POL-S: Polizeiliche Kriminalstatistik 2014 für die Landeshauptstadt

06.03.2015 – 11:00

Stuttgart (ots) – Gleichbleibend hohe Aufklärungsquote bei mehr registrierten Straftaten; Polizeipräsident Franz Lutz: „Erfolgreiche Polizeiarbeit mit sehr hohem Personaleinsatz“

Die Zahl der Straftaten in der Landeshauptstadt ist im vergangenen Jahr von 58.325 um 5,6 Prozent auf 61.576 Fälle gestiegen. Die höchste Zahl seit zehn Jahren. Die Aufklärungsquote ist wie seit Jahren hoch und liegt mit 62,2 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt von 58,9 Prozent. „Wir machen erfolgreiche Polizeiarbeit. Im landesweiten Vergleich belegt Stuttgart unter den acht einwohnerstärksten Städten Baden-Württembergs den guten zweiten Platz in Sachen Aufklärungsquote“, so Polizeipräsident Franz Lutz bei der Vorstellung der Kriminalstatistik am Freitagmorgen (06.03.2015) in Stuttgart. Im Gesamtvergleich der bundesdeutschen Großstädte über 500.000 Einwohner rangiert die Landeshauptstadt in der Kriminalitätsbelastung hinter Nürnberg und München. Mehr Straftaten als in den Jahren zuvor gab es bei der Eigentumskriminalität, unter anderem den Diebstahlsdelikten wie Taschendiebstahl und Diebstählen an und aus Fahrzeugen, bei Wohnungseinbrüchen sowie im Bereich der Rauschgiftkriminalität. Die Statistik weist, wie überall im Land Baden-Württemberg, wieder sehr viele Wohnungseinbrüche aus. „Unser Ziel ist eine Trendumkehr, hin zu weniger Einbrüchen“, sagte Lutz. „Daran setzen wir alles, wie unsere tagesaktuellen Lagebilder, den täglichen Informationsaustausch der Ermittler und die zentrale Steuerung von Fahndungsmaßnahmen mit gezielter und hoher Präsenz“, betonte der Polizeipräsident.

Große Teile der Kriminalität haben an sich keinen unmittelbaren Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Menschen. So hängen beispielsweise die Zahlen beim Ladendiebstahl oder beim „Schwarzfahren“ klar von der Aufmerksamkeit der Ladendetektive oder der Intensität von Fahrgastkontrollen im ÖPNV ab. Nach rückläufigen Zahlen im Bereich der Gewaltkriminalität im Vorjahr kann der Anstieg 2014 besonders bei den gefährlichen Körperverletzungen, aber auch beim Taschendiebstahl nicht zufriedenstellen. „Tatsache ist, dass hier einiges aus dem Umland in die pulsierende Stadt importiert wird. Da geht es uns nicht anders wie vielen anderen Großstädten in Deutschland auch“, sagte Franz Lutz.

Tatverdächtige 27.310 Tatverdächtige konnten den 38.309 geklärten Straftaten zugeordnet werden. Dies sind 1.490 Personen oder 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr.

Opfer Insgesamt 11.682 Personen wurden Opfer einer Straftat – im Vergleich zu 2013 ein Anstieg um 6,3 Prozent.

Diebstahl Die Diebstähle sind 2014 auf einen Höchststand von 20.292 (plus 1.776) geklettert. Mit ursächlich dafür waren Wohnungseinbrüche, Taschendiebstähle, Fahrraddiebstähle und Diebstähle von Fahrzeugteilen in und aus Autos. Nicht nur Kompletträder mit teuren Felgen, sondern auch Navigationsgeräte, hochwertige Armaturen, Multifunktionslenkräder oder elektrische und beheizbare Außenspiegel werden bei Autos gestohlen. Begehrt sind immer wieder hochwertige Fahrräder, jedoch auch Räder, die einfach herumstehen und nicht abgeschlossen sind.

Wohnungseinbruch Seit 2008 steigen die Zahlen der Wohnungseinbrüche wieder. 2014 wurden 1.277 Wohnungseinbrüche registriert (2013: 1.025 plus 24,6 Prozent). Verantwortlich dürften vor allem vermehrt reisende Täter sein. Auffällig sind teilweise auch ortsansässige Einbrecher aus südosteuropäischen Ländern, wie beispielsweise die Festnahme von serbischen oder georgischen Tätern unterstreicht. In der Mehrzahl der Wohnungseinbrüche stehlen die Täter immer wieder Bargeld, Schmuck und Geräte wie Notebooks, Handys und Tablet-PC`s.

„Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs ist immer noch DER Arbeitsschwerpunkt schlechthin. Wenn man bedenkt, wie vernetzt und konspirativ die Täter agieren und wie schwierig die Ermittlungsarbeit ist, kann sich die jetzige Aufklärungsquote von 17,6 Prozent im Vergleich zu anderen zwar sehen lassen, zufrieden sind wir dennoch nicht“, so Franz Lutz.

Aber die vielen Präventions- und Repressionsmaßnahmen der Schutz- und Kriminalpolizei greifen durchaus. Das Dezernat Eigentumskriminalität wurde personell neu strukturiert und kann schneller als zuvor sofort auf geändertes Verhalten der Einbrecher reagieren oder sich im Vorfeld darauf einstellen. Täglich wird die Stuttgarter Polizei auch durch Polizistinnen und Polizisten des Polizeipräsidiums Einsatz unterstützt. Die zentrale Bearbeitung der Einbrüche durch die Spezialisten der Kriminalpolizei hat sich bewährt. Man sei, so der Polizeipräsident, stärker präsent, auch wenn dies für Bürger und Passanten nicht sofort erkennbar sei. Bei der hohen Zahl von gescheiterten oder abgebrochenen Einbrüchen (41,0 Prozent) in Häuser und Wohnungen werde deutlich, dass es sich lohnt, in technische Sicherungsmaßnahmen zu investieren. Erneut betonte Lutz, wie wichtig die Unterstützung der polizeilichen Arbeit durch die Bevölkerung ist und appellierte: „Wählen Sie die 110, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt, rufen Sie uns, wir kommen so schnell es geht. Wir nehmen jeden Hinweis ernst und gehen ihm nach.“ versprach Lutz.

Taschendiebstähle 2.252 Taschendiebstähle (plus 36,1 Prozent) sind bei der Polizei angezeigt worden. Damit setzt sich der ansteigende Trend der letzten Jahre fort. Besonders lukrativ für die Taschendiebe sind Bargeld und Mobiltelefone. Auffällig ist auch immer wieder, dass Betrunkene als Opfer von Taschendiebstählen anvisiert werden und in Diskotheken und Bars ist das „Antanzen“ eine Masche, insbesondere um an Smartphones zu gelangen.

Rauschgiftkriminalität Vermutlich auf die hohe Präsenz der Stuttgarter Polizei insbesondere im Bereich Arnulf-Klett-Platz/Schlossgarten zurückzuführen ist der eklatante Anstieg der Rauschgiftkriminalität um 27,0 Prozent auf 4.468 Fälle – ein Zehnjahreshöchststand. Im Vergleich zum Land (Land: 36.216 Fälle, plus 12,4 %) zeichnet auch hier die städtische Struktur für den Anstieg verantwortlich. „Ein weiterer Faktor für den Anstieg der Fallzahlen dürften auch die weiter anhaltenden polizeilichen Einsatzmaßnahmen im Rahmen der Brennpunkteinsätze in der Event- und Vergnügungsszene sein“, so Franz Lutz. „Hier, wie auch rund um die Klett-Passage, wo es auch um das Verhindern einer Verfestigung der Drogenszene gehe, machen uns aus Afrika stammende Dealer, die insbesondere mit Cannabisprodukten handeln, zu schaffen“, so der Polizeipräsident weiter. Mittlerweile seien 49 von Ihnen (Stand März 2015) in Haft. Bei den sichergestellten bzw. beschlagnahmten Betäubungsmitteln dominieren auch im Jahr 2014 die Cannabisprodukte.

Körperverletzung Die Körperverletzungen insgesamt sind im vergangenen Jahr von 6.571 Fällen im Jahr 2013 auf 6.953 Fälle angestiegen. Die gefährliche beziehungsweise die schwere Körperverletzung ist um 201 Fälle auf insgesamt 1.768 (2013: 1567) gestiegen. Die vorsätzliche leichte Körperverletzung nahm um 207 Fälle im Vergleich zu 2013 zu. Als ursächlich für den Anstieg auf die im 10-Jahresvergleich zweithöchste Fallzahl sieht das Polizeipräsidium das Anzeigeverhalten der Opfer, die Polizeipräsenz bei Brennpunkteinsätzen und die Anzahl von Großveranstaltungen in Stuttgart. Zu rund 80% werden Körperverletzungen von Erwachsenen begangen, ein Fünftel hingegen von Menschen unter 21 Jahren.

Gewalt gegen Polizeibeamte Auch 2014 waren die Polizistinnen und Polizisten wieder respektlosem Verhalten bei polizeilichen Maßnahmen ausgesetzt. Insgesamt 834 (plus114 Fälle) Straftaten zum Nachteil von Polizeibeamten sind in Stuttgart registriert worden.

Gewalt-, Straßen- und Aggressionsdelikte Die Attraktivität der Eventszene in der Landeshauptstadt und die einhergehende Sogwirkung der Innenstadt durch Feste, Veranstaltungen und Märkte ist ungebrochen. Das Personenaufkommen und der teilweise übermäßige Genuss von Alkohol, können als mitursächlich für Tatgelegenheiten der Gewaltkriminalität angesehen werden.

Gewaltkriminalität Zur Gewaltkriminalität zählen unter anderem Raub und Körperverletzungsdelikte. Raubdelikte sind 2014 zwar 23 weniger begangen worden, dennoch sind 553 Fälle registriert worden. 43,5 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen standen unter Alkoholeinfluss. Bei den Opfern waren Menschen unter 21 Jahren erneut überrepräsentiert.

Aggressionsdelikte Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum wurden 2014 zu rund einem Drittel von unter 21-Jährigen begangen (836 von 3.030 Tatverdächtigen). Von den ermittelten Tatverdächtigen standen 51,6 Prozent oder 1.563 Personen unter Alkoholeinfluss, bei den unter 21-Jährigen waren es 44,6 Prozent. Landesweit sind dies nur 30,9 Prozent.

Straßenkriminalität Die Straßenkriminalität stieg auf 9.292 Fälle an und hat damit einen Höchststand erreicht. Mitursächlich sind die Fallsteigerungen bei Taschendiebstählen, Diebstählen an und aus Kraftfahrzeugen und die Entwicklung bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung.

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Quelle: news aktuell / dpa