POL-OLD: +++ Gemeinsame Pressemitteilung der Polizeidirektion Oldenburg und der Staatsanwaltschaft Oldenburg +++

23.02.2015 – 13:00

Oldenburg (ots) – +++ Ermittlungen gegen ehemaligen Krankenpfleger Niels H. – die ersten acht Exhumierungen stehen an +++

Wie die Staatsanwaltschaft Oldenburg und die Soko „Kardio“ heute mitgeteilt haben, werden in den nächsten Wochen die ersten acht Exhumierungen stattfinden. Es handelt sich dabei um Verstorbene aus dem Klinikum Delmenhorst.

Die Ermittlungsbehörden überprüfen derzeit mehr als 174 Sterbefälle im Klinikum Delmenhorst, die in die Dienstzeit von Niels H. fielen und in denen die Verstorbenen erdbestattet wurden. In diesen Fällen liegen die ersten 23 Gutachten des von der Staatsanwaltschaft Oldenburg beauftragten Sachverständigen vor. In bisher 12 Fällen ist der Todeseintritt nach Auffassung des Gutachters nach dem Krankheitsverlauf nicht plausibel. In diesen Fällen gehen Staatsanwaltschaft Oldenburg und die Soko „Kardio“ dem Verdacht, dass der Tod der Patienten auf eine Vergabe des Medikamentes „Gilurytmal“ zurückzuführen ist, weiter nach. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat hier bereits Exhumierungsbeschlüsse beim Ermittlungsrichter erwirkt. Die ersten acht Exhumierungen stehen nun an. Weitere werden folgen.

Die Exhumierungen werden in den kommenden Wochen friedhofsweise erfolgen. Dabei wird es an einem Tag jeweils mehrere Graböffnungen geben. Die Soko „Kardio“ bereitet derzeit die Graböffnungen auf dem ersten Friedhof vor. Die nächsten Angehörigen der Verstorbenen wurden bereits vorab persönlich informiert. Die Exhumierungen werden unabhängig von dem Willen der Angehörigen durchgeführt werden. In den ersten acht Fällen haben die Angehörigen betroffen, aber weitestgehend gefasst auf die Nachricht reagiert.

Die Soko „Kardio“ und die Staatsanwaltschaft Oldenburg legen großen Wert auf einen möglichst würdevollen Umgang mit den Verstorbenen und deren Angehörigen sowie den Grabstätten. Die Polizeidirektion Oldenburg bietet auf Wunsch der Angehörigen vor, während und nach den Untersuchungen eine Betreuung durch speziell geschulte Beamtinnen und Beamte an. Diese Begleitung und Betreuung findet in enger Kooperation mit den betroffenen Kirchen und Religionsgemeinschaften statt, sofern dies durch die Angehörigen gewünscht wird.

Die Ermittlungsbehörden bitten auch die Medien um größtmöglichen Respekt und Diskretion im Umgang mit den Exhumierungen.

Für die Dauer der polizeilichen Einsatzmaßnahmen lässt sich die Polizeidirektion Oldenburg das Hausrecht von den Friedhofsträgern übertragen. Ton-, Bild- und Videoaufnahmen auf dem Gelände der Friedhöfe sind untersagt. Die Friedhöfe werden abgesperrt; der Zugang ist nur kontrolliert möglich.

Die genauen Termine und Orte der Exhumierungen werden aus Rücksicht gegenüber den Angehörigen nicht bekannt gegeben.

Da der Ablauf der Exhumierungen auf allen Friedhöfen nahezu identisch sein wird, werden Polizei und Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang zukünftig keine weiteren Presseauskünfte erteilen. Die Untersuchungen werden einige Zeit in Anspruch nehmen; mit Ergebnissen ist nicht vor Ablauf mehrerer Monate zu rechnen.

Ziel der Soko „Kardio“ und der Staatsanwaltschaft Oldenburg ist es, sämtliche beruflichen Tätigkeiten des Niels H. umfassend aufzuarbeiten und dabei verdächtige Sterbefälle, die mit seiner Arbeit in Verbindung stehen könnten, aufzuklären.

Diese Ermittlungen führten bis heute – neben den anstehenden Exhumierungen – zu folgenden vorläufigen Ergebnissen: Bislang liegen keine konkreten Hinweise dafür vor, dass Niels H. schon während seiner Tätigkeit im St.-Willehad-Hospital in Wilhelmshaven Patienten durch nicht indizierte Medikamentenabgabe getötet haben könnte. Die Prüfung der Verdachtsfälle aus der Tätigkeit in Altenpflegeheimen und Hilfsorganisationen in Wilhelmshaven dauert noch an..

Bisher sind in über 20 Sterbefällen im Klinikum Oldenburg Ermittlungen gegen Niels H. wegen des Anfangsverdachts des Mordes eingeleitet worden. Hier gehen die Ermittlungsbehörden insbesondere dem Verdacht nach, dass Niels H. durch den Einsatz von Kalium Patienten getötet haben könnte. Im Auftrag der Staatsanwaltschaft überprüft derzeit ein unabhängiger Gutachter das vom Klinikum Oldenburg veranlasste Gutachten.

Die Ermittlungen gegen Verantwortliche der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst wegen des Verdachts des Totschlags durch Unterlassen dauern an.

Rückfragen bitte an:
Stephan Klatte
Polizeidirektion Oldenburg
Sonderkommission Kardio
Telefon: 0441/790-3454 und 799-1041
E-Mail: pressestelle@pd-ol.polizei.niedersachsen.de
http://www.polizei-oldenburg.de

und

Dr. Frauke Wilken
Staatsanwaltschaft Oldenburg
Pressestelle
Gerichtsstraße 7
26135 Oldenburg
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Fax: 0441/220-4185
E-Mail: STOL-pressestelle@justiz.niedersachsen.de

Quelle: news aktuell / dpa