03.11.2014 | 15:53 Uhr
Tuttlingen (ots) – Ein einmotoriges Propellerflugzeug vom Flugplatz Donaueschingen hat am Montagvormittag, gegen 10.25 Uhr, eine 20.000 Volt Hochspannungsleitung berührt und schließlich abgerissen, die am Ortseingang von Tuttlingen über der vierspurigen Bundesstraße 311, zwischen dem Bahnhof und der Anhöhe bei der Benchmark Factory der Firma Aesculap angebracht ist. Vermutlich war es nur dem Zufall zu verdanken, dass es hierbei zu keinem Absturz des Flugzeugs oder gar zu einem größeren Unglück für die Stadt Tuttlingen gekommen ist.
Nach bisherigen Ermittlungen startete der seit über neun Jahren flugerfahrene 39-jährige Pilot das Flugzeug am Montagmorgen auf dem Flugplatz in Donaueschingen und flog über das Donautal in Richtung Tuttlingen. Bei der verwendeten Maschine handelte es sich hierbei um ein einmotoriges Sport- beziehungsweise Kleinflugzeug des Typs Piper 161 einer Flugschule aus Donaueschingen. Über die Flugschule nutzte der Pilot – der sich zum Unfallzeitpunkt alleine in der Piper befand – berechtigt die Maschine, ohne dass er den Flug im Auftrag der Flugschule unternahm. Aus bisher noch nicht bekannten Gründen unterschritt der 39-Jährige bei seinem Flug in Richtung Tuttlingen die vorgeschriebene Mindestflughöhe über bewohntem Gebiet von 2000 englischen Fuß (entspricht 609,60 Meter – außer bei Start und Landung) und kollidierte dabei – nach bisherigen Erkenntnissen mit der rechten Tragfläche der Piper – mit einer von sechs Einzelleitungen der im Bereich des Bahnhofs Tuttlingen verlaufenden Hochspannungsleitung, die in einer Höhe von etwa 20 bis 30 Metern quer zur dortigen Bundesstraße angebracht ist. Durch die Kollision wurde die Einzelleitung abgerissen und stürzte im Bereich der Bundesstraße zu Boden, wobei Teile der abgerissenen Leitung auch auf der Oberleitung der Bundesbahn zum Liegen kamen und dort einen Kurzschluss verursachten. Ohne nach der Kollision abzustürzen konnte der Pilot die benutzte und durch den Zusammenstoß erheblich an der rechten Tragfläche beschädigte Piper wenden und zurück auf den Flugplatz Donaueschingen fliegen. Er oder auch andere Personen wurden bei dem Flugunfall nicht verletzt.
Bei der betroffenen Hochspannungsleitung handelt es sich um eine Versorgungslinie für die Gemeinde Emmingen-Liptingen und dort für den Teilort Liptingen. Durch die Stromunterbrechung der abgerissenen Leitung kam es in Liptingen zu kurzzeitigen Spannungseinbrüchen, ohne dass die Stromversorgung vollständig unterbrochen wurde. Durch den Kontakt mit dem Flugzeug kam es schon zuvor zu einem Kurzschluss in der dann abgerissenen Hochspannungsleitung, so dass diese beim Herunterstürzen nicht mehr unter Spannung stand. Zur Bergung der abgerissenen und über die Bundesstraße verlaufenden Hochspannungsleitung musste die B 311 (Chrisitian-Scheerer-Straße) im Bereich des Bahnhofs vollständig gesperrt und der Verkehr bis kurz nach 12 Uhr örtlich umgeleitet werden. Hierbei kam es teils zu erheblichen Behinderungen, die sich insbesondere für die Zufahrten des Kreisverkehrs am Aesculap-Platz und für den Kreuzstraßentunnel ergaben. Auch die Bahn war von dem Ereignis betroffen. Durch den Kontakt der heruntergerissenen Hochspannungsleitung mit der Oberleitung der Bahn kam es dort zu Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs und teilweise zu erheblichen Verspätungen.
Gegen den 39-jähigen Piloten wurden seitens des Polizeireviers Tuttlingen Ermittlungen wegen des Verdachts der Gefährdung des Luftverkehrs eingeleitet. Der Pilot nimmt derzeit von seinem Recht Gebrauch, keine weiteren Angaben zum Sachverhalt zu machen. Zur Klärung der genauen Umstände wurde die Piper sichergestellt. Neben der erfolgten polizeilichen Spurensicherung an der Maschine ist auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in die weiteren Ermittlungen involviert. Von dort wurde ein Sachverständiger mit der weiteren Klärung betraut. Derzeit dauern die Ermittlungen an. Nach derzeitigem Stand dürfte an der Hochspannungsleitung ein Sachschaden in Höhe von etwa 20.000 Euro und an dem Flugzeug ein solcher in Höhe von etwa 30.000 Euro eingetreten sein.
Rückfragen bitte an: Dieter Popp Polizeipräsidium Tuttlingen Pressestelle Telefon: 07461 941-115 E-Mail: tuttlingen.pp.stab.oe@polizei.bwl.de http://www.polizei-bw.de/