02.06.2015 – 14:38
Erlangen (ots) – Nach zwölf Tagen ging eine aus Sicht der Polizei einsatzintensive Erlanger Bergkirchweih zu Ende. In der Gesamtschau bleibt festzuhalten, dass der diesjährige „Berch“ insgesamt gesehen den deutlich ereignisärmeren Festverlauf des Vorjahres nicht ganz widerspiegeln konnte.
In diesem Zusammenhang sei jedoch erwähnt, dass die Bergkirchweih 2014 im Vergleich zu den Vorjahren in punkto Deliktshäufigkeit ein Rekordtief markierte. Dieser Trend setzte sich leider nicht fort, so dass im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen ist. Die diesjährigen Zahlen knüpfen vielmehr in ihrem Niveau bei den Bergkirchweihen der Jahre 2011bis 2013 an.
Tendenziell war nach polizeilichen Feststellungen vor allem in den späten Abendstunden ein gesteigertes Aggressionspotential mancher Besucher feststellbar, das nicht selten in Streitigkeiten und Körperverletzungen mündete.
So mussten seitens der Polizei insgesamt 84 Körperverletzungsdelikte (Vorjahr 75) aufgenommen werden. Im Vergleich zu den Vorjahren trugen sich jedoch deutlich mehr Fälle zu, bei denen die Täter mit Maßkrügen „bewaffnet“ auf die Geschädigten einschlugen. Auch kam es in mehreren Fällen zu Fußtritten gegen am Boden liegende Personen.
Nur glücklichen Umständen ist es zuzuschreiben, dass keines der Opfer schwere oder gar lebensgefährliche Verletzungen davontrug. Gleichwohl waren Nasenbeinbrüche sowie Schnittwunden, Platzwunden, Prellungen und ausgeschlagene Zähne zu beklagen.
Interessant erscheint die Tatsache, dass der Großteil der Tatverdächtigen bei den Körperverletzungen seinen Wohnsitz nicht in Erlangen hat.
Entgegen dem erfreulichen Ergebnis aus dem Jahre 2014, als kein einziges Sexualdelikt zur Anzeige gebracht wurde, gab es in diesem Jahr drei Übergriffe auf weibliche Festbesucher. In allen Fällen waren die geschädigten Damen im Intimbereich unsittlich berührt worden.
Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass es bei der diesjährigen Bergkirchweih erneut keinen Raub zu verzeichnen gab.
Sorge bereitete erneut das Phänomen der Taschen- und Handtaschendiebstähle. Trotz intensiver Öffentlichkeitsarbeit der Polizei, auch und insbesondere in Form eines Beratungsstandes am „Berg“ sowie wiederholter Warnungen in den Printmedien nahm die Zahl der registrierten Diebstähle im Vergleich zum Vorjahr zu.
So wurden in diesem Jahr in 31 Fällen Gegenstände (insbesondere Geldbörsen und Mobiltelefone) aus am Körper getragener Kleidung bzw. Taschen und/oder Rucksäcken entwendet, während im Jahr zuvor lediglich 28 Fälle verzeichnet wurden.
In weiteren 18 Fällen nutzten die Täter günstige Gelegenheiten und entwendeten aus unbeaufsichtigt abgestellten Handtaschen oder Rucksäcken Wertgegenstände. Im Jahre 2014 wurden lediglich 14 Vorgänge zur Anzeige gebracht.
Im Zuge der diesjährigen Bergkirchweih wurden 40 Fahrraddiebstähle registriert. In insgesamt 13 Fällen konnten Tatverdächtige bei der Tatbegehung betroffen bzw. in der Folge anhand eingeleiteter Ermittlungen des Diebstahls überführt werden.
Ein weiterer Aspekt, welcher nach polizeilicher Einschätzung dem mitunter zu beobachtenden ausufernden Alkoholgenuss einiger Bergbesucher geschuldet ist, ist die Fallzahlensteigerung bei Sachbeschädigungsdelikten. In Zahlen ausgedrückt wurden in diesem Jahr 39 Sachbeschädigungen (Vorjahr 30) zur Anzeige gebracht. Überwiegend wurden geparkte PKW mutwillig und scheinbar grundlos beschädigt.
Trotz hoher Polizeipräsenz im Stadtgebiet wurden in diesem Jahr während der Bergkirchweih insgesamt 74 Verkehrsteilnehmer im Zusammenhang mit dem Führen eines Kraftfahrzeugs bzw. Fahrrades unter Alkoholeinfluss festgestellt und zur Anzeige gebracht. Dabei ereigneten sich u.a. auch drei Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss. Glücklicherweise waren keine schweren Verletzungen zu beklagen.
Der Spitzenreiter in punkto Trunkenheitsfahrten verzeichnete als Radfahrer einen Wert von 2,3 Promille.
Leider kam es in diesem Jahr auch wieder zu mehreren Übergriffen auf die eingesetzten Polizeibeamten. Neben Beleidigungen wurden in sieben Fällen die einschreitenden Beamten körperlich attackiert, wobei die Polizeibeamten bis auf einen Fall nur leicht verletzt wurden. Ein Beamter musste aufgrund seiner erlittenen Verletzung in der Klinik behandelt werden. Er ist deshalb auch nach wie vor dienstunfähig.
Als Folge erheblicher Alkoholisierungen kam es auch zu Stürzen von Festbesuchern auf dem Festgelände. In einem Fall stürzte eine männliche Person eine Böschung 5m in die Tiefe. Der Mann hatte augenscheinlich einen Schutzengel, da er sich „lediglich“ einen Unterschenkelbruch zuzog.
Die polizeilich auffälligen Festbesucher wiesen überwiegend sehr hohe Alkoholisierungsgrade auf. Alkoholwerte jenseits bzw. knapp unter 2,00 Promille waren bei einer Vielzahl von Sachbearbeitungen zu beobachten.
Diese Feststellungen spiegeln sich auch in den Zahlen der Gewahrsamnahmen wider. Hier sind deutliche Fallzahlensteigerungen zu den Vorjahren zu beobachten. Beim sog. „Ausnüchterungsgewahrsam“ beispielsweise um 81 Prozent im Vergleich zum Berg 2014.
Die Einsatzkräfte der Polizeiinspektion Erlangen-Stadt waren in diesem Jahr einer hohen Einsatzbelastung ausgesetzt. Dank der Unterstützung aller Erlanger Dienststellen sowie darüber hinaus von Einsatzeinheiten aus dem Präsidialbereich Mittelfranken bzw. der Bereitschaftspolizei war es möglich, auch im Vorfeld des G7-Gipfels alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen rund um die Bergkirchweih abzudecken.
Von den Beamten der Polizei wurden insgesamt 666 Vorgänge bearbeitet. Hierunter befinden sich 462 Anzeigen.
Bei Betrachtung der Fallzahlen gilt es auch in diesem Jahr zu konstatieren, dass sich der überwiegende Anteil festgestellter Delikte im Nachgang des Bergkirchweihbetriebes bei den sog. „After-Berg-Partys“ ereignete. Gleichwohl ist festzustellen, dass sich das polizeiliche Konzept der Präsenz an neuralgischen Punkten im Stadtgebiet bewährt hat.
Simone Wiesenberg/n
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