25.02.2015 – 23:07
Kassel (ots) – Der gemeinnützige Verein Bürger und Polizei in Kassel und das Polizeipräsidium Nordhessen haben heute Abend in einer öffentlichen Veranstaltung Menschen ausgezeichnet, die im vergangenen Jahr die Arbeit der Kasseler und der nordhessischen Polizei in bemerkenswerter Weise unterstützt haben. Insgesamt zehn Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Kassel und der Region wurden vom Präsidium des Vereins nach Vorschlägen der nordhessischen Polizeidienststellen für die Auszeichnung mit der „Kasseler Polizeimedaille“ ausgewählt. Sie konnten am Abend die Ehrung aus den Händen von Polizeipräsident Eckhard Sauer, der auch Präsident des Vereins Bürger und Polizei Kassel ist, entgegen nehmen. Der nordhessische Polizeichef wurde bei der Übergabe der Medaillen von Hessens Justizministerin Eva Kühne-Hörmann, die Ministerpräsident Volker Bouffier bei dem Festakt im Polizeipräsidium vertrat, unterstützt. Die zum sechzehnten Mal stattfindende Auszeichnung mit der vom Verein Bürger und Polizei im Jahr 2000 gestifteten „Kasseler Polizeimedaille“ erfolgte im Rahmen der traditionellen Jahresbegrüßung 2015 des Vereins in den Gesellschaftsräumen des Polizeipräsidiums in Kassel. Rund 180 Vereinsmitglieder und Gäste waren der Einladung ins Polizeihauptquartier am Kasseler Kulturbahnhof gefolgt.
Geehrte Personen sind Vorbilder
„Der Verein Bürger und Polizei in Kassel zeichnet heute Abend Mitbürgerinnen und Mitbürger mit der Kasseler Polizeimedaille aus, die der Polizei bei ihrer Aufgabenerfüllung in bemerkenswerten Weise geholfen haben“, betonte Präsident Sauer. „Diese Menschen haben durch ihr Handeln ein besonderes Zeichen gesetzt für ein vertrauensvolles Miteinander von Bürgern und ihrer Polizei“. Die zehn neuen Träger der Kasseler Polizeimedaille, darunter zwei Frauen, sechs Männer sowie ein 12-jähriger Schüler und ein 17 Jahre alter Jugendlicher, sind in diesem Jahr zwischen 12 und 52 Jahre alt. „Diese Menschen haben hingesehen, wo andere weggeschaut haben, sie haben gehandelt, wo andere lieber untätig geblieben sind. Ihr Verhalten war vorbildlich und hat für uns alle ein Zeichen gesetzt“, erklärt Polizeipräsident Eckhard Sauer. „Dafür möchte der Verein Bürger und Polizei Kassel diese Mitbürger mit der Kasseler Polizeimedaille ehren“, so der nordhessische Polizeichef in seiner Ansprache. „Meine Kolleginnen und Kollegen leisten hervorragende Arbeit. Aber es ist auch für mich gut zu wissen, dass es nach wie vor zahlreiche Menschen gibt, die ihre Polizei in so vorbildlicher Weise unterstützen, sagte der Polizeichef.
Lobenswerte Unterstützung in unterschiedlicher Form
Die Medaillenträger waren im vergangenen Jahr bei polizeilichen Einsatzsituationen in ganz unterschiedlicher Form lobenswert aktiv. Sie halfen zumeist durch schnelle und präzise Mitteilung ihrer Wahrnehmungen von Straftaten oder durch beherztes aber gleichwohl überlegtes Einschreiten bei beobachtetem Unrecht in bemerkenswerter Art mit, Straftaten zu verhindern, Täter festzunehmen oder wichtige Ermittlungs- und Aufklärungsschritte der Polizei zu ermöglichen.
„Zivilcourage und der aufmerksame Blick, was um einen herum geschieht, sind nicht selbstverständlich. Das sich Menschen einmischen, ist gelebte Gemeinschaft und deshalb unverzichtbar für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ich bin froh, dass es die Polizeimedaille in Kassel gibt, um dieses Engagement zu ehren“, so Justizministerin Eva Kühne-Hörmann.
„In einer Zeit, in der man oft den Eindruck haben kann, dass sich Viele nur noch selbst der Nächste sind, haben diese Menschen durch ihr Handeln in sehr lobenswerter Weise Zivilcourage und Bürgersinn bewiesen und gezeigt, dass es auch anders gehen kann“, so Polizeipräsident Sauer abschließend.
Wolfgang Jungnitsch Geschäftsführer des Vereins Bürger und Polizei Kassel e.V. 0561 / 910 – 1008
Fotolegende:
Die Preisträger und die Gratulanten der Kasseler Polizeimedaille des Vereins Bürger und Polizei 2015 (vordere Reihe v.l.: Eva Kühne-Hörmann (Hessische Ministerin der Justiz), Maike Neumeier, Christine Backhauß, Till Wendland, (dahinter v.l.:) Polizeipräsident Eckhard Sauer, Florian Wasdrack, Wolfgang Jungnitsch (Geschäftsführer des Vereins Bürger und Polizei), Andre Schöps, Christof Wenglorz, Stadträtin Barbara Herrmann-Kirchberg, Enno Boland, Michael Hartmann, Paul Tomse
Hier die diesjährigen Fälle:
Fall 1: Schüler sorgte für die Festnahme eines Handy-Diebes
Der Schüler Till Wendland (12) aus Witzenhausen beobachtete am 17. Dezember 2013 in einem Einkaufszentrum seiner Heimatstadt eine männliche Person, wie dieser sich an einer Glasvitrine zu schaffen machte und dann mehrere Smartphones daraus entnahm. Till konnte beobachten, wie der Täter sich die Smartphones in Hose- und Jackentasche steckte. Als er den Täter ansprach, was er dort mache, entgegnete dieser, dass er sich ein paar Handys nehme und ob er auch eins haben wolle. Till ging unverzüglich zu einem Mitarbeiter der Elektronikabteilung, meldete den Vorfall und gab eine Personenbeschreibung ab. Durch die Videoaufzeichnung konnte einer der beiden Täter identifiziert und festgenommen werden. Bei ihm wurden drei der sechs gestohlenen Smartphones sichergestellt. Die Beute hatte insgesamt einen Wert von rund 2.100,- Euro.
Fall 2: Portmonee-Dieb gestellt
Herr Enno Boland (28) aus Kassel hat maßgeblich dazu beigetragen, einen Portmonee-Dieb im Rahmen einer Fahndung in der Kasseler Innenstadt festzunehmen. Der Zeuge war am 13. Januar 2014 auf ein Gerangel und auf den anschließenden Diebstahl eines Portmonees aufmerksam geworden, hatte sofort die Situation erfasst und war dem Opfer zu Hilfe geeilt. Gemeinsam mit dem Opfer hielt er den Täter fest, der sich heftig wehrte und Herrn B. dabei sogar leicht verletzte. Der Tatverdächtige konnte sich zwar losreißen, wurde aber wenig später auf Grund der präzisen Personenbeschreibung von den alarmierten Polizeibeamten festgenommen. Das Portmonee hatte der Täter auf der Flucht weggeworfen. Es konnte aber noch am gleichen Abend samt Inhalt aufgefunden und dem Opfer zurückgegeben werden.
Fall 3: Mit heißem Tipp Verbrecherbande hinter Gitter gebracht
Paul Tomse (17) aus Kassel brachte Anfang 2014 mit seinem Hinweis eine Sonderkommission der nordhessischen Polizei auf eine heiße Spur, die schließlich erheblich zur Klärung einer größeren Serie von Navi-Diebstählen aus Kraftfahrzeugen beitrug.
Am 24. Februar 2014 meldete sich Herr Tomse bei der Polizei in Fritzlar. Durch seine Aussage erhielt die Polizei den alles entscheidenden Hinweis, dass die mutmaßlichen Täter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den einzelnen Tatorten in Nordhessen unterwegs sein könnten. Herr T., der Anfang 2014 noch in Fritzlar-Cappel wohnte, hatte nämlich eines Morgens beobachtet, wie zwei ihm völlig fremde Männer an der Bushaltestelle in Cappel standen und anschließend mit ihm in den Bus stiegen. Beide Personen tranken zu dieser Uhrzeit schon Bier und begannen zu flüstern, als Herr Tomse an der Bushaltestelle ankam. Da dieses Verhalten der unbekannten Männer dem Zeugen verdächtig vorkam und er von den Autoaufbrüchen gehört hatte, meldete er seine Beobachtungen der Polizei. Durch die Videoüberwachung im Bus konnten die Täter dann identifiziert und ihr Aufenthaltsort ermittelt werden. Dies führte dann zur Festnahme der Täter, der Sicherstellung von umfangreichem Diebesgut und der Aufklärung einer Serie von rund 200 Straftaten.
Fall 4: Raub vereitelt, Opfer geschützt und Täter festgenommen
Maximilian Kucenski aus Kassel und Andre Schöps. aus Hess.-Lichtenau (beide 19) vereitelten am 4. Mai 2014 gegen 21.50 Uhr einen Raub an der Straßenbahnhaltestelle am Kasseler Friedrichsplatz und hielten den alkoholisierten 26-jährigen Täter aus Kassel, der die Handtasche einer 52-jährigen Kasselerin entreißen wollte, bis zum Eintreffen der Polizei fest.
Den Angaben des Opfers sowie den beiden aus Kassel und Hessisch Lichtenau stammenden 19-jährigen Zeugen zufolge stieg der 26-Jährige am Friedrichsplatz aus einer Straßenbahn. Dort ging er direkt auf das 52-jährige Opfer zu. Die Frau wartete zu diesem Zeitpunkt auf ihre Anschlusstram. Ohne Umschweife griff der Mann nach ihrer Handtasche, die sie über ihrer linken Schulter trug. Das Entreißen der Kunstledertasche konnte die 52-Jährige verhindern, indem sie die Tasche fest umklammerte, sich wegdrehte und laut aufschrie. Die beiden 19-Jährigen, die ebenfalls an dieser Haltestelle standen, bekamen das Geschehen sofort mit und – was noch wichtiger ist – schritten ohne zu zögern sofort ein. Sie gingen dazwischen, stellten sich schützend vor das Opfer und hielten den offensichtlich unter Alkoholeinfluss stehenden Räuber bis zum Eintreffen der von ihnen alarmierten Polizei fest. Den beiden jungen Männern ist es zu verdanken, dass Beamte des Polizeireviers Mitte den 26-jährigen Drogenabhängigen vorläufig festnehmen konnten. Er wurde ins Polizeigewahrsam eingeliefert. Ein bei ihm auf freiwilliger Basis durchgeführter Atemalkoholtest ergab einen Wert von über 3 Promille.
Fall 5: Zeuge verfolgte Ladendieb und gab Polizei Standortmeldungen
Herr Florian Wasdrack (30) aus Kassel beobachtete am 19. September in einem großen Drogeriemarkt in der Kasseler Innenstadt einen mutmaßlichen Ladendieb. Er folgte ihm unauffällig auf seinem weiteren Weg durch die Innenstadt und gab der Leitstelle der Polizei über Handy ständig Positionsmeldungen durch. So waren die Beamten der Leitstelle in der Lage, Funkwagen an den Verdächtigen heranzuführen. Polizeibeamte des Reviers Kassel-Mitte nahmen den mutmaßlichen Ladendieb dann fest. Die Beamten fanden bei dem Dieb Waren im Wert von ca. 250,- Euro, die aus verschiedenen Ladendiebstählen stammten. Die Beute konnte den betroffenen Geschäften wieder ausgehändigt werden.
Fall 6: Bankangestellte verhinderten üblen Betrug mit hohem Schaden
Frau Maike Neumeier (36) aus Bad Arolsen und Frau Christine Backhauß (35) aus Marsberg sind Mitarbeiterinnen einer Filiale der Waldecker Bank in Bad Arolsen. Durch ihr umsichtiges und couragiertes verhalten bewahrten sie einen Rentner vor großem finanziellen Schaden.
Zur Vorgeschichte: Am Donnerstag, den 2. Oktober, wurde ein 84-jähriger Mann aus Bad Arolsen Opfer von dreisten Trickbetrügern. In der Mittagszeit hatte der gutgläubige Rentner an seiner Haustür Besuch von zwei „Scherenschleifern“, die ihre Leistungen anboten. Sie berechneten schließlich für das Schleifen von einigen Messern und Scheren die horrende Summe von 2.800 Euro! Doch damit nicht genug. Nachdem der Senior diese Summe von seinem Konto abgehoben und an die Betrüger ausgezahlt hatte, witterten die Täter weitere Geschäfte und baten den Rentner schließlich um einen „Kredit“ in Höhe von 14.000 Euro. Heute wissen wir: Das Geld hätte der Mann niemals wieder gesehen!
Sie gingen dabei so geschickt vor, dass der Rentner schließlich bereit war, auch diese Summe von seinem Sparkonto bei der Waldecker Bank abzuheben und an die Täter auszuzahlen. Am Bankschalter traf der Rentner nun aber erneut auf die beiden Bankmitarbeiterinnen vom Vortag, Frau Neumeier und Frau Backhauß Diese befragten den Rentner nun diskret nach dem Grund des Abhebens einer derart hohen Bargeldsumme, weil sie eine Betrugsmasche nach Art des Enkeltricks witterten. Nachdem sie durch eine gezielte Befragung des Seniors konkrete Anhaltspunkte für eine Straftat gewonnen hatten, verweigerten sie schließlich die Auszahlung und verständigten sofort die zuständige Polizeistation in Bad Arolsen. Durch dieses umsichtige und vor allem couragierte Verhalten konnte weiterer finanzieller Schaden für den 84-Jährigen abgewendet werden. Im Zuge von polizeilichen Observationsmaßnahmen wurden am Tag darauf die beiden Betrüger in der Wohnung des Rentners vorläufig festgenommen Es handelt sich um Mitglieder einer polizeibekannten Familie aus Frankenberg/Eder, deren Mitglieder wegen ähnlicher Fälle bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten sind.
Fall 7: Verdacht geschöpft und Polizei über Handy an Täter herangeführt
Herrn Christof Wenglorz (29) aus Kassel ist die Festnahme eines Autoaufbrechers zu verdanken. Er wurde am 30. Oktober vergangenen Jahres auf einen Mann aufmerksam, der auffällig in parkende Fahrzeuge entlang der Ludwig-Mond-Straße in Kassel schaute. Herr W. schöpfte Verdacht, wie sich herausstellte zu recht. Er rief sofort über Notruf „110“ die Leitstelle der Polizei an und gab seine Beobachtungen und den Standort des Tatverdächtigen durch. So konnte die Leitstelle die Funkwagen punktgenau in Richtung des Tatverdächtigen beordern. Nachdem Herr Wenglorz berichtete, dass der Tatverdächtige sich nun an einem Mercedes zu schaffen machte, waren die Beamten auch schon am Einsatzort und konnten den Mann, der gerade auf dem Fahrersitz des Mercedes Platz genommen hatte, festnehmen. Er war bereits wegen verschiedener Straftaten polizeibekannt.
Fall 8: Tankbetrüger hatte auch keinen Führerschein
An einem Sonntagmittag Anfang Dezember wurde Michael Hartmann (52) aus Gemünden (Wohra) Zeuge eines Tankbetruges und half, den Betrüger zu stellen. Die Mitarbeiterin einer Tankstelle hatte ihn auf einen Autofahrer aufmerksam gemacht, der gerade sein Auto für rund 80,- Euro betankt hatte und anschließend ohne zu bezahlen vom Tankstellengelände in Richtung Frankenberg davon gefahren war. Er nahm mit seinem Wagen sofort die Verfolgung auf und verständigte parallel die Polizei. Als der Tankbetrüger seinen Verfolger bemerkte, versuchte er ihn über einen Wirtschaftsweg abzuhängen. Als er dort nicht weiter kam und wendete, hatte ihm der Zeuge bereits den Weg versperrt. Dennoch drängelte sich der Tankbetrüger mit seinem Fahrzeug am Auto des Zeugen vorbei und beschädigte dieses dabei leicht an der Stoßstange. Weiter ging die Fahrt in Richtung Frankenberg, allerdings nicht sehr weit. Der flüchtige Autofahrer wollte im Einmündungsbereich zur Landstraße L 3332 nach rechts in Richtung Dörnholzhausen abbiegen und kam, weil er zu schnell war, nach links von der Fahrbahn ab und landete im Straßengraben. Dabei verletzten sich seine drei Familienangehörigen, die mit ihm unterwegs waren, leicht. Eine Polizeistreife konnte den 23-jährigen Tankbetrüger noch am Unfallort festnehmen. Dabei versuchte er noch, einen gefälschten österreichischen Führerschein in einem Gebüsch verschwinden zu lassen. Eine gültige Fahrerlaubnis hatte der Mann nicht. Auf den 23-Jährigen kommen nun mehrere Strafverfahren wegen Tankbetrug, Urkundenfälschung, Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, fahrlässige Körperverletzung und Fahren ohne Fahrerlaubnis zu.
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