05.06.2015 – 15:04
Ludwigsburg (ots) – Seit Beginn des letzten Jahres hat die Cybercrime-Inspektion des Polizeipräsidiums Ludwigsburg über 100 Anzeigen wegen einer Betrugsmasche im Internet bearbeitet. Der dabei verursachte Schaden beträgt über 20 000 EUR.
In allen Fällen meldete sich telefonisch ein angeblicher Mitarbeiter der Firma Microsoft und erklärte den Angerufenen in englischer Sprache (oft mit indischem Akzent), dass ihr Computer gefährdet ist, einem Virenangriff ausgesetzt war oder eine Lizenz abgelaufen sei. Bei den Anrufern handelt es sich jedoch nicht um qualifizierten Windows- oder Antivirenexperten und sie rufen auch nicht im Auftrag der Firma Microsoft an. Ihr Ziel ist es, sich Zugang zum Computer zu verschaffen. In der Regel bieten sie an, die Computerprobleme durch diesen Zugriff zu beheben. Dabei wird Fremdwartungssoftware verwendet, die auch von tatsächlichen Computerexperten eingesetzt wird.
Um den Geschädigten zu beweisen, dass der Computer gefährdet ist, wird den Geschädigten etwa die Ereignisanzeige eingeblendet, die oft eine Vielzahl von Fehlern und Warnmeldungen anzeigt. Diese Meldungen sind jedoch zumeist bedeutungslos und werden auch bei einwandfrei laufenden Rechnern angezeigt. Nicht selten gelingt es den Anrufern jedoch, die Betroffenen damit soweit zu verunsichern, dass sie einen Fernzugriff gestatten.
Um an die Kreditkartendaten zu gelangen bzw. die Geschädigten dazu zu bringen eine Onlineüberweisung zu initiieren, bieten sie im nächsten Schritt eine „neue Lizenz“, eine Firewall oder ein Virenschutz-Programm angeboten. Dabei setzen sie die Geschädigten nicht selten unter Druck, indem sie ihnen mitteilen, dass ihr Computer im Falle einer Nichtbezahlung gesperrt wird. Teilweise werden die Geschädigten auch angewiesen zu der nächstgelegenen Postbankfiliale zugehen um dort eine Bargeldtransaktion ins Ausland mittels „Western Union“ durchzuführen.
Den Anrufern geht es dabei lediglich darum, Kreditkartendaten abzugreifen und durch Fremdzugriff auf den Computer der Geschädigten Banküberweisungen und sonstige Transaktionen durchzuführen.
Sobald den Betrügern der Fremdzugriff auf die Computer gestattet wird, haben sie tatsächlich die Möglichkeit, durch Veränderung des Windows-Passwortes den Computer zu sperren. Darüber hinaus können sie Schadsoftware aufspielen und auch die Beträge der vermeintlichen Gebühren für Lizenz oder Virenschutz nach oben abändern.
Die Firma Microsoft selbst warnt auf ihrer Internetseite vor den Betrügern, die im Namen des Unternehmens weltweit anrufen.
Für die Polizei gibt es kaum Ermittlungsansätze, da alle Daten zu den Anrufern inklusive der Telefonnummern komplett erfunden sind. Die kriminalpolizeilichen Auswertungen der betroffenen Computer brachten lediglich die Erkenntnis, dass die Anrufe und der Fremdzugriff von Indien aus erfolgten. Auch die Geldempfänger im Ausland sind fast nie zu ermitteln.
Zu den angezeigten Taten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg Ludwigsburg gibt es keine lokalen Schwerpunkte und die Geschädigten sind über alle Gemeinden verteilt. Der dabei verursachte Schaden variiert bei den einzelnen Fällen zwischen 0 Euro bis zu 3000 Euro. Keinen finanziellen Schaden gab es immer dann, wenn die Angerufenen rechtzeitig aufgelegt haben oder die Transaktion durch die Bank rechtzeitig gestoppt wurde.
Die Polizei empfiehlt, bei derartigen Anrufer kommentarlos aufzulegen. Falls ein Schaden eingetreten ist, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Außerdem sollten die betroffenen Kreditkarten und auch das Online-Banking sofort gesperrt werden. Ist es zu einem Fernzugriff auf den Computer gekommen, so empfiehlt es sich, den betroffenen Computer auf Schadsoftware zu überprüfen und gegebenenfalls zu „reinigen“. Legen Sie immer ein Backup von Ihren Daten an und bewahren Sie es an einem sicheren Platz auf.
Kein seriöses Unternehmen meldet sich unangemeldet telefonisch, um die Freischaltung eines Fremdzugriffs zu verlangen. Um sich vor vergleichbaren kriminellen Aktionen zu schützen, empfiehlt es sich auch, entsprechende Begriffe oder Inhalte dubioser E-Mails in internet-Suchmaschinen einzugeben. Die Trefferliste zum Beispiel zu den Begriffen „Microsoft + Anrufer“ führt fast ausschließlich zu Warnmeldungen zu dieser Betrugsmasche.
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Ludwigsburg
Telefon: 07141 18-9
E-Mail: ludwigsburg.pp@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/