„Enkeltrick“ – immer wieder neue Taten
KEMPTEN. Im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West kommt es immer wieder zu sogenannten Enkeltricks. In zwei Fällen waren die Unbekannten heuer schon erfolgreich.
Bereits rund 30 Mal wurde die Polizei im Januar 2015 von Rentnerinnen und Rentnern über Anrufe informiert, in denen bislang unbekannte Männer von den Angerufenen hohe Bargeldsummen forderten. Der sogenannte Enkeltrick war dabei sogar zweimal erfolgreich.
Bei dieser Betrugsform, der für die Opfer oft existenzielle Folgen haben kann, rufen sowohl männliche als auch weibliche Täter gezielt ältere Menschen an und geben sich ihnen gegenüber als Verwandte, beispielsweise Nichte oder Enkel, oder Bekannte aus. Sie täuschen dann einen finanziellen Engpass oder eine Notlage vor, wie etwa einen Unfall oder einen Auto- bzw. Immobilienkauf. Hierbei wenden die Täter eine oft geübte Gesprächstaktik an und setzen die Opfer gezielt unter Druck. So drohen sie oft mit dem Abbruch des Kontakts, was die älteren Opfer keinesfalls wollen. Sie nutzen damit die Gutgläubigkeit und Hilfsbereitschaft älterer Menschen aus, um an ihr Erspartes zu gelangen.
Während der geografische Schwerpunkt der gemeldeten Fälle in der Vorwoche (4. KW) in den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm war, wurden alleine gestern (28. Januar 2015) in den Allgäuer Landkreisen 15 Anrufe bei der Polizei gemeldet. Zu einer Geldübergabe kam es allerdings bei keinem der gestrigen Betrugsversuche.
In Immenstadt wurden gestern drei Opfer im Alter von 84, 85 und 86 Jahren angerufen und unter Druck gesetzt. Als Grund wurden ein Auto- und ein Immobilienkauf genannt und jeweils 15.000 Euro gefordert. In Bad Hindelang bekam die Schwiegertochter einer 75-jährigen Frau von den Anrufen und Forderungen von 35.000 Euro mit und informierte die Polizei.
In Kaufbeuren erhielten gestern zwei Frauen den Anruf eines angeblichen Verwandten. Dieser sprach die Damen mit ihrem Vornamen an und gab vor, sich derzeit bei einem Notar zu befinden. Für einen Immobilienkauf würde er dringendst 20.000 Euro benötigen.
Ebenfalls gestern gingen acht Anrufe gingen bei älteren Leuten in Memmingen ein, wobei in einem Fall der Unbekannte 60.000 Euro forderte. Zur Übergabe des Geldes würde er sein Opfer auch gerne zum Kaffee besuchen. Als das Opfer angab, soviel Geld nicht im Haus zu haben, bot der Täter an ein Taxi zu rufen. Alternativ würde er auch Gold nehmen, da er ansonsten den Kontakt zur Familie abbrechen würde. Das Opfer wog daraufhin sogar den im Haus befindlichen Schmuck ab. In einem dritten Gespräch drohte der Täter erneut mit Kontaktabbruch. Erst als das Opfer die genannte Person zurückrief, flog der Schwindel auf.
Dass der Enkeltrick aus Tätersicht auch zum Erfolg führen kann, zeigen zwei Beispiele aus Bad Wörishofen vom 16. Januar 2015 und aus Kaufbeuren vom 13. Januar 2015. Hier wurden je 10.000 bzw. 20.000 Euro an eine noch unbekannte Person übergeben.
Die Polizei setzt bei diesem Betrugsphänomen auf Prävention und Aufklärung, und bittet auch Verwandte und gute Bekannte von älteren Menschen, sie persönlich auf diese Betrugsmasche aufmerksam zu machen. Außerdem:
Seien Sie mißtrauisch wenn Verwandte oder Bekannte am Telefon Geldforderungen stellen.
Geben Sie keine Details zu ihren familiären und finanziellen Verhältnissen heraus.
Lassen Sie sich zeitlich und emotional nicht unter Druck setzen; beenden Sie das Gespräch in dem Fall.
Stellen Sie dem Anrufer gezielt Fragen, zum Beispiel nach dem Namen seiner Mutter, und bestehen Sie auf die Beantwortung.
Halten Sie unbedingt zeitnah Rücksprache mit anderen Familienangehörigen.
Melden Sie derartige Anrufe sofort der Polizei. Scheuen Sie nicht davor die Notrufnummer 110 zu wählen.
Übergeben oder überweisen Sie keinesfalls Geld an Fremde.
Vorsicht, falscher Enkel!
Informationen der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes mit der Broschüre „Goldener Herbst“, die auch über andere Betrugsmaschen informiert.
Informationen für Mitarbeiter von Banken und Geldinstituten zum Enkeltrick
(.pdf
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(PP Schwaben Süd/West, 15.30 Uhr, ce)
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