Landespolizeischule /FHöV
18.11.2014, 11:28 – Landespolizeischule / FHöV – Fachbereich Polizei
Hahn, Gute Spurenauswertung setzt gute Tatortarbeit voraus
Kriminalwissenschaftler des Landeskriminalamtes erläutern in vielen Beispielen und praxisnahen Fällen ihre Aufgaben im Rahmen der Nacht der Kriminaltechnik am Campus Hahn.
Dabei verdeutlicht der Leiter der Abteilung Kriminalwissenschaften und -technik, Kriminaldirektor Achim Füssel den anwesenden Studierenden, dass seinen Mitarbeitern nur dann eine gute Spurenauswertung gelingen kann, wenn in der polizeilichen Praxis eine fachlich fundierte Tatortarbeit erfolgt ist. Eine reibungslose Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen sei unumgänglich für die professionelle Tataufklärung. Organisatorisch begleitet wurde die Veranstaltung am Fachbereich Polizei im Vorfeld von Carmen Laux. Seit zwei Jahren lehrt die Kriminalhauptkommissarin am Campus Hahn im Fachgebiet Kriminalwissenschaften vor jungen Polizeikommissaranwärterinnen und Polizeikommissaranwärter. Mit Laptop und Datenträgern sowie Lichtbildern zur Spurensuche und Hilfsmaterialien zur Spurensicherung in der Tasche macht sich Carmen Laux fast täglich auf den Weg in den Hörsaal am Campus Hahn oder an manchen Tagen an einen der beiden Standorte der Landespolizeischule in Enkenbach-Alsenborn oder Wittlich-Wengerohr.
KHK´in Laux lehrt in 21 Studiengruppen aus sechs unterschiedlichen Bachelorstudiengängen. Jede Studiengruppe besteht durchschnittlich aus etwa 32 Studierenden.
Über ihre Tätigkeit am Fachbereich Polizei erfahren Sie mehr im nachfolgenden Interview:
Frau Laux, was hat Sie dazu bewogen, den Schritt aus der Praxis in die Lehre zu machen?
Ich wollte meine kriminalpolizeilichen Erfahrungen weitergeben. Mein Interesse an den Kriminalwissenschaften begann bereits in meinem Studium zur Polizeikommissarin und setzte sich in meiner späteren kriminalpolizeilichen Tätigkeit im Rahmen der Tatortarbeit fort.
Worin liegt der besondere Reiz bei Ihrer neuen Tätigkeit?
Der Reiz meiner neuen Tätigkeit lag und liegt für mich immer noch darin, mein fachspezifisches Wissen, welches ich sowohl durch berufliche Erfolgserlebnisse als auch durch Niederlagen erworben habe, zu erweitern, zu fundieren und an die Studierenden und Kollegen weitergeben zu können.
Mussten sie sich auf ihre neue Aufgabe vorbereiten?
Allerdings. Es ist ein gravierender Unterschied, ob man polizeiliches Wissen besitzt und in der Praxis situationsabhängig spezifisch anwenden kann, oder ob man sein in der Praxis über Jahre angeeignetes Wissen innerhalb eines fest vorgegebenen Zeitrahmens theoretisch vermitteln muss. Schließlich müssen die jungen Polizeikommissaranwärterinnen und Polizeikommissaranwärter es verstehen, praktisch anwenden können und zusätzlich auch noch eine fachspezifische Prüfung bestehen.
Zu den Hospitationen beim LKA, der Teilnahme an fachspezifischen Fortbildungsmaßnahmen sowie umfassenden Literaturrecherchen, kamen auch noch spezielle Fortbildungen zur Hochschulmethodik und didaktik sowie zur Rhetorik hinzu.
Sind Ihre Erlebnisse mit den jungen Polizeistudenten in der Praxis nützlich für Ihre Tätigkeit in der Lehre?
Selbstverständlich kann ich mir meine damaligen Praxiserfahrungen mit den jungen Polizeistudierenden nun in der Lehre zunutze machen. Theorie und Praxis unterscheiden sich oftmals situativ bedingt. Ein guter Theoretiker ist bekanntlich noch lange kein guter Praktiker. Indem ich Anfängerfehler aus der Praxis aufzeige, kann man Prioritäten anschaulich darstellen. Man sagt „Aus Fehlern lernt man!“ Dies kann ich zu hundert Prozent bestätigen. Einen erheblichen Fehler, den jemand macht, durch den ein Ermittlungsziel vereitelt werden kann, wird derjenige kein zweites Mal begehen.
Das Studium ist ja in Module gegliedert, in denen interdisziplinär gelehrt wird. Können Sie das vielleicht einmal an einem Beispiel festmachen?
Natürlich. Ein schönes Beispiel hierzu sind die neuen Medien. Die Thematik ist in verschiedenen Modulen und auch fachspezifisch modulübergreifend im Curriculum des Bachelorstudiums vorgesehen. Die einzelnen Unterthemen verzahnen sich studienfächer-übergreifend. Im Rahmen der neuen Medien lernen die Studierenden in Strafrecht beispielsweise, welche Straftatbestände es zur Informations- und Kommunikationstechnik sowohl im weiteren als auch im engeren Sinn gibt, wann die jeweiligen Tatbestandsmerkmale erfüllt sind und in welchen Gesetzen die Straftatbestände verankert sind. In der Informations- und Kommunikationstechnik lernen die Studierenden, wie man neue Medien für die Ermittlungsarbeit nutzen kann. In Eingriffsrecht werden gefahrenabwehrende sowie strafverfolgende Ermächtigungsgrundlagen in Bezug auf neue Medien vermittelt. In Kriminologie lernen die Studierenden die Täterphänomenologie zur Computerkriminalität und ich selbst lehre beispielsweise Ermittlungsmöglichkeiten im Internet sowie die Suche und Sicherung digitaler Spuren.
Auch in diesem Bereich musste ich mich zuerst fortbilden. Das Wissen hierzu habe ich durch eine mehrtägige Multiplikatorenbeschulung des Bundeskriminalamtes sowie durch die Teilnahme an dem Zertifikatsmodul „Cybercrime“ an der Freien Universität Berlin im Sommersemester 2014, das mit einer schriftlichen Modulprüfung abschloss, erworben.
Sechs laufende Studiengänge, alle in unterschiedlichen Modulen. Das bedeutet doch einen ständigen Themenwechsel für Sie?
Das ist richtig. In manchen Phasen kommt es vor, dass ich beispielsweise an einem Tag in drei verschiedenen Studiengängen eingesetzt bin. Das bedeutet, dass ich Themen aus drei verschiedenen Modulen à zwei Stunden am gleichen Tag vermitteln muss. Das ist allerdings noch nicht problematisch. Kompliziert wird es, wenn ich in einer Woche Lehrveranstaltungen in allen meiner vier Studiengruppen aus drei Studiengängen habe. Ohne schriftliche Notizen würde ich sehr schnell durcheinander kommen und zu Unterrichtsbeginn nicht mehr wissen, wo ich in welcher Studiengruppe in der letzten Lehrveranstaltungseinheit thematisch stehen geblieben bin.
Am Anfang meiner Lehrtätigkeit kam es sogar einmal vor, dass ich zum falschen Zeitpunkt im falschen Hörsaal vor der falschen Studiengruppe stand. Zum Glück hat mich der Studiengruppensprecher frühzeitig angesprochen und gefragt, ob es eine Stundenplanänderung gab.
Wie sind die jungen Polizeianwärter im Studium?
Ich bin mit den Studierenden ausnahmslos sehr zufrieden. Natürlich gibt es Studiengruppen, die agiler sind als andere. Aber da ich in den Bachelorstudiengängen überwiegend das Studienfach „Kriminaltechnik“ unterrichte, welches ein sehr praxisnahes Studienfach ist, habe ich das Glück, dass ich viele kleinere praktische Übungen in die Theorie einbauen kann.
Aus diesem Grund sind die Studierenden sehr aufmerksam, experimentierfreudig, kritisch hinterfragend und vor allem sehr wissbegierig. Durch meine Praxiserfahrung kann ich auch von einigen Praxisfällen erzählen, welche die zu vermittelnde Theorie veranschaulichen und abrunden.
Vermitteln sie auch praktische Elemente in Ihren Veranstaltungen?
„Kriminaltechnik“ ist ein sehr praxisnahes Studienfach. Im Themenfeld „Daktyloskopie“ üben die Studierenden beispielsweise die Spurensuche und Spurensicherung von Fingerabdrücken, usw. mit verschiedenen Hilfsmitteln. Hierbei stellen sie sehr schnell fest, dass für bestimmte Spurenträger nicht alle Hilfsmittel geeignet sind. Durch das neue Ausbildungs- und Prüfungszentrum haben wir am Campus Hahn eine Tatortwohnung mit Büroraum, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche bekommen, die wir für ganztägige praktische Übungslagen nutzen.
Die Studierenden werden zu Beginn einer solchen Lehrveranstaltungseinheit in eine „echte“ Lage versetzt und müssen die entsprechenden Maßnahmen der Spurensuche und Spurensicherung in den einzelnen Einsatzabschnitten praktisch durchführen.
Erfahrungsgemäß zeigen die Studierenden bei diesen Übungen sehr viel Engagement in ihren ersten Versuchen, ihr bisher theoretisch erlangtes Wissen praktisch umzusetzen.
Nach zwei Jahren Erfahrung am Fachbereich Polizei und an der LPS als Fachlehrerin, würden Sie den Schritt wieder machen?
Ich kann mit sehr gutem Gewissen sagen, dass der Wechsel aus dem operativen Dienst in die Lehre der richtige Schritt für meine berufliche Weiterentwicklung war. Auch wenn mir die Arbeit in der Praxis sehr viel Spaß gemacht hat und ich die Kollegen meiner „alten“ Dienststelle ab und zu noch vermisse, so war doch der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich noch einmal verändern wollte. Den Wechsel habe ich bisher definitiv nicht bereut.
Zur Person:
Carmen Laux begann ihre Ausbildung im Jahr 1989 bei der Bereitschaftspolizei in Enkenbach-Alsenborn und wechselte im Anschluss als Sachbearbeiterin im Führungsstab zur Bereitschaftspolizei nach Mainz. Nach dieser mehrjährigen Tätigkeit und einer kurzen Tätigkeit als Beweis- und Dokumentationsbeamtin in der Bereitschaftspolizeihundertschaft in Koblenz sowie als Sachbearbeiterin im Wechselschichtdienst der Polizeiinspektion Cochem, absolvierte sie ein dreijähriges Studium am Fachbereich Polizei am Campus Hahn zur Polizeikommissarin.
An einer mehrjährigen Tätigkeit als stellvertretende Dienstgruppenleiterin bei der Polizeiinspektion Simmern und einer sechsmonatigen Qualifizierung zur Kriminalbeamtin folgte ein Einsatz als Sachbearbeiterin im Kriminaldienst in Simmern. Seit 2012 lehrt Carmen Laux am Fachbereich Polizei am Campus Hahn.
Landespolizeischule / FHöV – Fachbereich Polizei
55491 Büchenbeuren (Ortsteil Scheid)
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