ZPD: Böller und Bengalos: Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD) schützt eigene Einsatzkräfte …

22.08.2014 | 12:00 Uhr

Hannover (ots) – … und warnt vor Gefahren, die von gezündeter und abgeschossener Pyrotechnik rund um Fußballstadien ausgehen

„Zum Schutz der Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei vor dem Bewurf mit Böllern und Bengalos sowie Beschuss mit Leuchtmunition im Umfeld von Fußballstadien werden die Einsatzbeamtinnen und -beamten der ZPD künftig Brandschutzhauben mit sich führen“, sagte Polizeipräsident Uwe Lührig heute bei einem Pressegespräch in Hannover. Spätestens seit der Begegnung Hallescher FC gegen den 1. FC Magdeburg am 14. Mai dieses Jahres, bei der ein Beamter der 3. Bereitschaftshundertschaft (BPH) aus Braunschweig bei einem Unterstützungseinsatz nach einem gezielten Beschuss mit Leuchtmunition schwere Brandwunden davontrug, sei deutlich geworden, dass wir aus Gründen der Fürsorge tätig werden müssen, so der Behördenleiter weiter.

Wenngleich mit dem Abstieg von Eintracht Braunschweig aus dem Oberhaus bis auf Weiteres zwei Begegnungen mit hohem Sicherheitsrisiko weniger auf dem Spielplan stehen, bleibt Niedersachsen mit zwölf Vereinen bis runter in die Regionalliga vertreten – brisante Derbys mit kräftezehrenden Fußballeinsätzen inklusive. „Nach unseren Beobachtungen findet Gewalt im Umfeld von Fußballstadien und gezielt gegen Einsatzkräfte der Polizei mehr und mehr in unterklassigen Ligen statt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: die gezielte Investition in ein deutliches Plus an Stadionsicherheit, das zunehmend professionellere Agieren der von den Vereinen engagierten privaten Sicherheitsdiensten und nicht zuletzt die im Zusammenwirken mit den Bundesligaclubs erprobten Sicherheitskonzepte der Polizei“, beschrieb Uwe Lührig die aktuelle Gesamtsituation.

„In der zurückliegenden Saison sind bei allen Einsätzen, zu der die ZPD Kräfte entsandt hatte, insgesamt 73 eigene Beamtinnen und Beamte verletzt worden. Das bislang nicht mehr passiert ist, sei insbesondere dem besonnenen Handeln der Einsatzkräfte zu verdanken, die Wochenende für Wochenende die so genannten Fußballfans zu Spielorten begleiten, obwohl sie beleidigt, getreten, mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen und dabei bisweilen schwerer verletzt werden“, betonte der Behördenleiter der ZPD. Wenn im Zusammenhang mit der Ergänzung der Ausstattung von Einsatzkräften der ZPD mit Brandschutzhauben nun davon gesprochen werde, dass sich die Bereitschaftspolizei „nun auch noch vermummt“, könne er diesem Vorwurf nur vehement widersprechen, so Uwe Lührig weiter. „Mit der Brandschutzhaube, die nur bei Bedarf übergezogen wird, verschaffen sich die Einsatzkräfte lediglich eine größere Reaktionszeit, um schwersten Verletzungen vorzubeugen. Die Identifizierung von Einsatzbeamtinnen und -beamten bleibt jederzeit über die individuelle Kennzeichnung auf dem Rücken sichergestellt“, machte der Polizeipräsident deutlich.

„Trotz aller Warnungen und Aufrufe unterschätzen immer noch viele die Gefahren, die von handelsüblicher Pyrotechnik oder gar selbst gebauten Böllern ausgehen. Deshalb greifen wir diesen Aspekt auch regelmäßig gezielt in unseren Einsatzvorbereitungen mit auf“, erläuterte der stellvertretende Leiter der Bereitschaftspolizei, Thomas Bodendiek. Inzwischen machten Anlässe rund um das Thema „Fußball“ über ein Viertel des Gesamteinsatzaufkommens der Bereitschaftspolizei aus – Tendenz steigend, so der erfahrene Einsatzbeamte. Dabei seien die sieben Einsatzhundertschaften sowie die Technische Einsatzeinheit (TEE) nicht nur in Niedersachsen unterwegs. „Wir unterstützen regelmäßig bei als Risikobegegnungen eingestuften Spielen in benachbarten Bundesländern, so in Bremen und Sachsen-Anhalt“, sagte Thomas Bodendiek.

„Brandverletzungen gehören zu den komplexesten und am kompliziertesten zu behandelnden Verletzungen im klinischen Alltag“, sagte Dr. med. Ramin Ipaktchi, Oberarzt der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Ursächlich dafür seien die – je nach Art der verwandten Pyrotechnik – teilweise extrem hohen Verbrennungstemperaturen. Je nach Situation und Kontaktdauer mit der Haut könnten dabei Verbrennungen entstehen, an deren Folgen Patientinnen und Patienten möglicherweise sogar ihr ganzen Leben lang laborierten, so der Facharzt der MHH.

„Während gegen Gewalttäter auch im Fußballumfeld weiter konsequent vorgegangen werden sollte, sind und bleiben Dialog und Differenzierung gegenüber den friedlichen Fans wichtiger denn je!“, betonte Uwe Lührig zum Abschluss des Pressegesprächs. Deswegen begrüße und unterstütze er auch die Initiative der im Fußballumfeld tätigen Einsatzbehörden, den Einsatz von Konfliktmanagern mit Unterstützung des Sozialwissenschaftlichen Diensts der ZPD gezielt auszuweiten. „Das ist von Seiten der Polizei ein aktiver Beitrag zur landesweit erfolgreichen Kampagne „Gemeinsam FAIR – für eine friedliche Fußballfankultur.“ Schließlich habe bei aller Rivalität die übergroße Mehrheit der Fußballfans nur eines im Sinn: bei der angeblich schönsten Nebensache der Welt leidenschaftlich dabei sein./wo

Rückfragen bitte an:  Zentrale Polizeidirektion Niedersachsen Pressestelle Karsten Wolff Telefon: 0511/9695-1004 Mobil: 0178/455 33 34 E-Mail: karsten.wolff@polizei.niedersachsen.de http://www.polizei.niedersachsen.de/dst/zpd/ 

Quelle: news aktuell / dpa