2 378 (+62,7 Prozent) – was für diesen Bereich Platz zwei der häufigsten Unfallursachen bedeutet. Die Zahl der Abstandsverstöße nahm um 2,4 Prozent (von 2.248 Verstößen auf 2.195) ab. Beim Unfallfaktor Geschwindigkeit hat sich der sinkende Trend der letzten zwei Jahre fortgesetzt. Verzeichnete die Polizei 2013 noch 1.927 Verstöße im Zusammenhang mit Unfällen, fielen diese auf 1.697, was einem Rückgang um 11,9 Prozent entspricht.
Ausblick für 2015
Auch in diesem Jahr werden die Verkehrsexperten der Polizei die bewährten Präventionsangebote umfänglich bereithalten und zur Verfügung stellen, sowie darüber hinaus neue Wege zur Steigerung der Sicherheit auf den Straßen in und um Hannover beschreiten.
So hat die PD Hannover bereits im Februar eine komplette Woche unter das Zeichen der Verkehrssicherheit gestellt. Mit täglich wechselnden Schwerpunkten, die sich auch in diesem Jahr erneut als häufigste Ursachen für Unfälle herauskristallisiert hatten, wurden in fünf Tagen etwa 1.500 Verkehrsverstöße festgestellt und geahndet.
Uwe Lange: „Neben unseren bestehenden Verkehrssicherheitskonzeptionen müssen wir flexibel, gezielt und konsequent gegen die bekannten Unfallursachen vorgehen. Die Verkehrssicherheitswoche ist hierbei eine weitere Möglichkeit die Verkehrsteilnehmer durch die intensiven Kontrollen zum einen zu sensibilisieren und zum anderen auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen.“
Auch die auf Risikogruppen Kinder, junge Erwachsene und Senioren ausgelegten Konzepte werden weiterhin elementarer Bestandteil der polizeilichen Präventionsarbeit sein. Die PD Hannover wird auch dieses Jahr wieder Schwerpunkte bei der Verkehrsüberwachung setzen. Dabei geht es nicht um die Einnahme möglichst vieler Verwarngelder, sondern um die Erhöhung der Verkehrssicherheit.
2014 haben die Beamten der PD Hannover insgesamt 137.433 Verkehrsverstöße geahndet. Viele der „ertappten Verkehrssünder“ zeigten bei den Kontrollen Verständnis für die Maßnahmen.
Dennoch wird die Polizei Hannover in ihren Bemühungen die steigenden Unfallzahlen – insbesondere mit schweren Folgen – nachhaltig zu senken nicht nachlassen. Menschliches Fehlverhalten ist nach wie vor der häufigste Grund für viele Unfälle. Nur wenn sich alle an die Verkehrsregeln halten und aufeinander Rücksicht nehmen, können die Risiken minimiert und die Sicherheit im Straßenverkehr erhöht werden.
Polizeipräsident Volker Kluwe: „Es hilft uns wenig Regeln und Vorschriften zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu schaffen, wenn wir nicht auch auf deren Einhaltung achten. Aus diesem Grund werden wir Verkehrsüberwachungsmaßnahmen analog der kürzlich durchgeführten Verkehrssicherheitswoche fortführen. Art und Ort dieser Maßnahmen werden sich dabei sowohl an den festgestellten Unfallursachen als auch an den betroffenen Zielgruppen orientieren, denn diese unterscheiden sich -insbesondere, wenn man die Verkehrsunfallsituationen und die Infrastruktur in der Landeshauptstadt und dem Umland von Hannover miteinander vergleicht.“ /pu, tr, hol
Die Präsentation zum Verkehrssicherheitsbericht 2014 finden sie hier:
http://www.pd-h.polizei-nds.de/verkehr/statistik/verkehrssicherheitsbericht-2014-1572.html
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Hannover
Andre Puiu
Telefon: 0511 109-1043
E-Mail: andre.puiu@polizei.niedersachsen.de
http://www.polizei.niedersachsen.de/dst/pdhan/