Betrüger zocken Firmen ab
LKR. ROSENHEIM. Mit einer, bereits seit einigen Jahren bekannten Masche versuchten unbekannte Täter zwei Firmen im Landkreis abzuzocken. Dabei gingen die Täter ähnlich vor. In beiden Fällen versuchten sie, Rechnungsbeträge auf andere Konten „umzuleiten“. Bei einer der beiden Firmen flog der Betrug auf, so dass kein Geld überwiesen wurde. Im zweiten Fall entstand ein Schaden von über zehntausend Euro. Die Täter werden jeweils im Ausland vermutet.
Bei der bereits seit einiger Zeit bekannten Masche gehen die Täter immer ähnlich vor. Sie erlangen Kenntnis über Warenbestellungen oder Dienstleistungen und versuchen, die Rechnungen hierfür abzufangen. Auf den so erhaltenen Zahlungsaufforderungen wird die Bankverbindung geändert und erst dann an den Empfänger weitergeleitet. Dieser überweist dann gutgläubig den Rechnungsbetrag auf ein falsches Konto, auf welches die, meist aus dem Ausland agierenden Täter, Zugriff haben.
Im ersten Fall rief Mitte September ein unbekannter Täter bei einem Automobilzulieferer aus der Region an und gab sich dort als Mitarbeiter eines südafrikanischen Kunden aus. Die Firma aus dem westlichen Landkreis hatte Waren im Wert von mehreren hunderttausend Euro nach Südafrika geliefert.
Unter dem Vorwand, es seien technische Probleme aufgetreten, bat der Täter um erneute Übersendung der Rechnungen an eine E-Mail Adresse. Hierzu hatte er im Vorfeld extra eine eigene Domain registriert. Da der Täter über Insiderwissen verfügte, vermuteten die Mitarbeiter hier noch keinen Betrug und verschickten die noch nicht beglichenen Rechnungen.
Nun wurden diese Rechnungen verfälscht und eine falsche Bankverbindung angegeben. Diese gefälschten Rechnungen reichte der Täter nun bei der Firma in Südafrika ein und gaukelte dort vor, dass die Zahlung an eine sog. „Factoring“-Firma zu leisten sei.
Da die Gelder auf ein anderes Konto überwiesen werden sollten, wurde man in Südafrika misstrauisch und nahm direkt mit dem heimischen Unternehmen Verbindung auf. So flog der Betrug auf. Der Rechnungsbetrag von mehreren hunderttausend Euro wurde daher nicht an die Täter, sondern an die berechtigte Firma im Landkreis überwiesen.
In einem zweiten Fall gelang es im August einer anderen Tätergruppe, den E-Mail-Server eines Unternehmens in Bulgarien zu hacken. Diese hatte einen Wartungsauftrag an eine Firma aus dem nördlichen Landkreis vergeben. Die, per E-Mail verschickte Rechnung aus Deutschland wurde auf dem gehackten E-Mail-Account abgefangen, die Bankverbindung geändert und erst nach dem Fälschungsvorgang an die Firma in Bulgarien weitergeleitet. Der Betrug fiel hier nicht auf. Der Rechnungsbetrag in Höhe von über Zehntausend Euro wurde gutgläubig auf ein Konto der Täter überwiesen. Die Firma in Bulgarien bleibt nun auf dem Schaden sitzen.
Die Kriminalpolizei in Rosenheim hat in beiden Fällen die Ermittlungen aufgenommen. Der „Arbeitsbereich für Cybercrime“ geht nach jetzigem Stand der Ermittlungen nicht von einem Zusammenhang der beiden Taten aus. Allerdings werden die Täter in beiden Fällen im Ausland vermutet.
Die Polizei rät zur Vorsicht:
Seien sie misstrauisch, falls Kontodaten nachträglich geändert werden oder Gelder auf bisher unbekannte Konten z.B. im Ausland überwiesen werden sollen.
Halten sie bei Auffälligkeiten Rücksprache mit dem Rechnungssteller, bevor sie Überweisungen tätigen. Nutzen sie hierfür vorab definierte Kommunikationswege.
E-Mail-Adressen, Domainnamen und Telefonnummern können von den Tätern leicht manipuliert werden. Die angezeigte Telefonnummer auf dem Display ihres Telefons verifiziert noch nicht den Anrufer!
Sollten sie Hinweise auf eine mögliche Betrugsabsicht feststellen, sprechen sie bei ihrer örtlichen Polizeidienststelle vor.