04.10.2015 – Polizeieinsatz anlässlich Rockertreffen – PR
Perleberg
Am gestrigen Tag führte der Bandidos MC in der Eventhalle in der Perleberger Industriestraße seine 16. Bandidos Germany Party durch. Ausrichter war der BMC Perleberg.
Die Bandidos Germany Party ist nach dem Selbstverständnis dieser 1%-er Rocker eine Pflichtveranstaltung für alle Bandidos Deutschlands. Und auch von allen weiteren europäischen Chaptern sowie den Supporter-Klubs war die Anreise zumindest von Einzelteilnehmern avisiert.
Die Durchführung einer Veranstaltung dieser Größenordnung mitten in einer Kleinstadt stellt, insofern die Teilnehmer mit ihrer Kutte anreisen, ggf. eine erhebliche Machtdemonstration dar. Vor dem Hintergrund der Aufhebung des Kuttentrageverbotes waren entsprechende Aktivitäten nicht auszuschließen. Dies hätte zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls eines Großteiles der Bevölkerung und der Besucher der Stadt führen können.
Das Festgelände liegt in unmittelbarer Nähe zum städtischen Zoo sowie Friedhof.
Zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und zur Demonstration des staatlichen Machtmonopols hatte sich die Polizeidirektion Nord deshalb entschlossen, die Bandidos Party mit einem Sondereinsatz unter Führung des stellvertretenden Leiters der Polizeidirektion Jörg Müller zu begleiten und in diesem Rahmen alle gebotenen und rechtlich zulässigen Maßnahmen zu ergreifen.
Dazu gehörte insbesondere die Kontrolle aller Teilnehmer/innen und von deren Fahrzeugen in einer vom Polizeipräsidenten dazu extra angeordneten Kontrollstelle.
Diese Kontrollstelle wurde aus drei Hundertschaften der Brandenburger Bereitschaftspolizei besetzt und durch 16 nationale und sieben ausländische Szene kundige Beamte (Norwegen, Dänemark, Schweden, Finnland und Europol) unterstützt.
Nach zunächst schleppendem Beginn, lag der Schwerpunkt der Anreisebewegungen wie erwartet erst deutlich nach dem offiziellen Beginn der Veranstaltung. Mit Eintreten der Dämmerung kamen zudem vier Busse, davon zwei Doppeldecker mit jeweils ca. 70 Teilnehmern. Der Verkehr staute sich dadurch kurzzeitig bis in die Innenstadt zurück, weshalb auch die Kontrollintensität zeitweise entsprechend erhöht werden musste.
Ein Teil der Rocker stellte jetzt auch auf eigenen Wunsch und unter Kontrolle der Polizei die PKW auf dem inzwischen leeren Tierparkparkplatz ab und begab sich wie die Businsassen zu Fuß zur Kontrollstelle.
Aufgrund des Ausfalls der Straßenbeleuchtung in der Industriestraße musste zudem zeitweise die Feuerwehr Perleberg aus Sicherheitsgründen bei der dortigen Beleuchtung aushelfen. Die Kontrollstelle selbst war durch Polizeitechnik hinlänglich ausgeleuchtet.
Kontrolliert wurden insgesamt 1215 Rocker sowie 102 Fahrzeuge, darunter drei Kräder. Davon wurden zwei aufgrund von Verkehrsmängeln zeitweise still gelegt.
Insgesamt wurden Rocker aus allen Teilen Europas, von Griechenland bis Finnland und von Serbien bis Irland registriert. Die Mehrzahl kam natürlich aus Deutschland. Deutlich unter 10 Prozent der Teilnehmer waren Frauen.
Festgestellt wurden dabei u.a. durch die Kradstaffel eine Trunkenheitsfahrt von 1,63 Promille, die ein 64-Jähriger aus Bayern in einem PKW Fiat begangen hatte.
Zudem wurde ein 30-jähriger Türke (Bandido aus Bochum) mit einem Haftbefehl festgestellt. Er hatte eine Ersatzfreiheitsstrafe wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis (150 Tage a 10 Euro + Verwaltungsgebühren) nicht bezahlt. Er wurde vorläufig festgenommen, musste aber seine Haft nicht antreten, da andere Rocker die knapp 2.000 Euro sammelten und die Ersatzstrafe bezahlten. Drei weitere Rocker waren zur Aufenthaltsermittlung gesucht und durften erst nach Feststellung ihrer ladungsfähigen Adressen an der Party teilnehmen.
Zudem wurden insgesamt sechs Strafverfahren gegen einzelne Teilnehmer eingeleitet, darunter einmal wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz, viermal wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und einmal wegen Verwendung von Kennzeichen Verfassungswidriger Organisationen. Betroffen waren wegen der Drogenverstöße zwei deutsche Frauen im Alter von 30 und 31 Jahren sowie zwei Briten im Alter von 29 und 34 Jahren, die eine Sicherheitsleistung zur Verhinderung der Festnahme hinterlegen mussten. Ein 25-jähriger Deutscher hatte ein verbotenes Faustmesser dabei und ein 46-jähriger Deutscher hatte eine Hakenkreuztätowierung.
Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz gab es weitere zwei.
Insgesamt erfolgten 13 Sicherstellungen zur Gefahrenabwehr, davon sechs Messer, zwei Tierabwehrgeräte, ein Schraubendreher, eine Handsäge, eine Küchenschere, ein Pfefferspray, ein Axtstiel, eine Eisenstange, ein Kabelstrang von einem Meter Länge und drei Paar Quarzhandschuhe.
Zu Machtdemonstrationen in der Öffentlichkeit bzw. Störungen der Veranstaltung kam es nicht. Der Einsatz endete heute Morgen kurz vor 02.00 Uhr.
Vor diesem Hintergrund wertet Polizeiführer Jörg Müller den Einsatz als polizeilichen Erfolg und bittet zugleich die Anwohner noch einmal um Verständnis.