31.03.2015 – 11:28
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Oldenburg (ots) –
++ Polizeidirektion Oldenburg stellt Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 vor ++ Weiterhin sinkendes Straftatenaufkommen ++ Wohnungseinbrüche leicht rückläufig ++ Intensivierung der Bekämpfung der Internetkriminalität ++ Der Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, Johann Kühme, und Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann veröffentlichten heute die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für den Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion (PD) Oldenburg. "Die Kriminalitätsentwicklung in der PD Oldenburg hat sich im Vergleich zu 2013 auch 2014 überwiegend positiv entwickelt. Wir verzeichnen weiterhin ein sinkendes Straftatenaufkommen und damit insgesamt den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000. Trotz der erfreulichen Entwicklungen müssen wir aber immer unser oberstes Ziel im Auge behalten: Die Sicherheit der Menschen in dieser Region muss gewährleistet sein! Gerade auch die schwerwiegenden Folgen von Straftaten und die Auswirkungen für die Opfer sind für unser Handeln maßgeblich. Ich möchte die Gelegenheit auch an dieser Stelle nutzen, um mich bei den Kolleginnen und Kollegen für die geleistete Arbeit zu bedanken. Gleichzeitig geht mein Dank auch an die Bürgerinnen und Bürger, die sich insbesondere als Zeugen oder Hinweisgeber zu Verfügung gestellt haben", so Polizeipräsident Johann Kühme. Die PKS ist eine Zusammenstellung aller der Polizei innerhalb eines Jahres bekannt gewordener strafrechtlich relevanter Sachverhalte, die das sogenannte Hellfeld darstellen. Die PKS dient der Kriminalitätsbeobachtung, und zwar sowohl der Kriminalität insgesamt, als auch einzelner Delikte bzw. Deliktsgruppen. Das sogenannte Dunkelfeld ist eine besondere Herausforderung für die Polizei und kann aufgrund fehlender statistischer Daten in der PKS nicht abgebildet werden. Die kriminologische Forschungsstelle des Landeskriminalamtes Niedersachsen (LKA NI) hat sich dieses Themas bereits angenommen: Im Rahmen der Dunkelfeldstudie führte das LKA NI seit 2013 Befragungen zur Sicherheit und Kriminalität in Niedersachsen durch. Die Erkenntnisse dienen der Polizei neben der PKS als weitere wichtige Quelle, um ein deutlicheres Bild der Kriminalitätslage Niedersachsens erhalten zu können. Im Jahr 2014 registrierte die Polizei 106.948 Straftaten. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr mit 3.134 Taten einen Rückgang um 2,85 % (2013: 110.082) und damit den niedrigsten Stand seit Bestehen der PD Oldenburg dar. Den Hauptanteil der polizeilichen Ermittlungsverfahren in der PD Oldenburg bilden die Diebstahlsdelikte mit rund 40 % (42.868 Taten). Die Aufklärungsquote (AQ) liegt bei 59,27 % (Vorjahr 2013: 61,10 %) und stellt einen leichten Rückgang um 1,83 % dar. Laut Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann belegen die objektiven Zahlen, dass die Bürgerinnen und Bürger von Wangerooge bis Diepholz und von Cloppenburg bis Verden nach wie vor sicher leben können. Dies wird auch durch die Häufigkeitszahl bestätigt, die die Anzahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner darstellt. Die Häufigkeitszahl in der PD Oldenburg betrug im Jahr 2014 6.350 und ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken (2013 insgesamt 6.542). +++ Tatverdächtige und Opfer +++ Insgesamt ermittelte die Polizei im Jahr 2014 43.277 Tatverdächtige, das sind 297 mehr als im Vorjahr. Bei tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Waren im Jahr 2013 noch 5.726 Kinder und Jugendliche einer Straftat verdächtig, sind es im Jahr 2014 5.875. Besonders erfreulich ist der Rückgang der Tatverdächtigen bei den Heranwachsenden. Im Jahr 2014 waren 4.211 Heranwachsende verdächtigt, eine Straftat begangen zu haben. 2013 war dies noch bei 4.445 Straftaten der Fall. "Die Stabilisierung auf dem jetzt erreichten, niedrigen Niveau ist eine erfreuliche Entwicklung und die Zahlen zeigen, dass sich die engagierte und intensive Arbeit bewährt. Gleichwohl können bei allen positiven Entwicklungen schwere Einzelfälle, wie der brutale Übergriff Jugendlicher auf ein 14-jähriges Mädchen im Mai vergangenes Jahres in Wilhelmshaven, nicht verhindert werden", so Deutschmann. In der PD Oldenburg hat sich in den letzten Jahren ein enges Netzwerk von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schulen, Jugendämter, Justiz, Präventionsräte und der Polizei entwickelt. In zahlreichen gezielten Präventionsprojekten werden gerade Kinder und Jugendliche in den Fokus genommen. Beispielhaft sind hier die Streitschlichterprojekte zu nennen, bei denen Schülerinnen und Schüler ehrenamtlich als unparteiische Dritte zwischen den streitenden Parteien vermitteln und versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Gleichermaßen rückläufig sind die Zahlen der Menschen, die Opfer einer Straftat wurden. In diesem Bereich sank die Zahl um 498 auf 18.526 Opfer (2013: 19.024). +++ Fallentwicklung der Hauptdeliktsgruppen +++ Den Hauptanteil der polizeilichen Ermittlungsverfahren in der PD Oldenburg bilden nach wie vor die Diebstahlsdelikte mit ca. 40 % (42.868 Taten), gefolgt von den Vermögens- und Fälschungsdelikten mit rund 18,5 % (19.839 Taten). Bei Betrachtung der Langzeitentwicklung wird jedoch deutlich, dass die Anzahl der Diebstahlsdelikte im Verhältnis zur Gesamtkriminalität deutlich rückläufig ist. So sank sie von 64.862 Fällen im Jahr 2002 auf 42.575 im Jahr 2013. Auch wenn die Fallzahlen im vergangenen Jahr leicht gestiegen sind, ist insgesamt eine Stabilisierung (42.868) auf diesem niedrigen Niveau festzustellen. Die Digitalisierung der Gesellschaft hat diese Entwicklung natürlich auch maßgeblich beeinflusst. +++ Zahl der Wohnungseinbrüche leicht rückläufig, stagniert aber auf hohem Niveau!+++ Der Einbruch in die eigenen vier Wände ist für die betroffenen Menschen ein einschneidendes Erlebnis. Neben dem finanziellen Verlust und den angerichteten Schäden bleibt bei vielen Opfern ein Gefühl der Unsicherheit zurück. Insbesondere ihr Sicherheitsgefühl ist häufig besonders beeinträchtigt. Das Thema Einbruchsschutz stellt somit einen besonderen Schwerpunkt der Polizeilichen Kriminalprävention dar. Auch hierbei arbeitet die Polizei in einem Netzwerk mit verschiedenen Partnern zusammen, um die Bürgerinnen und Bürger in dieser Region auf die Gefahren aufmerksam zu machen, Maßnahmen zur Verhütung von Einbrüchen vorzustellen und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Diese polizeiliche Beratung durch Berater für Kriminalprävention in den Polizeiinspektionen erfolgt kostenfrei. Der kontinuierliche Anstieg der Wohnungs- und Tageswohnungseinbrüche seit 2008 konnte im Jahr 2013 gestoppt werden. Erstmalig blieb die Zahl der Einbrüche mit 3620 Taten im Jahr 2013 in etwa auf demselben Niveau wie 2012 (3.616 Taten). 2014 setzte sich die positive Entwicklung fort: Die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle ging von 3620 auf 3512 zurück. Die Aufklärungsquote blieb mit 28,02% in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (28,09%). Johann Kühme führt den leichten Rückgang bei den Fallzahlen auch auf die verstärkten intensiven polizeilichen Maßnahmen und Präventionsarbeit der Polizeidienststellen zurück. "Der Wohnungseinbruchdiebstahl ist eine Straftat, die bei den Geschädigten eine besondere Betroffenheit auslöst. Wir haben eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen und die Zahlen zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Diese Entwicklungen sind jedoch kein Grund zur Entwarnung und wir müssen und werden weiter am Ball bleiben", erklärt Kühme. Neben dem leichten Rückgang im Bereich der Wohnungseinbrüche registriert die Polizei zudem einen weiteren Anstieg der Einbruchsversuche, der neben den intensiven polizeilichen Präventionsanstrengungen auch auf den wirksamen Einbruchsschutz der Menschen in dieser Region zurückzuführen ist. Bereits relativ einfache Maßnahmen, z.B. das Verschließen von Türen und Fenster bei kurzfristigen Verlassen sowie eine wachsame Nachbarschaft, können zum Einbruchsschutz beitragen. So blieb es im Jahr 2014 bei rund 38 Prozent (1.317 Fälle) bei einem Einbruchsversuch (2013: 1.305). Auch im Jahr 2014 sind zur Begehung von Einbrüchen Einzeltäter und oder Tätergruppen aus dem Bundesland Bremen vermehrt in das Umland ausgewichen. Daher arbeiten die benachbarten Dienststellen aus Bremen und Bremerhaven sowie der PD Oldenburg eng und intensiv zusammen, um Einbrüche zu verhindern und die Straftaten aufzuklären. +++ Intensivierung der Bekämpfung der Internetkriminalität, Ausbau der organisatorischen Strukturen +++ Die virtuelle Welt ist auch im privaten Bereich umfangreich angekommen und wird von den Bürgerinnen und Bürgern vielfältig genutzt. Die Beschaffung von Informationen und Nachrichten aus Politik und Gesellschaft, die Interaktion über soziale Netzwerke oder auch die Abwicklung von Einkäufen und Bankgeschäften: die Nutzung des Internets in all seinen Facetten ist für viele Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden. Somit sind sie jedoch auch potentielle Opfer von Internetstraftaten. Die Polizei stellt sich der Herausforderung und setzt dabei auf leistungsstarke Technik sowie die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Deliktsbereiches Cybercrime richtete Polizeipräsident Johann Kühme in der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/ Ammerland zum April vergangenen Jahres eine Projektgruppe ein. Speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter widmeten sich im Rahmen eines einjährigen Pilotversuches im Zuständigkeitsbereich der Oldenburger Inspektion seither der Bekämpfung der Internetkriminalität. Ein Jahr nach der Einrichtung zieht Polizeipräsident Kühme ein positives Fazit: "Die Bündelung der Fachkompetenz hat sich im Rahmen des Pilotprojektes bewährt. Aktuell arbeiten wir daran, das Projekt noch in diesem Jahr auch auf die anderen Polizeiinspektionen der PD Oldenburg auszudehnen. Wir sehen in der Bekämpfung von Cybercrime einen absoluten Schwerpunkt künftiger Polizeiarbeit. Zwar verzeichneten wir im vergangenen Jahr erstmalig einen Rückgang bei den Straftaten, dürfen uns durch diese Zahl aber nicht täuschen lassen und müssen dem Deliktsfeld auch weiterhin entschlossen entgegentreten", erklärt Kühme. Das Dunkelfeld ist bei diesem Phänomen sehr hoch, so dass auch in diesem Bereich Prävention eine wichtige Aufgabe darstellt. Die Polizei Niedersachsen bietet mit ihrem Ratgeber Internetkriminalität zudem die Möglichkeit, sich über Trends und Gefahren im Bereich Cybercrime zu informieren und sich mit zahlreichen Tipps davor zu schützen, Opfer von Cyberkriminellen zu werden (www.polizei-praevention.de). +++ Rauschgiftkriminalität +++ Die Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität hängen stark von eigeninitiativer Erkenntnisgewinnung und Kontrolltätigkeiten der Verfolgungsbehörden ab. Das hohe Dunkelfeld kann in diesem Bereich nur durch Anzeigen, eigene Feststellungen und intensiven Recherchen bekämpft werden. Hierbei handelt es sich um die sogenannte "Hol-Kriminalität". Straftaten im Zusammenhang mit der Einfuhr, dem Erwerb oder dem Besitz illegaler Betäubungsmittel werden in aller Regel von niemandem angezeigt. Strafverfahren entstehen zumeist durch Aufgriffe der Polizei und des Zolls, oder im Rahmen anderer Ermittlungsverfahren, in denen Zeugenaussagen oder Aussagen überführter Täter Grundlage für die Initiierung neuer Verfahren sind. Aus diesem Grund wird Rauschgiftkriminalität in Polizeikreisen auch als "Kontrollkriminalität" bezeichnet. Seit Jahren registriert die Polizei das Phänomen der Indoor-Plantagen für den Anbau von Cannabis-Produkten und auch in der Polizeidirektion Oldenburg ist dieser Trend ebenfalls zu verzeichnen. So stellte die Polizei vermehrt die Aufzucht von eigenen Pflanzen in Wohnungen, Kellern, Geschäftsräumen als auch auf Dachböden bis zu professionellen Plantagen fest. Neben Präventionsprojekten widmet sich die PD Oldenburg mit der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER) intensiv der Rauschgiftkriminalität. Bernd Deutschmann führt aus, dass die steigenden Fallzahlen eher ein Indiz für die vermehrte Aktivität der Verfolgungsbehörden und kein Hinweis für eine tatsächliche Zunahme des Konsums seien. In diesem Kontext ist auch die Steigerung der Fallzahlen aus den Jahren 2010 bis 2012 (ca. 4.600) auf nunmehr seit zwei Jahren konstant über 5000 zu sehen (2013: 5.050; 2014: 5076). Im zweiten Jahr in Folge ist ein deutlicher Anstieg des Anteils jugendlicher Tatverdächtiger bei den Rauschgiftdelikten festzustellen (2012: 11,83%, 2013: 16,00%, 2014: 18,65%). Bernd Deutschmann erläutert: " Dem Großteil dieser Zahlen liegen konsumnahe Delikte im Zusammenhang mit Cannabis-Produkten zu Grunde (93%). Wir wissen, dass diese Droge bei den Jugendlichen nach wie vor sehr verbreitet ist und betrachten den Anstieg mit Sorge und werden polizeilich darauf reagieren." +++ Zahl der Raubtaten und Körperverletzungsdelikte weiterhin rückläufig, Straftaten gegen die persönliche Freiheit konstant +++ Die Zahl der Raubtaten ist seit vielen Jahren tendenziell rückläufig. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung, da die Gewaltdelikte einen besonders starken Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger haben. Waren es vor zehn Jahren noch ungefähr 1000 Delikte pro Jahr, so sank die Zahl jedes Jahr relativ konstant auf 792 Fälle im Jahr 2013. Im vergangenen Jahr wurde mit 723 Taten ein neuerlicher Tiefstand erreicht. Eine vergleichbare Entwicklung ist auch auf Landesebene zu verzeichnen. Im Bereich der Körperverletzungsdelikte ist für das vergangene Jahr ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Die Fallzahlen sanken von auf 10.202 auf 10.126. Die Anzahl der Straftaten gegen die persönliche Freiheit, zu denen insbesondere die Tatbestände der Nötigung und der Bedrohung gehören, ist seit einigen Jahren relativ konstant um 3.800 Fälle pro Jahr (2014: 3.846). Die drei genannten Straftatenbereiche werden in der PKS in der Hauptgruppe 2 zusammengefasst. +++ Schadenshöhe +++ Die Summe der durch Straftaten entstandenen Schäden betrug im Jahr 2014 ca. 104,8 Millionen Euro. Der Großteil dieses Schadens entsteht durch Vermögens- und Fälschungsdelikte (54,5 Millionen Euro, entspricht 52%). Den zweitgrößten Anteil machen die Diebstahlsdelikte aus (42,2 Millionen Euro, entspricht 40%). Diese Schadenssumme übersteigt den Vorjahreswert von rund 89,8 Millionen Euro, wobei darauf hingewiesen werden muss, dass die Schadenssummen im Rahmen von Anzeigenaufnahme und Ermittlungsführung oft nur geschätzt werden können. Abschließend bekräftigt Polizeipräsident Johann Kühme: "Insgesamt ist die Polizeidirektion Oldenburg eine sichere Region, die sich im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung auch im vergangenen Jahr positiv entwickelt hat. Die Jugendkriminalität steht trotz der Abnahme der Gewaltdelikte aufgrund der Entwicklungen im Bereich der Drogenkriminalität weiterhin in unserem Fokus. Wohnungs- und Tageswohnungseinbrüche sowie Cybercrime bilden zudem unsere polizeilichen Schwerpunkte, denen wir uns intensiv widmen werden. Dabei behalten wir unsere umfangreiche Präventionsarbeit auf dem hohen Niveau bei."
Rückfragen bitte an:
Janina Schäfer
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Polizeidirektion Oldenburg
Theodor-Tantzen-Platz 8
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Tel.: 0441/799-1042
E-Mail: pressestelle@pd-ol.polizei.niedersachsen.de
Homepage: www.polizei-oldenburg.de