Kripo Passau klärt bundesweite Diebstahlserie von LKW Aufliegern
PASSAU. NIEDERBAYERN. Mit der Festnahme des 54-jährigen Haupttäters endete letzte Woche ein mehrjähriger Ermittlungsmarathon der Passauer Kriminalpolizei. Dem Deutschen und weiteren Mittätern mit niederländischer und tschechischer Staatsbürgerschaft, wirft die Staatsanwaltschaft Passau nun 27 vollendete und einen versuchten Diebstahl beladener Sattelanhänger und die anschließende Vermarktung der geladenen Waren vor. Der Gesamtschaden summiert sich auf über 2,5 Millionen Euro, auch mehrere niederbayerische Transportunternehmer sind betroffen.
Im November 2008 begann mit dem Diebstahl eines in Essenbach bei Landshut abgestellten LKW Sattelaufliegers eine in Niederbayern einzigartige Diebstahlserie. Innerhalb weniger Monate verschwanden von mehreren Parkplätzen, gelegen zwischen Landshut, Passau und Wegscheid, insgesamt neun beladene Sattelauflieger, die von den LKW Fahrern jeweils übers Wochenende ohne Zugmaschine dort abgestellt wurden. Ein Tatschwerpunkt war das vermeintlich sichere Betriebsgelände eines LKW Betriebs in Passau. In den meisten Fällen waren die Auflieger nicht besonders gesichert und konnten mit jeder Sattelzugmaschine weggezogen werden.
An mehreren Tatorten fiel jeweils eine rote DAF Sattelzugmaschine auf, daher konzentrierten sich die Ermittlungen auf ein solches Fahrzeug. Im März 2009 überprüfte die Passauer Polizei den Fahrer einer in Düren zugelassenen roten Zugmaschine, der sich auf dem Betriebsgelände des LKW Betriebs in Passau aufhielt. Weil der deutsche Fahrer seinen Aufenthalt dort plausibel erklären konnte, blieb es bei der Feststellung seiner Personalien, bei denen er eine Wohnadresse in England angab.
Das in Passau angesiedelte Fachkommissariat für grenzüberschreitende Kriminalität stellte in Zusammenhang mit weiteren Taten im Januar 2013 fest, dass dieser Mann zwischenzeitlich in einer tschechischen Kleinstadt, nahe der polnischen Grenze, mit seiner roten Zugmasche überprüft wurde und er dort einen in Erfurt gestohlenen leeren Sattelauflieger mitführte. Weil der Deutsche auch der tschechischen Polizei eine nicht zu widerlegende Geschichte über die Herkunft des Aufliegers erzählte, konnte er nach der Sicherstellung des Aufliegers weiterfahren.
In enger Zusammenarbeit zwischen der Staatsanwaltschaft Passau, der tschechischen Polizei, sowie dem Polizeipräsidium Niederbayern hatte man festgestellt, dass seit Jahren mehrere Tschechen in auffälliger Weise mit original verpackten Waschmitteln, Fahrrädern, Weinflaschen und Motorradkleidern handelten, deren Herkunft nicht nachvollziehbar war. Gleichzeitig entdeckten die Passauer Fahnder im hessischen Schrecksbach in einem Kühllager zwölf Tonnen Wein, die auf einem in Weimar entwendeten Auflieger geladen waren. Bei der Sicherstellung dieser Weinpaletten wurde schnell klar, dass der Deutsche mit der roten Sattelzugmaschine und eine 58 Jahre alte Tschechin den Wein dort eingelagert hatten. Beide hatten keinen festen Wohnsitz und lebten praktisch in ihrer Sattelzugmaschine mit der sie europaweit unterwegs waren. Nach derzeitigem Ermittlungsstand finanzierten die beiden ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs und dem Diebstahl der beladenen Auflieger.
Mehrere Tschechen und ein 48-jähriger niederländischer Staatsangehöriger kümmerten sich um die Vermarktung der gestohlenen Fahrzeuge und Warensortimente. Der Niederländer und mehrere beteiligte Hehler legten mittlerweile Geständnisse ab und so gelang letzte Woche bei Weiden die Festnahme des deutschen Haupttäters, gegen den die Passauer Staatsanwaltschaft nun wegen der bisher festgestellten 28 Taten Anklage erheben wird. Neben Niederbayern lag ein weiterer Tatschwerpunkt im Großraum Leipzig, wo dem Tatverdächtigen die Auflieger deutscher, dänischer und österreichischer Speditionen in die Hände fielen.
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Veröffentlicht am 11.08.2014 um 15.10 Uhr