POL-HH: 140530-1. Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und Polizei Hamburg – Schlag gegen die organisierte Kriminalität – polnische Bande von Enkeltrickbetrügern verhaftet

30.05.2014 | 11:02 Uhr

POL-HH: 140530-1. Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft und Polizei Hamburg – Schlag gegen die organisierte Kriminalität – polnische Bande von Enkeltrickbetrügern verhaftet
   

Hamburg (ots) – Einladung zum Fototermin

Zeit: 27.05.2014 Ort: Deutschland: Hamburg, Essen, Duisburg, Moers, Gelsenkirchen, Limburgerhof; Polen: Warschau, Lodz, Legionowo, Posen

Seit November 2012 führen die Staatsanwaltschaft Hamburg und die Abteilung für Organisierte Kriminalität im Landeskriminalamt ein Ermittlungsverfahren gegen eine polnische Tätergruppierung wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen bandenmäßigen Betruges, des sogenannten Enkeltrickbetrugs. Aus den bekanntgewordenen Taten ergaben sich konkrete Hinweise auf eine mehrstufige hierarchische Organisationsstruktur, die neben den generellen OK-Merkmalen das spezielle Merkmal der geschäftsähnlichen Struktur verwirklichten. Die Haupttäter leben in Polen, einige aber auch in Deutschland.

Nach den Erkenntnissen der Ermittler hatten sich die Täter zusammengeschlossen, um sich durch in wechselnder Tatbeteiligung begangene „Enkeltrick“-Betrugstaten eine erhebliche Einnahmequelle zu verschaffen. Dadurch finanzierten sie sich einen luxuriösen Lebensunterhalt.

Nach umfangreichen kriminalpolizeilichen Ermittlungen kamen die OK-Ermittler der Familienbande auf die Spur, die als Erfinder des sogenannten Enkeltricks gelten. Die Tätergruppierung ging äußerst professionell und strukturiert vor. Die im Zuge des langjährigen Verfahrens identifizierten und in Polen wohnhaften Arkadiusz L. (46), Marcin K. (27) und Adam Miroslaw P. (44) konnten als Haupttatverdächtige und Anrufer, auch sogenannte „Keiler“, ermittelt werden. Sie hielten sich in Polen auf und riefen gezielt ältere Menschen in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz an, wobei sie sich als deren Verwandte oder Bekannte ausgaben. Ihre Opfer waren zwischen 55 und 99 Jahre alt. Die Täter täuschten vor, sich in einer finanziellen Notlage zu befinden und baten ihre späteren Opfer, so schnell wie möglich hohe Bargeldsummen, Schmuck oder andere Wertsachen an sie zu übergeben. Sobald die Täter („Keiler“) merkten, dass ein Opfer auf die Lüge hereingefallen und in Besitz von Geld oder Wertsachen war, kontaktierten die „Anrufer“ ihre überwiegend in Polen, aber auch in Deutschland und der Schweiz sitzenden „Logistiker“ (auch „Zwischenkeiler“ genannt).

Die „Logistiker“ dirigierten weitere Mittäter, die sogenannten „Abholer“, zu den Adressen der älteren Leute. Dort nahmen die „Abholer“ das Geld und die Wertsachen in Empfang.

Die Beute wurde dann über Boten nach Polen zu den Hinterleuten gebracht. Durch diese Arbeitsteilung innerhalb der Bande konnten die Hinterleute zur Ausführung ihrer Taten in ihrem Heimatland Polen bleiben.

Mit jetzigem Ermittlungsstand ergibt sich für Staatsanwaltschaft und Polizei ein entstandener Schaden in Höhe von fast 1 Million Euro und fast 700.000 Schweizer Franken in 97 Fällen.

Inzwischen richtet sich der OK-Verfahrenskomplex, der sowohl in Deutschland als auch in Polen geführt wird, gegen insgesamt 48 Beschuldigte im Alter von 16 bis 63 Jahren mit Wohnsitzen überwiegend in Deutschland und Polen. Drei der Beschuldigten sind als „Keiler“ einzustufen, dreizehn als „Zwischenkeiler“, der Rest agierte als Abholer.

Während des laufenden OK-Verfahrens gelang es bereits 35 Abholern in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz nach Enkeltrickbetrügereien vorläufig festzunehmen. Dabei stellten die Ermittler neben dem übergebenen Schmuck auch Bargeld in Höhe von ca. 350.000,- Euro sicher. Die Geschädigten erhielten ihr Eigentum wieder zurück.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg sowie die Bezirksstaatsanwaltschaft Warschau erwirkten eine Vielzahl von Beschlüssen. Am vergangenen Dienstag haben insgesamt 170 deutsche und polnische Beamte 14 Haftbefehle und 30 Durchsuchungsbeschlüsse in Hamburg, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen, Limburgerhof, Warschau, Posen, Legionowo und Lodz vollstreckt. In Polen konnten unter anderem zwei der Haupttäter verhaftet werden.

Bei den Durchsuchungen wurden zahlreiche Schmuckstücke, Bargeld sowie hochwertige Pkw sichergestellt.

Die Beschuldigten wurden verschiedenen Untersuchungshaftanstalten zugeführt.

Aufgrund der intensiven Zusammenarbeit zwischen den deutschen und polnischen Behörden gelang es in diesem OK-Verfahren, auch die im Ausland sitzenden Hintermänner der Taten dingfest zu machen und dadurch die Bande zu zerschlagen.

Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel und die weiteren Ermittlungen dauern an.

Teile der sichergestellten Beweismittel können heute um 13:00 Uhr im Polizeipräsidium, 22297 Hamburg, Bruno-Georges-Platz 1, Großer Sitzungssaal, fotografiert werden.

Sch.

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Andreas Schöpflin
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und

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Nana Frombach
Oberstaatsanwältin
Tel.: 040/42843-2108



Quelle: news aktuell / dpa