18.02.2015 – 13:40
Travenbrück (ots) – Anno 1890 war für das Feuerwehrwesen im Kreis Stormarn ein wahrhaft gutes Jahr. Im Kreisgebiet hatten engagierte Landwirte und Handwerker binnen Jahresfrist gleich 24 Freiwillige Feuerwehren gegründet. Da sechs Wehren aus dem Gebiet Alt-Stormarn bereits seit Jahrzehnten zu Hamburg gehören, können in diesem Jahr 18 Wehren aus dem Kreisgebiet auf ihr 125jähriges Bestehen zurückblicken. Den Reigen der Jubiläumsfeierlichkeiten eröffnete die Feuerwehr Bünningstedt (Gründung 23. Januar 1890). Ihr folgt am 18. Februar die Freiwillige Feuerwehr Papendorf. In enger Abstimmung zwischen Wehrführung und Einsatzabteilung wurde beschlossen, den Gründungstag der Papendorfer Wehr ohne großes Brimborium zu begehen. So gibt es zur 125 Jahrfeier keine voluminöse Festschrift mit stelzigen Grußadressen oder barocken Lobeshymnen, sondern einen modern gestalteten Folder (Fleyer), in dem die Geschichte der Wehr auf sechs Doppelseiten kurz, präzise und allgemein verständlich erzählt wird. Die Textpassagen wurden sowohl mit historischen Aufnahmen als auch mit aktuellen Fotos von Einsätzen, Gerät und Ausbildungsvorhaben ergänzt. „Unsere Feuerwehr im Wandel der Zeit“, heißt denn auch der Titel der modernen Jubiläumsschrift, freut sich Wehrführer Ralf Müthel. In der Tat: Die Brunsbeker Ortswehr versucht mit der Gestaltung des Fleyers sehr selbstbewusst einen Spagat zwischen Tradition und Moderne. Die Historie der Wehr ist rasch erzählt: Um sich im Falle eines Feuers gegenseitig beistehen zu können, fanden sich am 18. Februar1890 20 Papendorfer zusammen um eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. In der Dorfstraße entstand ein Spritzenhaus, in dem die erste, mit Pferden bespannte und durch Muskelkraft betriebene Feuerwehrpumpe stationiert wurde. 1938 erhielt die Wehr eine Motorspritze und einen Tragkraftspritzenanhänger. Das Spritzenhaus wurde um einen Schlauchturm erweitert. Von 1925 bis zum 2. Weltkrieg unterhielt die Wehr ein Trommler- und Pfeiferkorps. Dieses löste sich während des Krieges auf, da nicht mehr genügend Kameraden verfügbar waren. In den Wirren des Krieges übernahmen ab 1943 auch Frauen Löschdienste im Dorf. Erst Anfang der 70er Jahre wurde mit der Anschaffung eines Tragkraftspritzenfahrzeugs (Ford Transit) die Motorisierung der Feuerwehr in Papendorf eingeleitet. Bis dahin wurde im Alarmfall der Anhänger mit Tragkraftspritze und Schlauchmaterial mit einem Trecker von Spritzenhaus abgeholt und zum Einsatzort gebracht. Neben Alarmierungen im Dorf, verzeichnet die Chronik in den 60er und 70er Jahren auch Einsätze bei Großschadenslagen außerhalb von Papendorf: Mithilfe bei der Bewältigung der großen Sturmflut in Hamburg 1962. Es mussten hunderte von Faschinen (Reisigbündeln) zur Deichsicherung gebunden werden. 1976: Deichsicherung und Evakuierungsaufgaben beim Hochwasser in der Haseldorfer Marsch. 1978/1979: Zahlreiche Hilfeleistungen während der Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein. 1980 konnte das neue Gerätehaus, das zu großen zu Teilen von den Kameraden in Eigenarbeit errichtet wurde, eingeweiht werden. Um den ständig steigenden Anforderungen bei Brandbekämpfung und Gefahrenabwehr gerecht zu werden, wurde 1988 der Ford Transit durch ein Löschfahrzeug Iveco LF8 mit Vorbaupumpe ersetzt. Auch die Feuerwehr Papendorf – heute neben den Wehren Kronshorst und Langelohe eine der drei Brunsbeker Ortswehren – erlebt den Wandel der Zeit. Schwerpunkte der Einsätze und Ausbildung sind heute technische Hilfeleistung, Brandbekämpfung und vorbeugender Brandschutz. „Selbstverständlich leben und unterstützen wir auch die kulturellen Veranstaltungen im Ort“, sagt der stellvertretende Wehrführer Jörg Reiche. Die Einsatzabteilung besteht zurzeit aus 35 Kameraden. Seit Herbst 2012 rückt die Wehr mit einem Löschfahrzeug HLF 20/16 aus. Das nunmehr 20 Jahre alte Fahrzeug wurde von der Berliner Berufsfeuerwehr übernommen, verfügt u.a. über einen Wasserwerfer (Monitor), 1600-Liter Löschwasser- und 400-Liter Schaummitteltank, 50 Meter Schnellangriffs-Einrichtung mit Hohlstrahlrohr und umfangreiche Beladung für technische Hilfeleistung nach aktueller Norm. Ein Blick in die Einsatzstatistik der letzten Jahre vermittelt einen Eindruck über die vielfältigen Aufgaben der Papendorfer Brandschützer im Heute: Personenrettung und technische Hilfe nach Verkehrsunfällen, Löscheinsätze bei mehreren Großbränden im Gemeinde- und Amtsbereich sowie Hilfeleistungen bei Unwetter-Lagen. Dass die Feuerwehr Papendorf im 21. Jahrhundert angekommen ist, sich personell deutlich verjüngt, veranschaulicht besonders ein Foto in der Jubiläumschrift, auf dem sich die vier Anwärter des Jahres 2015 in lockerer Formation präsentieren. Es signalisiert: Daumen hoch für das Ehrenamt! So macht Feuerwehr Spaß …! „Als Jubiläumsgabe wird der Folder am Mittwoch – dem 125. Gründungstag der Wehr – an alle Haushalte in Papendorf verteilt“, verspricht Müthel. Am Abend werden sich die Kameraden der Ehren- und Einsatzabteilung zu einem internen, zwanglosen Beisammensein treffen, um sich in geselliger Runde auszutauschen und in Erinnerungen zu schwelgen. Außerdem soll eine von Kameraden zusammengestellte Foto-Dokumentation zur Geschichte der Wehr vorgestellt werden. Die offizielle Jubiläumsfeier mit geladenen Gästen und Gemeindevertretern findet am Sonnabend (21. Februar) im Dorfgemeinschaftshaus Brunsbek statt. Für alle diejenigen die mehr über die Arbeit und Aufgaben der Feuerwehr wissen möchten, wird es am 20. Juni in Papendorf einen Tag zum Mitmachen geben. Zusammen mit den Brunsbeker Ortswehren Kronshorst und Langelohe soll gezeigt werden, wie „Feuerwehr funktioniert“. Zuschauen und Mitmachen bei den Lösch- und Rettungsübungen soll an diesem Tag allen Besuchern ausdrücklich erlaubt sein.
Rückfragen bitte an:
Kreisfeuerwehrverband Stormarn
Otto Heydasch
Telefon: 0177 677 31 78
E-Mail: Otto.Heydasch@kfv-stormarn.de