POL-WHV: Polizei warnt vor betrügerischen Microsoft-Anrufen – Anrufer geben sich als Windows-Mitarbeiter aus und wollen über einen angeblichen Virenbefall informieren

11.02.2015 – 12:31

Wilhelmshaven (ots) – Die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland warnt davor, unbekannten Personen Zugang zum Rechner und damit Zugang zu allen Daten zu gewähren. Die Betrüger rufen wahllos Haushalte an und verlangen, dass auf dem Computer des Angerufenen dringend eine Sicherheitssoftware installiert werden müsse. Dies ist jedoch ein Trick, um ihren Opfern Geld abzuknöpfen.

Derzeit hat die Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland zwei Fälle in Bearbeitung.

In einem aktuellen Fall erstattete eine 73-jährige Wilhelmshavenerin bei der Polizei Strafanzeige wegen Ausspähens von Daten.

Die Frau erhielt am 02.02.2015 einen Anruf von einer männlichen, englisch sprechenden Person, die sich als Mitarbeiter der Firma „Windows“ vorstellte. Der unbekannte Mann gab an, die Geschädigten über einen „Virenbefall“ ihres Computers informieren zu wollen. In dem Telefonat erklärte er weiter, dass ein Totalausfall ihres Rechners nur durch die sofortige Installation eines bestimmten Virenprogramms zu verhindern sei, welches er über den „Teamviewer“ (Software für Screen-Sharing) nach einer sofortigen Zahlung von 280,00 EUR auf einen Online-Zahlungsdienstleister, hier Paypal, installieren würde.

Die Wilhelmshavenerin habe daraufhin dem unbekannten Anrufer über „Teamviewer“ Zugriff auf ihren Rechner gewährt. Schritt für Schritt habe dieser dann mit ihr gemeinsam ein Konto eingerichtet, wobei sie ihre eMail-Adresse und der Anrufer das erforderliche Passwort eingab, ohne dass sie dieses sehen konnte. Ob es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Überweisung auf dem Paypal-Konto gab, konnte die Frau nicht sagen, da nicht direkt auf das Konto zugegriffen wurde; das habe der Mann später erledigen wollen. Das Telefonat dauerte insgesamt etwa zwei Stunden.

Unmittelbar nach dem Gespräch wurde die 73-Jährige dann misstrauisch, rief ihre Bank an und erstattete bei der Polizei in Wilhelmshaven Strafanzeige.

Nach bisherigen Ermittlungen wurden zu dem unberechtigt eingerichteten Paypal-Konto, fremde Kreditkartennummern hinterlegt, so dass derzeit davon auszugehen ist, dass die bislang unbekannten Täter im Rahmen des Telefonats sämtliche Daten über den „Teamviewer-Einsatz“ ausgespäht haben.

Die Software „Teamviewer“ dient u.a. dazu, einem Computerkundigen im Problemfall, von einem anderen Ort Zugriff auf den gesamten Rechner zu verschaffen, um das dort bestehende Problem zu lösen.

Die Polizei warnt: In diesem Fall wurde diese Software für Spionagezwecken missbraucht. Wenn der Angerufene die Software wie gefordert installiert und dem Betrüger den Zugang gewährt, kann dieser den Computer fernsteuern, also auch Dateien austauschen, weitere Programme aus der Ferne installieren und so Spionagesoftware oder anderen Schadcode einschleusen.

Im Falle des Nichtbemerkens kann der Täter großen Schaden im Namen des Opfers anrichten. Nachdem er die Kontrolle über das Emailkonto, das Paypalkonto hat, kann er fremde, illegal erlangte Kontoverbindungen hinterlegen, unter dem Namen des Opfers mit diesen einkaufen, verkaufen, evtl. sogar Kredite beantragen. Hier liegt dann der sog. Fall von Identitätsdiebstahl vor. Wenn die illegalen Transaktionen auffliegen, wird das Opfer schnell zur ersten tatverdächtigen Person, gegen die sich zunächst alle Ansprüche richten. Dem Opfer obliegt es dann, sich wegen der möglichen zivilrechtlichen Ansprüche oder der strafrechtlichen Konsequenzen zu erklären. Hier können negative Schufa-Eintragungen und Zwangsvollstreckungsmaßnahmen die Folge sein, was in der der Regel eine immense psychische Belastung darstellt. Oftmals wird dann professionelle Hilfe wie z. B. ein Rechtsbeistand nötig.

Im aktuell Fall lobt die Polizei das Verhalten der 73-Jährigen: Nachdem sie misstrauisch wurde, hat sie sofort ihre Bank und die Polizei eingeschaltet, um Strafanzeige zu erstatten. Fachkundige Ermittler konnten der Frau schließlich helfen und ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Anzeigeerstatterin änderte das Passwort für ihren eMail-Account, so dass hierüber wieder eine sichere Kontaktaufnahme möglich ist. Außerdem wurde vor einer erneuten Inbetriebnahme ihres Rechners der Computer fachmännisch auf mögliche Schad-Software und sonstige Spyware untersucht.

Die Polizei rät: Sollten Sie solche Anrufe erhalten, notieren Sie, soweit im Display des Telefons zu sehen, die angezeigten Rufnummern.

Gehen Sie nicht auf die Forderungen der Anrufer ein, sondern beenden Sie das Gespräch.

Führen Sie keine Installation von Software durch, zu der Sie am Telefon aufgefordert werden. Folgen Sie auch keinen Links, die Ihnen genannt werden.

Tätigen Sie keine Zahlungen (zum Beispiel durch Herausgabe von Kreditkartendaten)

Unterbrechen Sie im Notfall die Internetverbindung zum Computer.

Melden Sie den Vorfall bei Ihrer nächsten Polizeidienststelle!

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Wilhelmshaven / Friesland
Pressestelle Wilhelmshaven
Telefon: 04421/942-104
und am Wochenende über 04421 / 942-215
www.polizei-wilhelmshaven.de

Quelle: news aktuell / dpa