31.03.2015 – 13:52
Göttingen (ots) – Göttingen – Hameln-Pyrmont/Holzminden – Hildesheim – Nienburg/Schaumburg – Northeim/Osterode (mr) „Die Polizeidirektion Göttingen kann für das vergangene Jahr – wie auch im Vorjahr – ein positives Fazit bei der Verhütung und Bekämpfung von Straftaten vorweisen.“ Das erklärte Polizeipräsident Robert Kruse, anlässlich der heute vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik 2014. Bei einem minimalen Anstieg um 113 Fälle auf 79.783 Fälle im Vergleich zum Vorjahr ist das Straftatenaufkommen von Hoya bis Hann. Münden das zweitniedrigste Fallzahlenaufkommen im Zehn-Jahres-Vergleich. Gleichzeitig liegt die Aufklärungsquote in der Polizeidirektion Göttingen mit 64,02 % stabil auf hohem Niveau. „Dieser langjährige Erfolg in der Kriminalitätsbekämpfung ist meines Erachtens auf das stetige Bestreben in den polizeilichen Kerndisziplinen – Prävention – Analyse und Ermittlung – polizeiliche Soforteinsätze – zurückzuführen“, so der Polizeipräsident. „Mein besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die professionelle und erfolgreiche Arbeit. Die 1,23 Millionen Bürgerinnen und Bürger in unserer Region leben sicher und können sich auf ihre Polizei verlassen“, so Kruse weiter. Da in der Polizeilichen Kriminalstatistik nur die der Polizei bekanntgewordenen Delikte erfasst werden, brachte das Landeskriminalamt Niedersachsen im Jahr eine Dunkelfeldstudie auf den Weg, um Informationen über die nicht zur Anzeige gebrachte Kriminalitätslage in Niedersachsen zu erlangen. In der Wahrnehmung der übergroßen Mehrheit der Befragten behandelt die Polizei die Bürgerinnen und Bürger gerecht, hält sich an Gesetze und wahrt die Rechte der Bevölkerung. Hierdurch kommt ein großes Maß an Vertrauen in die Polizei zum Ausdruck. Die Teilnehmer zeichnen das Bild einer engagierten, hilfsbereiten und kompetenten Polizei. Um auch weiterhin aktuelle Tendenzen und Entwicklungen des Kriminalitätsgeschehens zu erkennen, schließt sich nunmehr eine weitere landesweite Befragung an. Schwerpunkte der anstehenden Befragung werden Anzeigeverhalten, Kriminalitätsfurcht, Wahrnehmung und Bewertung der Polizeiarbeit sowie Erfahrungen mit dem Internet sein. „Ich halte die Studie für sehr wichtig“, so Kruse. „Sie ergänzt die Polizeiliche Kriminalstatistik und hilft das Bild von der Kriminalitätslage im Land zu vervollständigen. Zudem dient sie als Indikator für die Wirkung polizeilicher Schwerpunktsetzungen und als Verpflichtung weiter bürgerorientiert und erfolgreich zu arbeiten.“
Gewaltkriminalität auf Zehnjahrestief – Gewalt gegen Polizeibeamte auf hohem Niveau
Der seit 2010 bestehende Trend des Gewaltrückgangs hält erfreulicherweise weiter an. Nie wurden in der Polizeidirektion Göttingen in den letzten zehn Jahren weniger Gewaltstraftaten bearbeitet als im letzten Jahr. So beschrieb Polizeipräsident Kruse den starken Rückgang u.a. von Tötungsdelikten, Vergewaltigungen, Raubdelikten, gefährlicher und schwerer Körperverletzungen um mehr als 20 % im Langzeitvergleich zu 2005. Von den begangenen 2.374 Gewaltstraftaten in 2014 wurden 82,35 % aufgeklärt. „Mit unserer starken polizeilichen Präsenz an Brennpunkten wirken wir der Entstehung von Gewalt und den daraus resultierenden Angsträumen entgegen“, führte der Polizeipräsident weiter aus. Dagegen stieg die Fallzahl von 327 im Jahr 2013 auf 333 im Jahr 2014, in denen Polizeibeamte unabhängig vom Straftatbestand (Widerstand, einfache oder gefährliche Körperverletzung) Opfer wurden. „Auch im vergangenen Jahr hat mich das teils respektlose und brutale Vorgehen gegen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ausübung ihres Dienstes in unterschiedlichen Situationen erschüttert. Kolleginnen und Kollegen wurden zum Teil schwer verletzt und waren dienstunfähig. Die Verursacher stehen häufig unter Alkohol- und Drogenbeeinflussung, verwenden Waffen, sind dadurch unberechenbar und attackieren die Polizei unvermittelt. Neben einer konsequenten Strafverfolgung liegen unsere Schwerpunkte in der Unterstützung mit einer angemessenen Fortbildung, einer dauerhaften Optimierung der Ausrüstung sowie in fürsorgerischen Aspekten“, so Kruse.
Jugendkriminalität
Durch Minderjährige begangene Straftaten stiegen 2014 um 164 Taten auf 5.083 Delikte. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist jedoch ein Rückgang um mehr als 35 % festzustellen. Erfreulich ist, dass die Polizei weniger Gewaltdelikte durch Minderjährige registriert hat. Besonders besorgniserregend dagegen ist die Tatsache, dass immer mehr Rauschgiftdelikte durch Minderjährige begangen wurden. Minderjährige erkennen insbesondere die mit Cannabisprodukten verbundenen Gefahren nicht. „Deshalb werden wir weiterhin die bewährten Kooperationen insbesondere mit Schulen fortführen und den Kontrolldruck auf hohem Niveau halten, um den Drogenmissbrauch zu stoppen“, so Kruse. Die Polizei stößt bei jungen Menschen auf offene Ohren. Insbesondere bei der vernetzten Zusammenarbeit der Polizei mit Schulen „nutzen wir jede Gelegenheit, unser Erfahrungswissen an Minderjährige weiterzugeben“, ergänzte Kruse.
Wohnungseinbruchdiebstahl weiterhin im Fokus
„Straftaten, die eine besondere Belastung für die Betroffenen mit sich bringen, liegen mir besonders am Herzen – dazu zählt ausdrücklich der Wohnungseinbruchsdiebstahl“, unterstrich Kruse. Hier zeigt die Statistik in den letzten Jahren eine Negativentwicklung, die noch nicht gestoppt werden konnte. Im Jahr 2014 musste ein weiterer Anstieg um 119 Fälle (plus 6,53 %) registriert werden. Erkennbar ist eine Verlagerung vom schweren Diebstahl aus Kraftfahrzeugen hin zum Wohnungseinbruch. Bargeld, Schmuck und Wertgegenstände sind ein wertvolleres und besser umzusetzendes Diebesgut als z.B. mobile Navigationsgeräte und modellbezogene Audiosysteme. In der Polizeidirektion Göttingen ist ein Rückgang beim Kfz-Aufbruch um 43 Fälle auf 2.977 Fälle zu verzeichnen. Dass es sich bei Wohnungseinbrüchen um eine aufklärungsungünstige Deliktsart handelt, belegt der Rückgang der Aufklärungsquote auf 23,05 % (2013: 25,88 %). Trotz engagierter Arbeit ist es den in diesen Bereichen eingesetzten Ermittlerinnen und Ermittlern bislang nicht gelungen, eine Trendumkehr einzuleiten. Nicht abwarten, sondern trotz begrenzter Beeinflussungsmöglichkeiten weiter der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls zugewandt bleiben, heißt die Devise in der Polizeidirektion Göttingen. In der konkreten Umsetzung stehen dabei drei Aspekte im besonderen Fokus: Prävention – Repression – Betreuung Betroffener. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, kostenlose und individuelle Beratungsangebote, Informationsveranstaltungen sowie Verteilung von Informationsflyern in Wohngebieten verfolgt die Polizei die Ziele, dass potentielle Opfer über diese Phänomenbereiche gut informiert sind und mögliche Zeugen gewonnen werden. Beispielsweise führte im September 2014 der Hinweis eines aufmerksamen Nachbarn in Elze zur Festnahme dreier mutmaßlicher Tageswohnungseinbrecher. Polizeipräsident Robert Kruse bedankt sich ausdrücklich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die die Polizei mit wertvollen Hinweisen versorgt haben und bittet die Bevölkerung „weiter wachsam zu sein sowie Auffälligkeiten sofort an die örtliche Polizei zu melden“. Ein Einbruch dauert in der Regel nur wenige Minuten. Je länger das Eindringen in die Wohnung aufgrund professioneller Sicherungstechnik dauert, desto größer die Chance, dass der Täter aufgrund gestiegenen Entdeckungsrisikos aufgibt. An den steigenden Versuchstaten – im letzten Jahr 731 Fäl-le (2013: 632) – lässt sich ablesen, dass sich Prävention lohnt. „All diese Gründe führen dazu, dass wir uns weiterhin dem Thema Wohnungseinbruchdiebstahl in besonderer Weise annehmen“, verdeutlichte Kruse.
Internetkriminalität steigt dynamisch
Straftaten, zu deren Begehung auch das Internet genutzt wurde, sind um 18,8 % auf 5.638 Taten angestiegen (2013: 4.745). Über 70 % der Fälle sind Betrugsdelikte. Die Spanne der Cyber-Kriminalität reicht von der mittels „WhatsApp“ begangenen Beleidung über die strafrechtlich relevante Verbreitung politisch motivierter Propaganda, Erpressungen etc. bis zu scheinbar harmlosen Downloads, E-Mail-Anhängen oder auf Internetseiten mit selbst aktivierenden Inhalten. Die Beschaffung und Verbreitung elektronischer Kinder- und Jugendpornografie ist besonders herauszustellen. Diese Fallzahlen stiegen 2014 auf 157 Fälle (2013: 103). Durch die lückenlose Auswertung der sichergestellten Daten musste nicht selten Bild- und Videomaterial in einer sechsstelligen Anzahl (zum Teil eine halbe Million Dateien in einem einzelnen Verfahren) einer Betrachtung unterzogen werden. Dies führte neben dem hohen personellen und technischen Aufwand insbesondere auch zu hohen psychischen Belastungen bei den Auswertern. Es ist zu vermuten, dass es bei Cyberkriminalität ein hohes Dunkelfeld gibt. Laut Dunkelfeldstudie des Landeskriminalamtes Niedersachsen ist davon auszugehen, dass rund 9 % der Internetstraftaten angezeigt werden. „Die Polizeidirektion Göttingen wird in Bezug auf wechselnde, neue Erscheinungsformen der Internetkriminalität wachsam sein und schnell reagieren“, versprach Kruse. Nur durch das das Sichtbarmachen von Straftaten kann die Polizei dagegen vorgehen. „Insbesondere mit weiterer Optimierung der technischen Ausstattung der Datenauswerter und durch fortwährende Qualifizierungsmaßnahmen der Ersteinschreiter bei der Anzeigenerstattung bis zum spezialisierten Ermittler mit Expertenwissen haben wir darauf reagiert“, so Kruse weiter. Technische Schutzmaßnahmen, wie beispielsweise Virenscanner und Firewalls, sind ein wesentlicher Baustein, um kriminellen Angriffen, wie dem Eindringen in Computersysteme durch Schadsoftware oder nicht autorisierte Zugriffe, im Internet abzuwehren. Neben technischen Sicherheitslücken wird die „Schwachstelle Mensch“ vom Täter ausgeforscht und genutzt. Insoweit bedarf es der Information von Internetnutzerinnen und -nutzern. Der Ratgeber Internetkriminalität des Landeskriminalamtes Niedersachsen steht allen Bürgerinnen und Bürger hierbei hilfreich zur Seite (www.polizei-praevention.de). In Schulen wurde bereits der Film „Verklickt“ verteilt, der die Realität junger Menschen in virtuellen Welten zeigt. Das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) bietet auf seinen Online-Seiten wertvolle Informationen u.a. zur Hardware-Sicherheit an (www.bsi-fuer-buerger.de).
Fazit von Robert Kruse
„Die zunehmende Digitalisierung vieler Lebensbereiche stellt auch die Polizei vor große Herausforderungen. Cyberkriminalität ist zu einem polizeilichen Schwerpunktthema geworden. Der Wohnungseinbruchsdiebstahl bleibt im besonderen Fokus der täglichen Polizeiarbeit. Die Polizeidirektion Göttingen wird weiterhin die Entwicklungen und Trends analysieren und sich damit einhergehend für diese Herausforderungen aufstellen.“
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