31.03.2015 – 13:35
Hannover (ots) – Erste Rückgänge beim Wohnungseinbruchdiebstahl, eine Steigerung bei den Rohheits- sowie Diebstahlsdelikten, Cybercrime bleibt die Herausforderung der nächsten Jahre – so die Kurzfassung des insgesamt positiven Resümees von Polizeipräsident Volker Kluwe und Polizeivizepräsident Thomas Rochell zur heutigen Präsentation der Kriminalstatistik 2014.
Gesamtzahl der Straftaten
Die seit 2012 zu beobachtende, leichte Steigerung der in der Region Hannover registrierten Straftaten, setzte sich auch 2014 fort. Mit einem Plus von 3.688 Taten (3,26 Prozent) liegt die Zahl der Straftaten insgesamt bei 116.719. Die stärksten Fallzahlensteigerungen zeigen sich in den Bereichen des schweren Diebstahls – mit Ausnahme des Wohnungseinbruchdiebstahls – mit einem Plus von 1.945 auf 20.854 Fälle, der strafrechtlichen Nebengesetze (plus 1.351) sowie bei den sogenannten Rohheitsdelikten mit einer Zunahme von 332 auf 14.877 Taten.
Aufklärungsquote
Die positive Entwicklung dieser, so Polizeipräsident Volker Kluwe, mit eingeschränktem Aussagewert belegten Zahl, wird erst in einem Langzeitvergleich deutlich. Vor etwa zehn Jahren klärten die Ermittler noch 54,12 Prozent aller Taten auf. In den darauffolgenden Jahren erhöhte sich die Aufklärungsquote kontinuierlich, stieg 2008 erstmals über 61 Prozent und pendelte sich dann auf einem gleich bleibenden Niveau – bei knapp über 60 Prozent – ein. 2014 wurden 70.708 Straftaten aufgeklärt, sodass die Aufklärungsquote insgesamt einen Wert von 60,58 Prozent erreichte und damit dem Landesschnitt von 60,61 Prozent entspricht.
Kluwe betonte, dass auch die „bereinigte Aufklärungsquote“ (ohne die „100-Prozent-Delikte“ Erschleichen von Leistungen und Ladendiebstahl) mit der Entwicklung Schritt hält. Die bereinigte Quote lag im vergangenen Jahr bei 55,13 Prozent.
Tötungsdelikte
Gegenüber dem Vorjahr ist bei der Zahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte (Mord und Totschlag) ein leichter Rückgang auf 29 (2013: 31) feststellbar.
2013 flossen 25 versuchte und sechs vollendete Tötungsdelikte in die Kriminalstatistik ein. Im vergangenen Jahr lagen die entsprechenden Zahlen bei 21 Versuchen (darunter sechs Mordversuche) und acht vollendeten Taten (darunter zwei Morde).
Sexualstraftaten
Die Zahl der angezeigten Sexualstraftaten ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Sie sank um 29 (4,80 Prozent) auf noch 575 angezeigte Taten. Diese Entwicklung ist insbesondere auf die anhaltend rückläufigen Zahlen in den Deliktsbereichen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung pornografischer Erzeugnisse zurückzuführen.
2014 wurden 140 Vergewaltigungsfälle (minus sechs Fälle) an die Staatsanwaltschaft abgegeben, 104 Fälle von Kindesmissbrauch (minus 23) und 115 Fälle (minus zwölf) der Verbreitung pornografischer Erzeugnisse. Gut die Hälfte dieser 115 Taten liegt im Bereich Kinderpornografie.
Eine Steigerung ist lediglich im Deliktsbereich Exhibitionismus bzw. Erregung öffentlichen Ärgernisses zu verzeichnen – die Fallzahlen sind auf 117 (plus 13) angewachsen.
Raub
Im Jahr 2014 gingen 877 Raubtaten in die Statistik ein. Dies bedeutet eine Steigerung um 9,49 Prozent (plus 76 Fälle) bei gleichzeitigem Rückgang der Aufklärungsquote von 60 auf 53,48 Prozent. Eine drastische Erhöhung zeichnete sich im vergangenen Jahr insbesondere im Bereich des Straßenraubs auf 360 Taten (plus 55) ab, während die Fallzahlen bei Raubüberfällen auf Geschäfte (u.a. Spielhallen, Tankstellen) und in Wohnungen erfreulicherweise zurückgegangen sind.
Körperverletzung
War 2013 ein Rückgang der Körperverletzungsdelikte – und damit die erstmalige Unterbrechung eines über mehrere Jahre andauernden, steigenden Trends – um 3,39 Prozent auf 10.702 feststellbar, erhöhten sich die Zahlen im vergangenen Jahr leicht auf 10.771 (plus 69). Allerdings ergibt sich bei genauem Hinsehen ein differenziertes Bild, denn der Anstieg ergibt sich im Wesentlichen aus steigenden Fallzahlen bei der vorsätzlich leichten Körperverletzung (plus 265 auf 7.694 Taten). Dagegen sanken die Zahlen bei gefährlicher bzw. schwerer Körperverletzung, bei denen z.B. Waffen benutzt werden oder besonders brutal zugeschlagen oder getreten wird, um 195 auf 2.524 Taten.
Die Aufklärungsquote der Körperverletzungsdelikte liegt mit 88,27 Prozent auf dem Niveau von 2013.
Diebstahl
Von 2007 bis 2011 waren die Fallzahlen in diesem Deliktsspektrum rückläufig bzw. konstant. Seit 2012 konnte ein Anstieg der Gesamtzahl der Diebstahlsdelikte registriert werden – 2014 nochmals um 1.952 Delikte (plus 4,59 Prozent) auf 44.497 Fälle. Diese Steigerung ist hauptsächlich das Resultat erhöhter Fallzahlen im Bereich des schweren Diebstahls auf 20.854 (plus 1.945) Taten. Im Einzelnen wurden mehr Fälle beim schweren Fahrraddiebstahl (plus 1.496 auf 6.156) festgestellt – des Weiteren beim schweren Einbruchdiebstahl an/aus Kraftfahrzeugen (um 328 Fälle auf 3.081), wo es die Täter vor allem auf Airbags und fest installierte Navigationsgeräte abgesehen hatten.
Eine deutlich positive Entwicklung zeichnete sich dagegen bei den Wohnungseinbruchdiebstählen ab, die wie kaum ein anderes Delikt das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinflussen.
Bereits bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2013 hatte Polizeivizepräsident Thomas Rochell ein besonderes Augenmerk auf dieses Delikt gerichtet, was zu diesem Zeitpunkt jedoch vor allem mit dem deutlichen Anstieg der Fallzahlen um 824 auf 3.606 Taten zu tun hatte. Nunmehr scheint der Trend gestoppt zu sein, denn für 2014 ist ein Rückgang um 15,47 Prozent (minus 558) auf 3.048 Taten zu berichten.
Die Polizeidirektion Hannover hatte auf den signifikanten Anstieg 2013 nicht nur mit der Einrichtung einer Analyse- und Auswerteeinheit, Schwerpunktaktionen und dem Ausbau des Beratungsangebots der Technischen Prävention reagiert, sondern die Bearbeitung dieses Deliktfeldes sowohl in der Landeshauptstadt Hannover als auch im Umland deutlich zentralisiert. „Die zentrale Bearbeitung der Wohnungseinbruchskriminalität und die damit verbundene Intensivierung des täterbezogenen Ermittlungsansatzes zeigt eine erste positive Entwicklung. Ein Schritt in die richtige Richtung, von dem wir uns langfristig eine weitere Reduzierung der Fallzahlen versprechen“, erklärte Thomas Rochell.
„Die Aufklärungsquote liegt bei diesem schwer aufzuklärenden Delikt mit 22,57 Prozent nahezu auf demselben Niveau wie 2013 (22,68 Prozent), ein für großstädtische Strukturen sehr guter Wert“, ergänzte Volker Kluwe.
Betrug
2014 war im Bereich der Betrugsdelikte ein leichter Anstieg der Fallzahlen um 187 (plus 0,81 Prozent) auf 23.381 Taten zu verzeichnen, wobei sich einzelne Deliktsfelder uneinheitlich entwickelten. Während die Zahlen beim „Schwarzfahren“ auf 8.162 (minus 375) zurückgingen, stiegen die Fälle des Sozialleistungsbetrugs sowie des Kontoeröffnungs- und Überweisungsbetrugs an.
Rauschgiftkriminalität
Die Zahl der Taten ist 2014 mit 6.423 um 8,55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen (plus 506) und schlägt sich in erster Linie wiederum bei den allgemeinen Verstößen (plus 319) nieder. Bei diesem klassischen Kontrolldelikt korrespondiert das hohe Niveau nicht zuletzt mit der intensiven Bekämpfung durch die Polizei. Im vergangenen Jahr waren zwölf Drogentote zu beklagen, nach 13 im Jahr 2013 und vier im Jahr 2012.
Cybercrime
Die Zahlen im Deliktsfeld Cybercrime sind im vergangenen Jahr um 15,67 Prozentpunkte (plus 71) erneut leicht angestiegen auf 524 Taten. Das höchste Fallzahlenaufkommen liegt im Bereich des Computerbetrugs, wo ein Anstieg auf 280 (plus 113) Taten zu verzeichnen ist. Der Bereich Cybercrime ist wie kaum ein anderes Kriminalitätsphänomen durch ein sehr großes Dunkelfeld und vor allem durch ständig spezialisierte Technologien gekennzeichnet.
„Die Bekämpfung von Cybercrime wird auch in den kommenden Jahren eine Herausforderung bleiben und stellt einen zentralen Punkt in der strategischen Ausrichtung der Landespolizei dar“, so Polizeipräsident Volker Kluwe.
2013 spielte das „Tatmittel Internet“ in 5.574 Fällen eine Rolle und sorgte zahlenmäßig (plus 765) für einen rasanten Anstieg. Dieser setzte sich auch im vergangenen Jahr fort – die Fallzahlen kletterten auf einen Wert von 6.067 (plus 8,84 Prozent).
Eine Häufung der kriminellen Internetnutzung, die sich durch alle Deliktsbereiche zieht, ist insbesondere beim Betrug und hier beim Warenbetrug (2014: 2.577 Fälle) festzustellen.
Polizeibeamte als Opfer einer Straftat
Der kontinuierliche Anstieg, der mit Beginn der Erfassung der Opfereigenschaft von Polizeibeamten 2010 zu erkennen war, wurde im vergangenen Jahr unterbrochen.
2014 war in 683 Fällen mindestens ein Polizeibeamter Opfer einer Straftat. Im Vergleich zu 2013 bedeutet dies einen Rückgang um 102 Fälle (minus 13 Prozent).
Zu diesen 683 Fällen zählen u.a. Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte und Körperverletzungen. Während das Deliktsfeld Widerstand im vergangenen Jahr einen Rückgang um 83 auf 298 Taten erfahren hat, gab es 2014 im Bereich der Körperverletzung eine uneinheitliche Entwicklung: Einfache Körperverletzung stieg um 26 auf 244 Taten, die qualifizierten Körperverletzungsdelikte gingen im Zusammenhang mit der Erfassung der Opferspezifik „Beruf Polizeibeamter“ um 51 auf 79 Fälle zurück.
Alkoholmissbrauch
Der rückläufige Trend, der erstmals 2013 festzustellen war, setzte sich im vergangenen Jahr fort. Der Anteil der Straftaten unter Alkoholeinfluss, gemessen an der Anzahl der Gesamtstraftaten (116.719), betrug 2014 noch 9.323 (2013: 9.496). Der prozentuale Anteil der „Straftaten unter Alkohol“ liegt damit bei 7,98 Prozent (2013: 8,4 Prozent) am Gesamtstraftatenaufkommen.
Besonders positiv ist in diesem Zusammenhang, dass dieser Anteil auch entsprechend bei den ermittelten minderjährigen Tatverdächtigen sank. Von 4.690 Minderjährigen standen „nur“ noch 212 unter Alkoholeinfluss. Im Vergleich dazu 2013: Hier wurden 4.844 Minderjährige als Tatverdächtige ermittelt – darunter 281, die unter dem Einfluss von Alkohol standen. Umso erfreulicher, da bei den registrierten Bevölkerungszahlen die Gruppe Minderjähriger gewachsen ist. /st, hol, tr
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