Ermittlungen wegen organisierten Versicherungsbetrugs – Rund 200 Unfälle fingiert – zwei weitere Tatverdächtige in Haft
Gemeinsame Presseerklärung des Polizeipräsidiums Unterfranken und der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg
ASCHAFFENBURG. Bereits seit etwa zwei Jahren ermittelt die Kriminalpolizei Aschaffenburg in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg gegen offenbar gut organisierte Versicherungsbetrüger. Dabei geht es um rund 200 manipulierte bzw. provozierte Verkehrsunfälle sowie vorgetäuschte Kasko-Schadensfälle. Der für die Versicherungswirtschaft entstandene Schaden beläuft sich zwischenzeitlich im Bereich von rund einer Million Euro.
Wie bereits berichtet, war bereits Mitte 2014 (26.06.2014) ein Großaufgebot der Polizei am bayerischen Untermain und in Frankfurt am Main im Einsatz, um 18 Objekte zu durchsuchen. Dabei hatten die Fahnder umfangreiches Beweismaterial und auch sieben Autos der Oberklasse sichergestellt. 13 Personen waren damals vorläufig festgenommen worden, gegen zwei hatten Haftbefehle bestanden. Zwei weitere Beschuldigte waren zu diesem Zeitpunkt wegen eines versuchten Tötungsdelikts seit April 2014 in Untersuchungshaft. Die übrigen Festgenommenen waren wieder auf freien Fuß gekommen.
Nach einer Durchsuchungsaktion Ende Juni 2014 folgte im April 2015 eine erneute Aktion der Strafverfolgungsbehörden in elf Objekten. Gegen insgesamt 60 Beschuldigte liefen seitdem strafrechtliche Ermittlungen u.a. wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetruges. Im Zuge dieser Ermittlungen hatte das Landgericht Aschaffenburg auf Antrag der Aschaffenburger Staatsanwaltschaft Anfang September 2015 zwei weitere Haftbefehle gegen dringend Tatverdächtige erlassen.
Ein 36-Jähriger und ein zwei Jahre älterer Mann aus dem Raum Aschaffenburg wurden daraufhin von Beamten der Kripo verhaftet. Beide sitzen seitdem in Justizvollzugsanstalten. Bislang wurden durch die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg gegen 40 von insgesamt 85 Beschuldigten Anklagen erhoben oder Strafbefehle beantragt. Mehrere Verfahren sind bereits rechtskräftig abgeschlossen.
Die Ausgangsermittlungen ins Rollen gebracht hatte eine anonyme Mitteilung, die bei der Kriminalpolizei Aschaffenburg im Herbst des Jahres 2013 eingegangen war. Darin gab es Hinweise auf eine ganze Reihe von Straftaten. Der Hauptvorwurf bestand darin, dass seit Jahren Verkehrsunfälle zum Zwecke des Versicherungsbetruges manipuliert und provoziert worden sein sollen. In der Folge hatten dann sehr aufwändige, gemeinsame Ermittlungen der Kriminalpolizei Aschaffenburg und der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg begonnen. Nach und nach hatten sich die in dem Schreiben geäußerten Verdachtsmomente bestätigt. Der Sachbearbeiter der Kriminalpolizei war bei seinen Recherchen auf eine offenbar gut organisierte, bandenmäßige Struktur gestoßen, bei der eine Vielzahl an Männern und auch Frauen an umfangreichen Betrugsfällen um manipulierte und provozierte Verkehrsunfälle beteiligt war. Es stellte sich heraus, dass viele der fälligen Reparaturen in einer Kfz-Werkstatt abgewickelt worden waren, deren Inhaber nach bisherigen Erkenntnissen ebenfalls dem Kreis der Tatverdächtigen zuzurechnen ist.
In dem laufenden Verfahren geht es um insgesamt 200 Verdachtsfälle, bei denen seit 2008 über die Versicherungen ein Schaden von circa einer Million Euro abgerechnet wurde. Teilweise wurden den Versicherungen gefälschte Gutachten vorgelegt. Die fingierten Unfälle ereigneten sich zumeist im Großraum Aschaffenburg und im angrenzenden hessischen Bereich. Bei vielen dieser fingierten Unfälle stammten beide Unfallbeteiligte aus dem Kreis der beschuldigten Personen.
Bereits erstellte Pressemeldung
Weiterer Schlag gegen organisierten Versicherungsbetrug – Rund 200 Unfälle fingiert – weitere Durchsuchungsaktion – 60 Beschuldigte
Bericht vom 24.04.2015