Sturmtief „Niklas“ hält Rettungsdienste in Atem – Zwischenbilanz der Polizei

Sturmtief „Niklas“ hält Rettungsdienste in Atem – Zwischenbilanz der Polizei

KEMPTEN. Das Sturmtief „Niklas“ hat heute im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West für einer extrem hohen Zahl an Notrufen und Einsätzen gesorgt, die glücklicherweise in den allermeisten Fällen glimpflich und ohne Personenschaden endeten.

In der Zeit zwischen 08 Uhr und 11 Uhr verzeichnete die Einsatzzentrale in Kempten etwa 260 Einsätze, die fast ausschließlich dem Unwetter geschuldet waren. Allein in diesen drei Stunden waren es damit schon mehr Einsätze, als durchschnittlich innerhalb eines ganzen Tages registriert werden (216 Einsätze in 24 Stunden). Bis zum Nachmittag waren es dann schon etwa 550 Einsätze, bei denen hauptsächlich entwurzelte Bäume für Verkehrsstörungen und Sachschäden sorgten, die sich vor allem auf Landkreise Ober-, Unter- und Ostallgäu sowie die dazugehörenden kreisfreien Städte verteilten. Auch in den Bereichen um Neu-Ulm und Günzburg waren die Auswirkungen des Sturms zu spüren, wenngleich die Folgen dort nicht ganz so erheblich waren. Aber auch dort wurden Bäume entwurzelt und fielen auf die Straßen. Lediglich die Region um Lindau blieb bislang von dem Sturm und entsprechenden Beschädigungen weitestgehend verschont. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Straßenverkehr unter den Beeinträchtigungen sehr zu leiden hatte und die Rettungskräfte alle Hände voll zu tun hatten/haben.

Auffällig war beispielsweise das Unfallaufkommen auf der BAB7 im Landkreis Unterallgäu. Alleine im Gemeindegebiet Woringen ereigneten sich vier Verkehrsunfälle, bei denen glücklicherweise niemand verletzt wurde. Gegen 9 Uhr wurde in Fahrtrichtung Füssen ein Lkw-Anhänger vom Wind erfasst und umgekippt. Er musste von einem Abschleppdienst wieder aufgerichtet werden. Etwa eine Stunde später befand sich ein Pkw-Gespann aus Ulm in Fahrtrichtung Süden. Der böige Wind warf den Einachsanhänger um, löste sich vom Zugfahrzeug und wurde auf den linken Fahrstreifen geworfen.

Kurz darauf verlor ein Lkw-Anhänger in Fahrtrichtung Nord das auf dem Anhänger angebrachte Metalldach, das zuvor vom Wind erfasst, und auf einen überholenden Pkw geworfen wurde. Das Dach wehte anschließend weiter über die Mittelschutzplanke und den Fahrtstreifen in Richtung Süden. Dort konnte ein Pkw nicht mehr ausweichen und fuhr gegen das Dach. An diesem Auto entstand Totalschaden.

Zwei Stunden später wurde ein Wohnanhänger aus dem Landkreis Segeberg vom Wind auf die linke Seite geworfen. Das Zugfahrzeug wurde stark beschädigt.

Bei diesen Unfällen entstand ein Sachschaden von mehreren zehntausend Euro. Zeitweise mussten zur Bergung die Fahrbahnen durch die Autobahnmeisterei gesperrt werden.

Verletzt wurde in Jengen ein 78-jähriger Mann, der von einer Eisenstange am Kopf getroffen wurde, die anscheinend ein einer Hauswand lehnte und von einem herabfallenden Baumteil mobilisiert worden war. Der Mann verletzte sich dabei so schwer, dass er in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Zu seinen Verletzungen können zum jetzigen Zeitpunkt keine genaueren Angaben gemacht werden.

In Memmingen hatten zwei Autofahrer Glück im Unglück. Beide befuhren den Ebertring in entgegengesetzter Richtung, als plötzlich ein Baum auf die Fahrbahn stürzte und beide Fahrzeuge traf. Eine 54-jährige Autofahrerin wurde bei den Einschlag nur leicht verletzt, obwohl ihr Gefährt einen Totalschaden erlitt. Auch der andere Pkw wird als wirtschaftlicher Totalschaden eingestuft – dennoch konnte dessen 34-jähriger Lenker sogar unverletzt aussteigen.

In Bad Wörishofen wurde gegen 9.30 Uhr ein 33-jähriger Unterallgäuer bei Installationsarbeiten im Freien von einem Ast getroffen, den der böige Wind vom Baum gelöst hatte. Der Arbeiter erlitt dadurch Schürfwunden und Prellungen. Im Gärtnerweg löste sich im Laufe des Vormittages eine Glasscheibe vom Balkon einer Anwohnerin, die dort als Windfang angebracht war. Sie wurde auf die Straße geworfen und beschädigte dort drei parkende Pkw. Der geschätzte Sachschaden beträgt hier über 10.000 Euro.

In Kempten rissen beispielsweise vormittags zwei Schilder in der Beethoven-/ Kellerstraße ab, die nahe der Zufahrt eines Hotels angebracht waren. Dadurch wurden zwei geparkte Fahrzeuge beschädigt. Noch während der Aufnahme durch die Polizei, löste sich eine weitere Tafel von der Schilderbrücke, die in die Motorhaube des Dienstfahrzeuges einschlug. Die Feuerwehr und ein Handwerker waren vor Ort und sicherten weitere Schilder ab. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt. Einem dreijährigen Kind wurde mittags beim Öffnen einer Fahrzeugtüre diese aus der Hand gerissen, weshalb ein daneben geparktes Fahrzeug leicht beschädigt wurde.

Aktuell ist ein leichter Rückgang der sturmbedingten Einsätze festzustellen.

(PP Schwaben Süd/West, 17.35 Uhr, Bl)
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Quelle: Bayerische Polizei