25.02.2015 – 18:00
Stuttgart (ots) – Im Polizeipräsidium am Pragsattel hat Innenminister Reinhold Gall am Mittwoch (25.02.2014) das neue Polizeimuseum Stuttgart eröffnet. Gemeinsam mit Polizeipräsident Franz Lutz und Kurator Michael Kühner stellte der Minister im Beisein von zahlreichen Ehrengästen am Abend symbolisch die ‚Ampel auf Grün‘. Das Polizeimuseum Stuttgart befasst sich mit der gesamten Geschichte der Stuttgarter Polizei, angefangen von der Monarchie 1848 über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus, bis in die Gegenwart.
In einer Feierstunde im Großen Saal des Präsidiums erinnerte der Innenminister, der die Schirmherrschaft über das Polizeimuseum übernommen hat, an die Bedeutung der historischen Wurzeln für die Entwicklungen in der Gesellschaft und besonders auch in der Polizei. „Hier werden Themen angesprochen, die für die staatsbürgerliche Bildung und zur Entwicklung und Stärkung eines demokratischen Bewusstseins wichtig sind“, sagte Innenminister Reinhold Gall.
Unterschiedlichste, interessant aufbereitete Themen zur Geschichte der Stuttgarter Polizei seien im Museum aufgearbeitet. Exponate, Dokumente, Fotos und Filme würden erlebnisorientiert in den Ausstellungsräumen präsentiert. „In der Veranstaltungsreihe ‚Kultur im Foyer‘ werden die historischen und politischen Zusammenhänge ausführlich erklärt. So wird das Museum zum Ort der Diskussion, auch zwischen den Generationen“, sagte der Innenminister.
Polizeipräsident Franz Lutz bezeichnete das neu geschaffene Museum als Ausgangspunkt für eine äußerst lehrreiche und spannende Wanderung in die Vergangenheit der Polizei in der Landeshauptstadt. „Geschichte lehrt und verpflichtet uns zugleich zur Verantwortung im Jetzt und in der Zukunft“, so Franz Lutz. Das Museum spreche Polizeiangehörige an ebenso wie alle Bürgerinnen und Bürger und biete höchst interessante Informationen und Einblicke. Die historische Polizeiarbeit würde in einmaligen Exponaten herausgestellt, verbunden mit den Menschen und der Zeitgeschichte unserer Stadt.
Das Saxophonquartett des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg spielte ‚zeitgemäße‘ Stücke und rundete die Feierstunde stimmungsvoll ab.
Die Mitglieder des Polizeihistorischen Vereins Stuttgart e.V. haben das Projekt Polizeimuseum mit aufwändiger und ehrenamtlicher Arbeit gestemmt. Nur mit viel Eigenleistung, finanziellem Engagement und Spenden war es möglich, das Projekt zu verwirklichen. Kurator Michael Kühner hob die vielen Exponate, Dokumente, Fotos und Filme hervor, die historische und politische Zusammenhänge veranschaulichen. „Das Museum soll ein Ort der Diskussion sein – auch zwischen den Generationen“, wünschte sich Kühner.
Interessierte Besucher können sich ab sofort unter der E-Mail-Anschrift polizeimuseum-stuttgart@polizei.bwl.de für eine Führung durch die Sammlung anmelden. Weil sich das Museum im Sicherheitsbereich des Polizeipräsidiums Stuttgart befindet, können nur Besuchergruppen mit entsprechender Voranmeldung angenommen werden. Alle Besucher müssen sich mit einem gültigen Personalausweis oder Reisepass ausweisen.
Die Ehrenamtlichen, die in ihrer Freizeit mit viel Engagement mitgeholfen haben das Museum einzurichten, bieten ab jetzt Führungen an. Die Warteliste der Interessierten ist schon lang.
——————————————————————— ——————————————————————— Pressemitteilung des Polizeihistorischen Vereins Stuttgart: Polizeigeschichte für alle: Am 25.02.2015 eröffnet das Polizeimuseum Stuttgart
Die Vorbereitungszeit dauerte sieben Jahre, nun ist aus der Vision Wirklichkeit geworden: Am 25. Februar wird in Anwesenheit des baden-württembergischen Innenministers Gall, der auch die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernommen hat, das Stuttgarter Polizeimuseum feierlich eröffnet. Um das ehrgeizige Projekt verwirklichen zu können, wurde 2007 der Polizeihistorische Verein Stuttgart e.V. gegründet. Mehr als 9000 Arbeitsstunden wurden investiert, um das Museum erstehen zu lassen. Hinzu kamen 125 000 Euro, die von den Mitgliedern und weiteren Spendern zur Finanzierung aufgebracht wurden.
Für die auf dem Gelände des Polizeipräsidiums Stuttgart in einem 220 m² großen Untergeschoss untergebrachte Ausstellung der Stuttgarter Polizeigeschichte wurden historische Originalobjekte in Themeninseln eingebaut und in einen verständlichen Zusammenhang gestellt. „Polizeigeschichte bleibt somit nicht abstrakt, sondern wird direkt erlebbar“, erklärt Michael Kühner, 1. Vorsitzender des Polizeihistorischen Vereins Stuttgart e.V. und federführender Museumsmacher, das Konzept. „Fast alle Exponate, die Sie bei uns sehen können, hatten einst einen Polizeibezug zu Stuttgart. Sie alle erzählen ihre eigene Geschichte – und damit auch die Geschichte der handelnden Polizeibeamten, Politiker und Menschen unserer Stadt. Die Geschichte der Stuttgarter Polizei, eingebettet in den Kontext unserer Stadtgeschichte, begegnet hier ab heute den Menschen, die in Stuttgart leben und arbeiten, authentisch vor Ort, in deren eigener Lebens- und Erfahrungswelt.“ Polizeigeschichte, so Kühner, ist also immer auch die Geschichte der jeweiligen Gesellschaft und ihrer Lebenswelt. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Themeninsel „Polizeiorganisation und Uniformen im Kontext gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen“. Sie demonstriert eindrucksvoll, wie Polizeiarbeit und der Stellenwert der Polizei immer im ursächlichen Zusammenhang zu Kriminalitätsentwicklungen, gesellschaftlichen Umwälzungen, finanziellen Bedingungen und politischen Verhältnissen stehen, ja gewissermaßen untrennbar damit verbunden sind.
Polizeiwache der 1960er- und 1970er-Jahre Komplett in die alten Zeiten versetzt fühlt sich der Besucher schon, wenn er hereinkommt und die nachgestellte Polizeiwache der 1960er- und 1970er-Jahre im Museum betritt: Der Raum atmet Geschichte und man kann sich ein authentisches Bild machen, wie Polizeiarbeit mit analogem Funk, Fernschreiber, Schreibmaschine, Alkoteströhrchen, Tarnschieber, Wachbüchern und antiquierten Ausrüstungsgegenständen damals funktioniert hat.
Polizei zur Zeit des Nationalsozialismus Die Umsetzung des Themas „Die Stuttgarter Polizei im Nationalsozialismus“ hat die Museumsmacher über ein Jahr beschäftigt. „Es ist eines der dunkelsten Kapitel in der deutschen Polizeigeschichte“, sagt Michael Kühner. Daten, Fakten, Bilder und Original-Exponate dokumentieren die Ereignisse. Ausführlich wird die Rolle der württembergischen Gestapo thematisiert, die ihren Sitz im Stuttgarter Hotel Silber hatte und von dort aus z.B. die Deportion der jüdischen Bevölkerung organisierte. Gleichzeitig werden unter dem Titel „Facetten der Individualschuld“ ausgewählte Einzelpersonen vorgestellt, deren Biografien in unterschiedlicher Weise aufzeigen, wie Stuttgarter Polizeibeamte z.B. in ihrem Karrierestreben bis zum Gestapoleiter aufstiegen und die Deportation der württembergischen Juden organisierten oder als besessene Nationalsozialisten sogar zum Massenmörder mutierten.
Waffenausstellung In der Waffenausstellung des Museums werden alle Schusswaffen der Stuttgarter Polizei von 1875 bis heute sowie die Entwicklung der Schießausbildung bis hin zum Amoktraining gezeigt. Gleichzeitig wird aber auch deutlich herausgearbeitet, dass der Griff zur Schusswaffe als ultima ratio polizeilicher Zwangsmaßnahmen bis heute beim polizeilichen Einschreiten die Ausnahme ist. Kühner: „Für den waffentragenden Polizisten ist der Einsatz der Schusswaffe eine in Bruchteilen von Sekunden zu fällende Entscheidung – mit all ihren rechtlichen und psy-chischen Folgen für den Schützen.“
Hammermörder „und Co.“ Die Darstellung von Kriminalfällen, die Stuttgart erschütterten, ist ein weiterer Ausstellungsbereich des Polizeimuseums. Dokumentiert werden z.B. der Fall des Hauptlehrers Wagner, der als erster Amoktäter in Süddeutschland 14 Menschen umgebracht hat, oder der erste bundesdeutsche Kidnappingfall 1958 in Degerloch, in dem ein Gärtner einen sechsjährigen Jungen entführt und ermordet hatte und Lösegeld erpressen wollte. Auch der Fall des Stuttgarter Polizeibeamten Pöhlke, der in den 1980er-Jahren als „Hammermörder“ in die Kriminalgeschichte einging, wird thematisiert – und der Funkverkehr der dramatischen Ereignisse vor 25 Jahren auf der Gaisburger Brücke, wo zwei Polizeibeamte getötet wurden. Er dokumentiert ebenso sachlich wie bewegend, wie innerhalb von Sekunden ein Polizistenle-ben endet.
Stuttgart und die RAF Die RAF und die daraus resultierenden Herausforderungen für die Stuttgarter Polizei sind ein weiterer Themenschwerpunkt der Ausstellung. Die Verlegung der ersten Generation der RAF in die Justizanstalt Stuttgart-Stammheim 1973, der folgende, fast zwei Jahre dauernde spektakuläre so genannte Baader-Meinhof-Prozess im Stammheimer „Mehrzweckgebäude“, die Schleyer-Entführung und die Ermordung von drei Stuttgarter Personenschützern. Darüber hinaus die kollektiven Selbstmorde von Baader, Ensslin und Raspe und die Beerdigung der Terroristen auf dem Dornhaldenfriedhof: Stuttgart war in dieser turbulenten Zeit ein besonderer Schauplatz des Geschehens. Die Themeninsel dokumentiert die Ereignisse und zeigt, vor welche Aufgaben und Probleme sie die Stuttgarter Polizei damals stellten.
„Dem Täter auf der Spur“ Wie Täter ermittelt werden, welchen Beitrag die Kriminaltechnik und die Spurensuche zur Täterermittlung beitragen, wird im Abschnitt „Dem Täter auf der Spur“ aufgezeigt. Die Erkennungsdienstliche Behandlung, Verbrecheralbum, Daktyloskopie, DNA, Fotografie und das Bertillon’sche Körpermessverfahren zeigen, wie die Polizei die Täter Schritt für Schritt ermittelt.
Die Polizei im Straßenverkehr Die Lenkung und Überwachung des Straßenverkehrs, die Verkehrsunfallaufnahme und Verkehrsprävention sind weitere Eckpfeiler polizeilicher Arbeit. Wie sich der Straßenverkehr von der Pferdekutsche bis in die heutige Zeit entwickelt hat, mit welchen Maßnahmen und Mitteln die Polizei diese Aufgabe meisterte und meistert, zeigt das Museum anhand einer historischen Ampelanlage sowie mit Überwachungsgeräten, einer mobilen Verkehrsschule und einer Polizei-Harley, die auf der A 8 Ende der 1940er-Jahre bei der Autobahnpolizei im Einsatz war.
Das Polizeimuseum Stuttgart freut sich auf viele Besucher. Nicht nur Angehörige der Polizei, sondern auch Schulklassen und interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich willkommen. Der Besucherandrang wird in Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium Stuttgart bewältigt werden. Das Museum bietet keine festen Öffnungszeiten an. Besuchergruppen werden nach Anmeldung und Terminabsprache durch das Museum begleitet.
Kontakt: Polizeimuseum Stuttgart Polizeihistorischer Verein Stuttgart e.V. Hahnemannstraße 1 70191 Stuttgart Tel.: +49 (0)711 8990-1142/ 1144 oder +49 (0)711 8990-5147 Email: kontakt@polizeimuseum-stuttgart.de
Ihr Ansprechpartner für Fragen zum Polizeimuseum: Michael Kühner, 1. Vorsitzender Polizeihistorischer Verein Stuttgart e.V. Tel.: +49 (0)157 56381402 E-Mail: kontakt@polizeimuseum-stuttgart.de
Über ein Belegexemplar / einen Link bei der Veröffentlichung von Inhalten aus dieser Pressemitteilung würden wir uns freuen. Bitte senden an: Polizeihistorischer Verein Stuttgart e.V. unter der o.g. Anschrift Vielen Dank!
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Stuttgart
Telefon: 0711 8990-1111
E-Mail: stuttgart.pressestelle@polizei.bwl.de
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