23.10.2015 – 13:00
Reutlingen (ots) – Gemeinsame Pressemitteilung des Landeskriminalamts Baden-Württemberg und des Polizeipräsidiums Reutlingen:
Beamte der „Beratungs- und Interventionsgruppe gegen Rechtsextremismus“ (BIG REX) des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg und der Kriminalpolizeidirektion Esslingen haben vor einigen Tagen in den Kreisen Esslingen, Reutlingen und Tübingen 27 Personen aufgesucht, die Bezug zur rechten Szene haben.
Bei den Adressaten handelte es sich überwiegend um Männer, die mit der rechten Szene sympathisieren, in dieser verkehren, in der Vergangenheit politisch rechts geprägte Veranstaltungen besucht oder bereits entsprechende Straftaten wie Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Landfriedensbruch, Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole oder Volksverhetzung begangen hatten. Die Altersstruktur des angesprochenen Personenkreises bewegte sich zwischen 19 und 68 Jahre, wobei die Mitte bis Ende 20-Jährigen den Schwerpunkt bildete.
Die Beratungsteams klärten die überwiegend jungen Menschen in zahlreichen Gesprächen über die Hintergründe, Gefahren des Rechtsextremismus und damit einhergehende, negative Begleiterscheinungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich auf. Primäres Ziel dieser Gespräche war, den oft orientierungslosen jungen Menschen Alternativen und Möglichkeiten eines Ausstiegs aus der rechten Szene aufzuzeigen. Die Teams beantworteten Fragen, wie das Abrutschen in den Rechtsextremismus verhindert werden kann, welche Wege es für Aussteiger gibt, oder auch welche Zukunftsperspektiven nach einem Ausstieg bestehen. Die Beamten ermunterten ihre Gesprächspartner zum Ausstieg aus der rechten Szene und boten für den Fall der oftmals langwierigen Umorientierung jeweils aktive Hilfestellung an. Ferner konnten auch Familienangehörige der Adressaten entsprechend sensibilisiert werden.
Über die Hälfte der kontaktierten Personen zeigte sich gesprächsbereit. Einzelne Personen distanzierten sich in den Gesprächen von der rechten Szene. Diejenigen, die weiterhin eine rechtsextreme Gesinnung vertreten, wird die Polizei auch künftig im Auge behalten.
BIG REX ist unter der Telefonnummer 07115401-3600 oder unter big-rex@polizei.bwl.de erreichbar.
Zusatzinformation BIG REX:
Die BIG REX ist Teil des im Jahr 2001 durch das Innenministerium Baden- Württemberg unter Einbeziehung der Ministerien für Justiz, Kultus- und Soziales ins Leben gerufenen Programms „Ausstiegshilfen Rechtsextremismus“. Der Grundgedanke des Programms besteht darin, sowohl polizeilich bekannte Sympathisanten, wie auch Erst- und Mehrfachtäter durch die Landespolizei und das Landeskriminalamt (LKA) anzusprechen, um sie zum Ausstieg aus der rechten Szene zu motivieren und ggf. zu unterstützen. Die BIG REX ist beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg angesiedelt. Das Personal besteht vornehmlich aus Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte.
Die BIG REX arbeitet behördenübergreifend und ist nicht ermittelnd tätig. Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht ausschließlich die Unterstützung ausstiegswilliger Szeneangehöriger. Hierbei sollen Justizbehörden, Jugend-, Arbeits- und Sozialämter, Schulen und Kommunen mit der Polizei gemeinsam jedem Ausstiegswilligen individuelle, auf seine persönlichen Lebensumstände abgestimmte Hilfeleistungen bieten. Beispielsweise sollen umkehrbereite Rechtsextremisten bei der Arbeitsplatzsuche, der Bewältigung von Strafverfahren, der Wohnungssuche, der Schuldnerberatung, bei der Abwicklung von Behördengängen oder beim Schutz vor einer befürchteten Bedrohung durch ehemalige Gesinnungsgenossen unterstützt werden.
Seit Beginn des Programms Ausstiegshilfen Rechtsextremismus wurden von der Landespolizei und dem Landeskriminalamt weit über 2500 Personen der rechten Szene angesprochen. Zwischenzeitlich sind mit Hilfe der Polizei des Landes über 500 Personen aus der „rechten Szene“ ausgestiegen, davon annähernd 200 mit Unterstützung der BIG REX des LKA.
Zusatzinformation Anonymisiertes Hinweissystem:
Seit dem 01. September 2012 hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg ein anonymes Hinweisaufnahmesystem (BKMS) eingeführt. Hinweise gegen Korruption, Wirtschaftskriminalität und rechtsextremistisch motivierter Kriminalität können hier anonym gemeldet und weitergeleitet werden. Der Datenverkehr über anonyme Postfächer, IP-Adressen wird nicht gespeichert. Hinweisgeber können über das System mir der Polizei in Kontakt treten – ihre Anonymität ist jederzeit gewährleistet. Zum System gelangt man über die Internetauftritte der Polizeidienststellen, des Landeskriminalamtes und des Innenministeriums. Das Landeskriminalamt bewertet die eingehenden Hinweise und kann über das anonyme Postfach bei Bedarf mit dem Hinweisgeber in einen Dialog treten. Notwendig kann dies beispielsweise sein, wenn der Hinweis noch vage ist oder ergänzende Informationen benötigt werden. Sollte sich ein Verdachtsfall konkretisieren, wird die örtlich zuständige Polizeidienststelle mit den weiteren Ermittlungen beauftragt.
Abrufbar ist das System auf den Internetauftritten jeder Polizeidienststelle und der Startseite der Polizei (http://www.polizei-bw.de).
Hinweise zur Korruptionsverhütung und -bekämpfung und zum Vertrauensanwalt sind auf dem Internetauftritt der Koordinierungsgruppe Korruptionsbekämpfung (http://www.lka-bw.de/LKA/Seiten/KGK.aspx) verfügbar.
Präventionshinweise zum Rechtsextremismus sind auf den Präventionsseiten der Polizei (http://www.polizei-beratung.de/themen-undtipps/ rechtsextremismus.html) erhältlich.
Ausstiegshilfen der „Beratungs- und Interventionsgruppe gegen Rechtsextremismus (BIG REX)“ sind unter (http://www.lka-bw.de/LKA/Seiten/BigRex.aspx) zu finden.
Rückfragen bitte an:
Andrea Kopp (ak), Tel. 07121/942-1101
Polizeipräsidium Reutlingen
Telefon: 07121 942-0
E-Mail: reutlingen.pp.stabst.oe@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/