08.09.2015 – 17:32
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Oldenburg (ots) – Menschenhandel findet nicht nur in Afrika, Asien oder an anderen weit entfernten Orten statt. Auch in Deutschland und bei uns in Niedersachsen spielt das „Geschäft mit Menschen“ eine große Rolle. Die Polizeiakademie Niedersachsen hat am 08.09.2015 Vertreter aus Polizei, Politik, Bildung und Verbänden zur Vortragsveranstaltung und Plakatausstellung „Menschenhandel und moderne Sklaverei“ eingeladen. Rund 200 Gäste, darunter auch zahlreiche interessierte Studierende, suchten den Oldenburger Studienort der Polizeiakademie auf, um sich mit diesem ernsthaften Thema auseinander zu setzen.
Als Bildungseinrichtung der Polizei beschäftige sich die Polizeiakademie Niedersachsen intensiv mit dem Thema, „um unsere Studierenden mit den unterschiedlichen Facetten dieses bedeutungsvollen Themas vertraut zu machen“, versicherte Dieter Buskohl, Direktor der Polizeiakademie, bei seiner Begrüßung.
Bürgermeisterin der Stadt Oldenburg Germaid Eilers-Dörfler begrüßte es, dass endlich ein Gespräch zum Thema „Schlepper und Schleuser“ stattfindet und verwies in diesem Zusammenhang auf die aktuelle Flüchtlingssituation. Sie lobte außerdem die Kreativität der Grafik-Studierenden, die die 165 ausgestellten Plakate im Rahmen eines Wettbewerbs gestaltet hatten: „Es ist eine fantastische Idee, Studierende die Thematik aufarbeiten zu lassen.“
Der Präsident des Landeskriminalamts Niedersachsen Uwe Kolmey zeigte im weiteren Verlauf die aktuelle Situation im Rahmen eines polizeilichen Lagebildes in Niedersachsen auf. Rund 50 Ermittlungsverfahren wurden 2014 wegen Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung sowie der Ausbeutung als Arbeitskraft geführt. „Die Dunkelziffer ist allerdings bedeutend höher“, so Kolmey. „Viele Opfer verweigern aus Angst die Aussage und Kooperation mit der Polizei.“
Um diesen Opfern eine Stimme zu geben, gründete Dr. Cinderella Hemme 2011 die broken hearts stiftung. Hemme verdeutlichte anhand einer Auswahl der ausgestellten Plakate eindrucksvoll die verschiedenen Arten von Menschenhandel, beispielsweise der Zwangsprostitution, der Ausbeutung von Arbeitskräften oder dem Organhandel. Sie appellierte an die Anwesenden, die Augen nicht zu verschließen: „Je eher wir das Schweigen brechen und hinschauen, desto klarer und erfolgreicher können Polizei und Hilfsorganisationen ihre Arbeit erledigen.“
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde es unter den Zuhörern besonders still. Die Gäste hörten gebannt zu, als die ehemalige Betroffene Jana Koch-Krawczak eindrucksvoll von ihren Erfahrungen als Zwangsprostituierte berichtete. Koch-Krawczak arbeitet heute als Streetworkerin und möchte durch ihren offenen Umgang mit ihrer Vergangenheit und ihren Schilderungen auf die Problematik aufmerksam machen. „Dadurch möchte ich der Polizei und den Hilfsorganisationen einen besseren Zugang zu den Frauen ermöglichen, die aus der Prostitution aussteigen wollen.“
Rückfragen bitte an:
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Nicole Barthel
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