IM-MV: Innenminister Lorenz Caffier stellt Dunkelfelduntersuchung zur tatsächlichen Kriminalität vor

27.08.2014 | 12:15 Uhr

Schwerin (ots) – Um die Kriminalitätsbekämpfung weiter zu verbessern, lässt das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Mecklenburg-Vorpommern eine wissenschaftliche Untersuchung zur Erhebung des Dunkelfeldes der Kriminalität in unserem Bundesland durchführen. Im Zusammenwirken mit der Universität Greifswald und der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Recht Güstrow sollen durch das Landeskriminalamt M-V (LKA) Methoden zur Aufhellung des Dunkelfeldes der Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern sowie zur Erhebung der Kriminalitätsfurcht entwickelt werden. Innenminister Lorenz Caffier und der Direktor des Landeskriminalamts Ingolf Mager stellten heute die Eckpunkte der Dunkelfeldstudie der Öffentlichkeit vor.

„In Mecklenburg-Vorpommern geht seit Jahren die Zahl der in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Straftaten zurück. So machte der Straftatenrückgang im Jahr 2013 gegenüber dem Jahr 1993 ein Minus von über 53 Prozent bzw. mehr als 136.000 Straftaten aus“, hält Innenminister Lorenz Caffier fest. „Diese Entwicklung ist ausdrücklich zu begrüßen. Sie ist Ergebnis einer fortwährend konsequenten Sicherheitspolitik der Landesregierung und engagierter Arbeit in unserer Landespolizei. Mit diesen Maßstäben werden wir auch in den kommenden Jahren alles daran setzen, um die Sicherheit in unserem Bundesland weiter zu erhöhen.“

Um eine effektive Kriminalitätsbekämpfung gewährleisten zu können, ist es erforderlich, aussagekräftige Informationen zur aktuellen Kriminalitätslage und zu einzelnen Kriminalitätsschwerpunkten zu gewinnen. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist hierbei die in der Öffentlichkeit wohl bekannteste Statistik zur Darstellung von Kriminalität und ihrer Entwicklung. In bewährter Weise gibt sie jährlich nach bundesweit einheitlichen Kriterien ein klares Abbild der zur Anzeige gebrachten Kriminalität.

Die Aussagekraft der PKS wird jedoch dadurch eingeschränkt, dass nur die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten und Tatverdächtigen, also das sogenannte Hellfeld umfänglich erfasst werden. Es gehört aber mehr zu einer erfolgreichen Strategie zur Erhöhung des objektiven und subjektiven Sicherheitsgefühls, als nur die sichtbare Kriminalität in den Fokus zu nehmen. Einige der begangenen Straftaten werden der Polizei gar nicht erst bekannt, weil sie nicht angezeigt werden. Hierin begründet liegt eine Besonderheit der PKS, die sogenannte Dunkelfeldproblematik.

„Im Ergebnis der Dunkelfelduntersuchung des Landes werden valide Daten zum Dunkelfeld der Kriminalität einschließlich der Opferwerdung und dem Anzeigeverhalten sowie zur Kriminalitätsfurcht vorliegen, die zudem mit anderen in Deutschland durchgeführten Untersuchungen und mit der Polizeilichen Kriminalstatistik vergleichbar sind“, erklärt Ingolf Mager, Direktor des Landeskriminalamts. „Die Projektergebnisse werden perspektivisch zu einer verbesserten Aussagefähigkeit über das tatsächliche Lagebild in Mecklenburg-Vorpommern beitragen und im Weiteren Rückschlüsse darauf ermöglichen, wie die Bevölkerung die Kriminalität wahrnimmt bzw. erlebt.“

Es ist vorgesehen, im Zeitraum Januar und Februar 2015 achttausend Bürgerinnen und Bürger des Landes Mecklenburg-Vorpommern postalisch zu den Themen Opferwerdung und Anzeigebereitschaft zu befragen. Die Fragen werden sich auf das Jahr 2014 beziehen, so dass die Ergebnisse mit den Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2014 in Beziehung gesetzt werden können. Eine Projektgruppe aus Mitarbeitern des LKA MV, sowie Mitarbeitern und Studenten der Universität Greifswald und der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Recht Güstrow haben mit der Vorbereitung begonnen. In der gegenwärtigen Phase wird der Fragebogen erarbeitet.

Erste Ergebnisse der Dunkelfelduntersuchung der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern sind für Juni 2015 zu erwarten, eine ausführliche Gesamtdokumentation und Auswertung zu Beginn des Jahres 2016. Die Kosten der Studie werden ca. 44.000 Euro betragen.

„Dunkelfelduntersuchungen unterstützen nicht nur die politischen Entscheidungsträger, sondern tragen auch dazu bei, zielgenauere Konzepte im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung und -vorbeugung zu erstellen. Und genau darum geht es mir“, fasst Innenminister Caffier zusammen. „Im Interesse der Sicherheit unserer Bürger erwarte ich von der Dunkelfeldstudie auch weitere Ansatzpunkte für die Beantwortung der für mich in der Zukunft wichtigen Frage für die Ressourcenplanung der Polizei: Wo können wir von einer vermeintlichen oder tatsächlichen Entspannung ausgehen? Wo können und müssen wir die Kriminalitätsbekämpfung verbessern? Und wo müssen wir erforderlichenfalls umschichten oder darüber hinaus gar verstärken?“

Hintergrund:

Zum Umfang des sogenannten Dunkelfeldes und seiner Entwicklung können mangels empirischer Forschungen in Deutschland derzeit kaum Aussagen getroffen werden. Bekannte Faktoren, die auf das Dunkelfeld wirken, sind z.B. die Anzeigebereitschaft der Bevölkerung und die Intensität der Verbrechenskontrolle. Problematisch ist in diesem Zusammenhang die Interpretation von PKS-Zahlen zu Kontrolldelikten. Das sind solche Straftaten, die normalerweise nicht vom Bürger angezeigt, sondern nur durch das Tätigwerden der Polizei bekannt werden, wie zum Beispiel im Bereich Rauschgiftkriminalität. Bei diesen Delikten spiegeln die PKS-Zahlen kaum die Kriminalitätsentwicklung sondern vielmehr den Verfolgungsdruck der Polizei wider. Ohne Dunkelfelddaten bleibt unbekannt, in welchem Umfang die statistischen Werte der PKS die Entwicklung der Kriminalitätswirklichkeit widerspiegeln oder ob sie lediglich das Ergebnis einer Verschiebung der Grenze zwischen Hell- und Dunkelfeld sind.

Im Frühjahr 2013 hatte sich bereits Niedersachsen als erstes Bundesland in Deutschland dazu entschieden, periodische Opferbefragungen als Ergänzung zur jährlich erstellten Polizeilichen Kriminalstatistik durchzuführen und hatte damit die Notwendigkeit eines solchen Instruments als weitere Erkenntnisquelle zur Kriminalität und zur Beurteilung der Sicherheitslage bewiesen.

Rückfragen bitte an:  Ministerium für Inneres und Sport Mecklenburg-Vorpommern Pressestelle Michael Teich Telefon: 0385/588-2008 E-Mail: michael.teich@im.mv-regierung.de http://www.regierung-mv.de 

Quelle: news aktuell / dpa