27.11.2014 13:02:00, Hahn – Hochschulgesprächstag zur Rolle der Polizei in der NS-Zeit

Landespolizeischule /FHöV

27.11.2014, 13:02 – Landespolizeischule / FHöV – Fachbereich Polizei

Hahn, Hochschulgesprächstag zur Rolle der Polizei in der NS-Zeit 
Worauf kommt es im Polizeiberuf an? Auf diese vermeintlich simple Fragestellung suchten 217 Polizeikommissaranwärterinnen und -anwärter des 12. Bachelorstudienganges einen Tag lang im Rahmen eines Hochschulgesprächstages, in dem die Geschichte und die Entwicklung der Polizei zur NS-Zeit thematisierte wurde, nach Antworten.

 

Nach einer kurzen Einführung von Fachbereichsleiter Friedel Durben, zog sich das Thema „‘Befehl ist Befehl‘ – ? – die Polizei im NS-Staat“ durch den gesamten Tag. Es wurde als Leitfaden von den Referenten immer wieder aufgegriffen und aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet.
Der Historiker Dr. Walter Rummel, Leiter des Landesarchivs Speyer begann mit einem Vortrag über die Polizei im NS-Staat. Er vermittelte Einblicke in die Polizei von damals, die Unterstützung des Terrorregimes durch die Polizei und die „Reinigung des Volkskörpers“ und schilderte im weiteren Verlauf den „Osteinsatz“ der Polizei im NS-Staat. Dr. Rummel ermöglichte einen Blick in verschiedene Archivunterlagen und machte durch Fotos mit mordenden NS-Polizisten die staatliche Willkür dieser Epoche begreifbar, förmlich fühlbar, so dass den Zuhörern die Betroffenheit anzumerken waren. Die Studierenden konnten im Anschluss selbst in Dokumenten zur NS-Zeit „forschen“ und eigene Erkenntnisse hieraus gewinnen. 
Polizeirat Thomas Wimmer, stellte anhand der Ergebnisse seiner Masterarbeit die Zeitlosigkeit und Bedeutung von Polizeigeschichte dar, die sie gerade auch in Bezug auf heutiges polizeiliches Handeln entfalten kann. In seinem Vortrag ging der Organisator des Hochschulgesprächstages konkret auf Leben und polizeiliche Karriere von Georg Heuser ein, der im NS-Staat maßgeblich am Holocaust mitwirkte und dem es im Nachkriegsdeutschland gelang, bis zum Leiter des LKA Rheinland-Pfalz aufzusteigen, bevor er sich wegen vielfachen Mordes verantworten musste. 
Abgerundet wurde der Thementag durch einen Vortag von Pastoralreferent Hubertus Kesselheim über Moral und Ethik. Der Theologe rief die Studierenden dazu auf, durch die Diskussion in ihrer Arbeitsgruppe aus einer Liste mit Werten fünf herauszuarbeiten, denen sie eine besondere Bedeutung beimessen. Nicht nur der Diskurs innerhalb der einzelnen Arbeitsgruppen, sondern auch die anschließende Vorstellung und Begründung im Plenum wurde angeregt und tiefsinnig geführt.
Den thematischen Abschluss des Hochschulgesprächstages bildete die Filmvorführung „Das radikale Böse“, die das Thema „Die Polizei im NS-Staat“ nochmal konkretisierte und dokumentarisch darstellte.
„Zusammenfassend war der Tag sehr aufschlussreich und interessant. Er hat uns allen die damals herrschende Willkür und die damit verbundenen erschreckenden Taten nochmals ins Gedächtnis gerufen und hat gezeigt, wie leicht Menschen durch falsche Wertvorstellungen und Staatspropaganda zu manipulieren sind“, heißt es in den Reihen der Studierenden. Auch in späteren Zeiten, zeigten die Milgram-Experimente, dass einzelne Menschen in Stresssituationen und unter Einfluss einer Gruppe oftmals zu falschen Aussagen oder Verhaltensweisen neigen.
„Uns zeigte dieser Vortrag, dass es für den Polizeiberuf wichtig ist, aufgeschlossen und unvoreingenommen zu sein. Es ist wichtig, das jeder unter Beachtung von gültigem Recht seine eigenen Wertvorstellungen definiert, bereit ist diese zu vertreten, in der Gruppe dafür einzustehen und unter Umständen Entscheidungen auch kritisch zu hinterfragen.
Als wichtigster Aspekt wollen wir für uns mit nehmen, das wir die Menschenwürde nie außer Acht lassen und auch in Stresssituationen, egal ob Kollegen, Mitmenschen oder Verdächtige, den nötigen Respekt zukommen lassen, der Ihnen als Mensch zusteht“, ziehen Studierende vom 12. Bachelorstudiengang ihr persönliches Fazit.

Landespolizeischule / FHöV – Fachbereich Polizei

55491 Büchenbeuren (Ortsteil Scheid)
Telefon: 06543 / 9850
 

Quelle: Polizei Rheinland-Pfalz