Waldläufer hinter Schloss und Riegel

Waldläufer hinter Schloss und Riegel

MARKTLEUTHEN, LKR. WUNSIEDEL. Der seit geraumer Zeit wegen unzähliger Einbrüche gesuchte 61-jährige Tscheche konnte am Freitagmorgen (9. Januar) in einem Waldgebiet im Gemeindebereich Marktleuthen festgenommen werden. Einsatzkräfte der Inspektionen rund um den Kornberg, unter Führung der Wunsiedler Polizei, stöberten den Mann in seinem Lager auf. Zwischenzeitlich sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Ihm werden um die 90 Einbrüche vorgeworfen.

Gemeinsame Presseerklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Hof


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Waldlager Lkr.Wunsiedel »

Nach einem erneuten Einbruch am frühen Freitagmorgen waren mehr als 20 Einsatzkräfte, darunter auch Polizeisuchhunde und Unterstützungskräfte aus Hof, dem sogenannten Waldläufer auf der Spur. Relativ schnell kristallisierte sich ein konkretes Suchgebiet heraus, welches die Fahndungseinheiten umgehend umstellten. Hilfreich war hier vor allem der schneebedeckte Boden. Gegen 10.45 Uhr nahmen die Beamten den Mann in seinem selbstgefertigten Unterschlupf widerstandslos fest.


Bilder und Übersicht der Tatorte

Bilder WaldlagerÜbersicht der TatorteBilder Waldlager


Unzählige Einbrüche

Seit Anfang 2014 trieb der zunächst Unbekannte rund um den Kornberg sein Unwesen. Immer wieder waren vorwiegend Fischer-/Jagd- und Skihütten, Wochenend- und Gartenhäuser und Kioske das Ziel eines Langfingers. Die Objekte befanden sich im Wald oder in unmittelbarer Waldnähe. Teilweise mit brachialer Gewalt öffnete er Gebäude und Behältnisse, um an die Beute zu kommen. Überwiegend nahm er Lebensmittel, Getränke und lebende Tiere an sich. Als auch noch Kleidungsstücke, Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände verschwanden, kam schnell der Verdacht auf, dass es sich bei dem Einbrecher um einen Einsiedler handeln muss, der die gestohlenen Sachen zum Überleben in der Natur benötigt.


Gemeinsame Arbeitsgruppe „Waldläufer“ installiert

Die räumliche Ausdehnung der Tatörtlichkeiten – es waren neben der Wunsiedler Inspektion auch die Polizei in Marktredwitz, Rehau und Selb betroffen – machte ein konzertiertes Vorgehen der Ermittlungsbehörden von Staatsanwaltschaft und Polizei notwendig. Eine eigens installierte gemeinsame Arbeitsgruppe der zuständigen Dienststellen unter Federführung der Wunsiedler Polizei nahm sich der beginnenden Einbruchserie an. Eine Erhebung aller in Frage kommender Einbrüche machte schnell klar, dass es sich hier um ein- und denselben Täter handeln muss. Akribische Spurensuche und –sicherung an den Tatorten erbrachten für die Ermittler einen ersten Erfolg. Aufgrund einer an einem Tatort gesicherten DNA-Spur konnte ein 61-jähriger Tscheche zweifelsfrei als Tatverdächtiger identifiziert werden. Der Mann war in der Vergangenheit bereits in Österreich in ähnlicher Weise aufgefallen. Er hat dort 2010 ebenfalls über 70 Einbrüche begangen, bevor er festgenommen und für einige Monate hinter Gittern wanderte.


Fahndungs- und Suchmaßnahmen zunächst ohne Erfolg

Immer wieder mussten die Ermittler zu Tatorten fahren und zurückliegende Einbrüche aufnehmen. An die 90 Fälle dürften auf das Konto des Waldläufers gehen. Der Erfolg bei Fahndungen und gezielten Suchmaßnahmen wollte sich zunächst nicht einstellen. Trotz intensivem Einsatz von Hubschrauber, Polizeihunden und Suchtrupps blieb der Mann wie vom Erdboden verschluckt. Der zeitliche Versatz von Tatzeit zu Mitteilungszeit war in den meisten Fällen nicht zu kompensieren. Mitteilungen aus der Bevölkerung brachten auch nicht den entscheidenden Hinweis, so dass die Ermittler auch auf operative Maßnahmen setzen mussten.


Festnahme im Unterschlupf

Zum Verhängnis wurde dem 61-jährigen Mann sein letzter Einbruch am frühen Freitagmorgen (9. Januar) in eine Fischerhütte im Martinlamitzer Forst. Wie bereits im Sommer 2014 stieg er in die Hütte ein und endwendete dort Lebensmittel. Bereits kurz nach der Tat waren ihm die Ermittler allerdings schon auf den Fersen. Die Arbeit der gemeinsamen Ermittlungsgruppe trug nun Früchte. Analysedaten von zurückliegenden Tatorten und vermeintlichen Fluchtwegen sowie ortskundige Einsatzkräfte führten schnell zu einem konkreten Suchgebiet. Die winterliche Landschaft am Kornberg tat ihr Übriges dazu. Gegen 10.45 Uhr stießen die Einsatzkräfte auf den seit langem gesuchten Unterschlupf. Der 61-Jährige befand sich in seinem Lager und lies sich widerstandslos festnehmen.
Eine Vielzahl an Beweismitteln stellten die Einsatzkräfte im Laufe der folgenden Tage im Wald sicher. Derzeit gehen die Ermittler der gemeinsamen Arbeitsgruppe davon aus, dass der Festgenommene für etwa 90 Einbrüche in einem rund 50 Quadratkilometer großen Bereich verantwortlich ist. Hierbei fielen ihm Gegenstände im Wert von etwa 3.000 Euro in die Hände. Der verursachte Sachschaden beläuft sich auf gut 10.000 Euro. Die konkrete Zuordnung der sichergestellten Beweismittel zu den verschiedenen Tatörtlichkeiten wird noch einige Zeit andauern.
Am Freitagnachmittag führten ein Staatsanwalt und die Wunsiedler Ermittler den Mann der zuständigen Ermittlungsrichterin vor. Der von der Staatsanwaltschaft Hof erwirkte Haftbefehl wurde vollzogen. Der 61-Jährige sitzt seitdem in einer Justizvollzugsanstalt.



Quelle: Bayerische Polizei