POL-S: Bericht zur Unfalllage 2014 für das Stadtgebiet Stuttgart vorgestellt

20.03.2015 – 12:34

Stuttgart (ots) – Polizeipräsident Franz Lutz hat am Freitag, 20. März 2015, den Bericht zur Verkehrsunfalllage in Stuttgart für das vergangene Jahr vorgestellt. 2014 haben sich in Stuttgart insgesamt 26.292 Unfälle und damit 513 Unfälle mehr als im Vorjahr ereignet. Das entspricht einer Zunahme von zwei Prozent, landesweit ist die Unfallzahl um ein Prozent angestiegen. Der Anstieg der Unfallzahl ist auf eine Zunahme der Verkehrsunfälle mit Verletzten um 159 auf 2.192 und der mit Sachschäden um 352 auf 24.100 zurückzuführen. Dabei verunglückten im vergangenen Jahr 2.787 Menschen auf unseren Straßen, 234 mehr als noch im Vorjahr. Während im vergangenen Jahr fünf Menschen dem Straßenverkehr zum Opfer fielen – dies ist die zweitniedrigste Zahl seit Beginn der statistischen Erfassung -, musste bei den Schwerverletzten eine Zunahme um 45 auf 301 (+ 17,6 %) und bei den Leichtverletzten um 191 auf 2.481 (+ 8,3 %) registriert werden. Damit fällt die landesweit festgestellte Zunahme bei den Unfallfolgen hinsichtlich verletzter Personen für das Stadtgebiet Stuttgart deutlicher aus. Ursache hierfür ist offenbar eine deutliche Zunahme der Unfallzahlen im Monat Februar (+ 13,5 %) und im April (+ 6,7 %). Aufgrund der lang anhaltenden, guten Wetterlage war in diesen Monaten eine starke Zunahme von Unfällen mit Beteiligung von motorisierten Zweiradfahrern und Radfahrern zu verzeichnen, mit deutlich mehr Verletzten auf unseren Straßen.

„Nach dem wir 2013 den Tiefststand der Verunglücktenzahlen seit Beginn der Aufzeichnungen feststellen konnten, haben wir dieses Jahr leider wieder einen Zuwachs auf das Niveau des Jahres 2012 zu verzeichnen. Dieser Trend ist aber in ganz Baden-Württemberg zu beobachten und zumindest teilweise auf die gute Witterung und dadurch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen an Fahrradfahrern und motorisierten Zweiradfahrern zurückzuführen“, so Franz Lutz.

Insgesamt war 2014 die zweithöchste Unfallzahl im 10-Jahres-Vergleich zu verzeichnen. Ursachen hierfür sind hauptsächlich das großstadttypisch hohe Verkehrsaufkommen, das jedoch durch die geringere gefahrene Geschwindigkeit auch deutlich geringere Unfallfolgen im Vergleich zu ländlichen Gebieten mit sich bringt. Auch sind im städtischen Bereich sehr viel mehr Personen mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs als in eher ländlichen Gebieten, die stärkere Verteilung auf verschiedene Verkehrsmittel birgt ein größeres Konfliktpotential. Nicht zuletzt sorgte auch eine größere Anzahl von Baustellen offenbar durch die damit verbundenen Verkehrsbehinderungen und Staus für einen Anstieg der Unfallzahlen.

Im Durchschnitt sind im Stadtgebiet täglich 72 Unfälle registriert worden. 66 davon mit Sachschaden und sechs Unfälle mit durchschnittlich acht Verletzten. 2014 starben mit drei Fußgängern, einem Autofahrer und einem Motorradfahrer insgesamt fünf Verkehrsteilnehmer, zwei weniger als im Vorjahr.

Die Hauptunfallursachen sind, wie auch in den Vorjahren, Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie das Missachten der Vorfahrt mit einem Gesamtanteil von rund 26 Prozent. Danach sind es Abstand, Fehler beim Fahrstreifenwechsel, Alkoholeinfluss und Geschwindigkeit. Der Anteil der Unfälle, die auf technische Defekte an den Unfallfahrzeugen oder Mängel im Verkehrsraum zurückzuführen sind, liegt bei lediglich 0,2 Prozent. Bei annähernd 100 Prozent aller Unfälle im Stadtgebiet ist demzufolge menschliches Fehlverhalten ursächlich.

Die Polizei richtet die Verkehrsüberwachung immer an den Unfallursachen und Unfallschwerpunkten aus. So haben die Spezialisten der Verkehrsüberwachung im vergangenen Jahr 666 Rotlichtverstöße festgestellt (2013: 398, 2012: 513). Darüber hinaus sorgen sie zusammen mit den Beamtinnen und Beamten der Polizeireviere allein durch ihre Präsenz an Unfallbrennpunkten und an Verkehrsknoten für eine dämpfende Wirkung sowie durch gezielte Handy- und Gurt- bzw. Helmkontrollen für mehr Sicherheit auf unseren Straßen. Angesichts der Zunahme der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinwirkung und Drogeneinfluss wurden bei Schwerpunktkontrollen zudem 1.119 alkoholisierte und 241 unter Drogeneinfluss stehende Fahrer festgestellt und angezeigt. Und schließlich haben die Polizistinnen und Polizisten – auch wegen des hohen Anteils dieser Unfallursache gerade bei jungen Fahrern – bei Geschwindigkeitskontrollen im vergangenen Jahr insgesamt 20.607 Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt, dies entspricht einer Zunahme von 133,8 Prozent im Vergleich zu 2013 (8.813 Verstöße). Diese Zahl ist umso bedenklicher, da die Einsatzdauer der Geschwindigkeitsmessgeräte nur von 780 Stunden auf 997 Stunden angestiegen ist (+ 27,8 %). Verantwortungslose Raser mussten empfindliche Geldbußen sowie zum Teil Punkte im Verkehrszentralregister hinnehmen. 1.120 Fahrer erwartete ein Fahrverbot (2013: 720).

Eine Zunahme um 21 auf 306 gab es bei den Unfällen, an denen Fußgänger beteiligt waren. Dies entspricht einer prozentualen Steigerung von 7,4 Prozent. Drei Fußgänger starben, 70 wurden schwer und 199 leicht verletzt. Bei mehr als 40 Prozent der Fußgängerunfälle setzten die Fußgänger auch selbst die Ursache. Zwei der drei tödlich verletzten Fußgänger waren auch Unfallverursacher.

„Die Folgen eines Fußgängerunfalls wiegen schwer. Allerdings trägt jeder Verkehrsteilnehmer auch Selbstverantwortung und kann selbst ganz wesentlich zur Unfallverhütung beitragen, indem er sich umsichtig, konzentriert und rücksichtsvoll im Straßenverkehr bewegt. Dazu gehört auch, dass man nicht blindlings ins Smartphone vertieft und das Gehör durch Musik beeinträchtigt, versucht, in einer Art Russisch Roulette die Straßen zu überqueren. Das gilt auch deshalb, weil immer mit dem Fehlverhalten anderer gerechnet werden muss“, warnt Franz Lutz die schwächsten Verkehrsteilnehmer.

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern stieg bedauerlicherweise im vergangenen Jahr um zehn auf 109 Unfälle. Es wurden 25 Kinder schwer und 132 leicht verletzt. Bei 63 Unfällen haben Kinder die Ursache selbst gesetzt, dies entspricht einem Anteil von rund 58 Prozent. Bei ihnen liegt der polizeiliche Schwerpunkt in der Verkehrsaufklärung im Kindergarten, in der Grundschule, als auch bei der Radfahrausbildung. Es gilt aber auch der Appell an die Jugendlichen und Erwachsenen, insbesondere Erziehungsberechtigte und Bezugspersonen der Kinder, sich ihrer Vorbildfunktion für die jüngsten Verkehrsteilnehmer in ihr Bewusstsein zu rufen und ihr Handeln danach auszurichten.

Unfälle, bei denen die Verursacher unter Alkoholeinfluss hinter dem Steuer saßen, sind im Jahr 2014 um 22 auf 248 angestiegen, das entspricht einer Steigerung um 9,7 Prozent. Alkoholbedingte Verkehrstote gab es im Jahr 2014 nicht, jedoch erlitten 34 Personen schwere Verletzungen (+ 79,0 %) und 67 Personen leichte Verletzungen (- 24,7 %). Auch die Zahl der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss ist 2014 gestiegen. So wurden insgesamt 18 Unfälle dieser Art registriert, im Vorjahr waren es 15. Darüber hinaus stellten Beamte bei Verkehrskontrollen insgesamt 241 Fahrer fest, die trotz Drogeneinfluss unterwegs waren.

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort stieg geringfügig von 6.051 auf 6.070. Dies stellt den dritthöchsten Stand seit dem Jahr 2005 dar. Am Gesamtunfallgeschehen entspricht dies einem Anteil von knapp einem Viertel. Bei 5.923 Unfallfluchten blieb es beim Sachschaden. Bei 147 Unfällen wurden zehn Personen schwer und 19 Personen leicht verletzt. Aufwendige Ermittlungsarbeit führte 2014 zu einer Aufklärungsquote bei den Unfallfluchten von rund 47 Prozent bei Unfällen mit Verletzten und etwa 32 Prozent bei Unfällen mit Sachschäden. Werden Unfallverursacher ermittelt, drohen ihnen nicht nur Punkte und empfindliche Geldstrafen, sondern auch ein mehrmonatiger Führerscheinentzug. In schwerwiegenden Fällen kann sogar eine Freiheitsstrafe die Folge sein.

Der Bericht zur Unfalllage 2014 ist auch unter www.polizei-stuttgart.de sowie www.facebook.com/polizeipraesidiumstuttgart im Internet abrufbar.

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Stuttgart
Pressestelle
Telefon: 0711 8990-1111
E-Mail: stuttgart.pressestelle@polizei.bwl.de
Außerhalb der Bürozeiten (Montag bis Freitag 06.30 Uhr bis 18.00
Uhr):
Telefon: 0711 8990-3333
E-Mail: stuttgart.pp@polizei.bwl.de

http://www.polizei-bw.de/

Quelle: news aktuell / dpa